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Für seine 50-jährige Mitgliedschaft und seine herausragenden Verdienste für den Natur- und Umweltschutz erhielt Alois Glück vom Bund Naturschutz (BN) in Bayern die Vereinsnadel in Gold und die Bayerische Naturschutzmedaille. Auf unserem Bild sind zu sehen: Beate Rutkowski, Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende des BN (von links), BN-Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Hubert Weiger, Alois Glück und BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. (Foto: Effner)

Engagierter Pionier für den Naturschutz in Bayern

Für herausragende Verdienste im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes sowie für 50-jährige Mitgliedschaft hat der Bund Naturschutz (BN) in Bayern Alois Glück mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt. Der ehemalige Fraktionschef der CSU und Präsident des Landtags bekam die seltene Auszeichnung vor rund 200 Ehrengästen und ehemaligen Mitstreitern aus der Landes- und Kommunalpolitik, der Kirchen, von Behörden und Ministerien sowie von Verbänden und Organisationen aus dem Umwelt- und Naturschutz im Kulturforum Klosterkirche in Traunstein überreicht.


Beate Rutkowski, Kreisvorsitzende in Traunstein und stellvertretende Landesvorsitzende des BN, erinnerte bei ihrer Begrüßung daran, dass Glück als Pionier des Umweltschutzes in Bayern »an vielen verschiedenen Stellen und Funktionen Entscheidendes für den Naturschutz bewegt« habe. Deshalb erschien es angemessen, ihm ergänzend zur Goldenen Vereinsnadel für 50 Jahre Mitgliedschaft auch die Naturschutzmedaille zu verleihen. Glück habe nie die Bodenhaftung und den Bezug zur Heimat verloren und dabei Mensch und Natur vereint im Blick gehabt, wie seine Initiativen zur Ausweisung des Naturschutzgebiets Geigelstein und der Gründung des Netzwerks Hospiz belegen.

Als langjähriger Wegbegleiter und Kenner beleuchtete der BN-Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger wichtige Lebensstationen Glücks und dessen Einsatz für den Natur- und Umweltschutz. Bereits als junger Landwirt und Landessekretär der Katholischen Landjugendbewegung habe sich der Traunwalchner für eine Neuausrichtung der Agrarpolitik in Bayern und überbetriebliche Zusammenarbeit stark gemacht. 1970 frisch in den Landtag gewählt, habe sich Glück für die Gründung des Ausschusses für Landesentwicklung und Umweltfragen eingesetzt, dessen Vorsitz er dann von 1974 bis 1988 geführt habe. Er habe bundesweit ein Vorbild für die Behandlung von Umweltschutzbelangen in Landesparlamenten gegeben.

Maßstäbe für den Erhalt des Bergwalds gesetzt

Neben entscheidenden Positionspapieren habe Glück mit der Initiative zum Bergwaldbeschluss 1984 Maßstäbe für den Erhalt und die Sanierung dieses so wichtigen wie bedrohten Schutz- und Lebensraums für natürliche Ressourcen gesetzt. Wie vorausblickend diese Entscheidung war, zeige sich heute angesichts des Klimawandels. Nicht zuletzt der vom BN-Naturschutzträger und bayerischen Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann entwickelte Grundsatz »Wald vor Wild« sei von Glück »entscheidend politisch mit unterstützt« worden.

Als Staatssekretär im Umweltministerium von 1986 bis 1988, so Weiger weiter, habe Glück mit Einsatz und Diplomatie entscheidende Vorarbeiten für die Ausweisung des Geigelsteins als Bayerns größtes Naturschutzgebiet 1991 geleistet. Ein über 15-jähriger harter Kampf um Skischaukelpläne sei damit dann zum Abschluss gekommen.

Der BN-Ehrenvorsitzende hob ebenfalls den Einsatz von Glück für die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden hervor. Glücks Eintreten als »Patron des ländlichen Raums« für die integrierte ländliche Entwicklung, die Dorferneuerung und die Partnerschaft von Naturschutz und Landwirtschaft habe auch die Arbeit des BN entscheidend mitgeprägt.

Weiger skizzierte auch das bundespolitische Wirken Glücks nach dessen politischem Karriereende 2008 in Kommissionen, die die Energiewende, den Atom- und Kohleausstieg Deutschlands mit vorbereitet hätten, ebenso wie seinen Einsatz als Moderator des Runden Tisches für Arten- und Naturschutz in Bayern 2019. Herauszuheben sei auch das vielfältige ehrenamtliche, sozialpolitische und kirchliche Engagement des Geehrten. Zusammengefasst lasse dies Glück als »wahren Christenmenschen« erkennen, der sich »für Benachteiligte und die Bewahrung der Schöpfung, für den Schutz von Natur und Umwelt« stark gemacht habe.

Alois Glück erklärte in seiner Festrede, in den 1960er Jahren sei die Landwirtschaft noch stark von Technisierung und Ertragssteigerung geprägt gewesen. Naturschutz sei gleichbedeutend mit Heimatschutz gewesen.

Konflikte, Abwägungs- und Lernprozesse

Für ihn sei die Weiterentwicklung des Naturschutzes auch »eine Geschichte von Konflikten, Abwägungs- und Lernprozessen gewesen«. Die Entwicklung zukunftsfähiger Gestaltungsmöglichkeiten in beiden Bereichen sei ihm ebenso wie die Entwicklung des ländlichen Raums wichtig gewesen. Gerade die Begegnung mit engagierten Menschen wie dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann, mit Erich Geiersberger vom Bayerischen Rundfunk, dem Nationalparkleiter Hans Bibelriether oder Dr. Georg Meister, dem ehemaligen Leiter des Forstamts Bad Reichhall, hätten sein Denken geprägt.

Zentrale Voraussetzung für wirkungsvolle Initiativen aus der Gesellschaft seien eine freie Demokratie und Meinungsfreiheit, sagte Glück. Er bedauere, dass trotz vieler Gespräche und Analysen in den bundespolitischen Kommissionen, in denen er mitgewirkt hat, nur wenig umgesetzt worden sei, was »Folgen für das heutige Fehlen regenerativer Energien« habe.

Erfreulich sei, dass in der Wirtschaft der Umwelt- und Naturschutz nicht mehr als Belastung gesehen werde, sondern das »Ziel klimaverträglichen Wirtschaftens« sei. Dies sei auch eine »wegweisende politische Aufgabe der nächsten Jahre«. Im Bestreben, »die Zusammenhänge des Lebens und der Natur verstehen zu lernen«, sah er eine wichtige Vermittlungsaufgabe der Schulen. Ebenso wie die Fähigkeit, »immer neu dazuzulernen«.

Nach dem Rückblick von Alois Glück auf wichtige Stationen seines Eintretens für den Natur- und Umweltschutz erinnerte der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner an prägende Begegnungen mit dem Geehrten und dessen Vorbildrolle. Als »Brückenbauer und Bekenner einer kritischen Zivilgesellschaft« habe Glück maßgebliche Verdienste erworben. Dies gelte umso mehr angesichts der starken gegenwärtigen Polarisierung in Klima-, Umwelt- und Energiefragen, dem kritischen Dialog mit der Wissenschaft und einem von fragwürdigen Lobbyisten im Ausland vermittelten, diskreditierenden Bild von Umweltschutz.

eff

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