Bürgermeister Ludwig Entfellner mahnte nochmals zu Geduld: »Wir sollten die Zukunft des Hallenbad-Komplexes sorgsam und behutsam angehen.« Langsam und Schritt für Schritt hatte man sich deshalb in den vergangenen Wochen und Monaten an eine Entscheidungsfindung herangetastet. Zunächst gab es ein Gutachten von Josef Krautloher, dann eine Begutachtung der Heizung und Gespräche mit den derzeitigen Nutzern sowie einem Zukunftsworkshop im Gemeinderat. Zuletzt wurden auch die Bürger bei einem Tag der offenen Tür im Hallenbad gehört.
Aus dieser kompakten Gedankensammlung hatte der Architekt nun ein vorläufiges Raumprogramm erstellt. Das sieht im bisherigen Badbereich einen etwa 600 Quadratmeter großen Saal für 580 bis 600 Sitzplätze mit einer großen und kleinen Bühne sowie Toiletten, Garderobe und Lager vor.
Planung mit geradliniger Struktur und Ordnung
Für die Gastronomie hat der Architekt insgesamt 240 Quadratmeter und für die Küche 50 Quadratmeter vorgesehen. Das Mütterzentrum vom Verein »Wössner Regenbogen« mit seiner Kinderbetreuung auf 110 Quadratmeter soll ebenerdig im jetzigen Saunabereich untergebracht werden.
Wichtig ist dem Planer nach eigenen Worten grundsätzlich eine hohe Raumqualität durch klare Bewegungsachsen und eine gut durchdachte, geradlinige Struktur und Ordnung. Dafür empfiehlt Entfellner auch eine Liftanlage ins Obergeschoß. Dort hat er einen so genannten Dorfraum mit einer möglichen Option für eine Galerie von circa 180 Quadratmeter, eine Bücherei (170 Quadratmeter), einen Tanzsaal mit Umkleiden und Duschen sowie den Schießstand mit 100 Quadratmeter eingeplant.
Hinsichtlich der Außenanlagen war es für den Architekten wichtig, Bezüge zum Gebäude herzustellen, etwa durch den Boden oder eine verbindende Beleuchtung. Mit einer besseren Strukturierung konnte er die Anzahl der Parkplätze von derzeit 50 auf 76 erhöhen und drei Eingangsbereiche zum Haus schaffen. Die vielschichtigen äußeren Strukturen möchte der Planer auf ein einheitliches Gesamtkonzept zurückführen.
Innerhalb seiner Planung sieht er je zwei Varianten für die Küche und das Restaurant vor. Die Küche könnte entweder mehr nach vorne verlegt werden oder an der jetzigen Stelle bleiben, was den Vorteil eines schrittweisen Umbaus hätte. Auch das Restaurant könnte dort bleiben, wo es ist, oder mit einem Biergarten nach Süden in Richtung Straße verlagert werden.
Betrieb mit Biergarten zur Straße hin als Chance?
Der Architekt erntete von allen Räten Lob und Anerkennung für seine Planung. Bei einigen Punkten gab es jedoch unterschiedliche Auffassungen und noch viele grundsätzliche Fragezeichen. Am längsten wurde über die künftige Funktion und den Standort des Restaurants diskutiert. So attestierte Andreas Bichler (FWG) der Gastronomie nur eine Bedeutung für die innere Versorgung des Hauses und keine für die Bevölkerung und Feriengäste und plädierte deshalb, wie auch Anton Aberger (CSU), für den Verbleib am jetzigen Standort.
Ganz anders Thomas Ager (CSU), Sandra Sonntag (FDP) und Barthl Irlinger (OWG): Sie sahen in einem der Straße zugewandten Betrieb mit Biergarten eine große Chance für den Ort und sogar den Höhepunkt der Gesamtanlage.
Umstritten waren auch die Platzierung und der Umfang des Mütterzentrums inklusive der geplanten Krippeneinrichtung. So hielt Aberger den neuen Standort generell für fraglich, Claudia Schweinöster (OWG) wollte dagegen die Kinderbetreuung auf Kosten der Sauna sogar noch ausbauen und Dr. Dieter Stein (OWG) hielt eine Auslagerung aus dem Gebäude in frei werdende Schulräume für die wirtschaft-lichste Lösung. Bürgermeister Entfellner stellte dann die grundsätzliche Überlegung für ein gemeindliches Krippenangebot in den Raum.
Auch zum Thema »Sauna« gab es gegensätzliche Auffassungen von »zu teuer« bis zu »einem guten Aushängeschild«. Einzig bei der Einrichtung einer Bücherei gab es Übereinstimmung. Ager und Bichler hielten sie schlichtweg für »nicht so wichtig«.
Immer die Kosten im Auge hatte Gemeinderat Aberger. Er warnte davor, sich mit einer zu weitreichenden Umgestaltung und Neuorientierung im Haus »eine kostenintensive Mammutaufgabe« aufzuladen. Stattdessen sei es in seinen Augen sinnvoller, möglichst viel am alten Platz zu belassen.
»Wir haben noch viele Fragezeichen«, lautet am Ende das Fazit vom Rathauschef. Für deren Abarbeitung räumte er etwa ein halbes Jahr ein. Als Nächstes sollen nun wieder die Bürger miteinbezogen werden. Gelegenheit dazu bietet die Bürgerversammlung am Donnerstag, 16. April, im Oberwössener Posterholungsheim. bvd