»Die katholische Kirche ist eine Gemeinschaft von 22 verschieden Kirchen und Riten, die nach eigener Rechtsordnung leben«, erklärte eingangs Pater Joshy George, der als Kaplan in Ruhpolding tätig ist. Dank der Mission des Apostels Thomas, der im Jahr 52 nach Indien kam, entstanden im indischen Bundesstaat Kerala acht Christengemeinden, sieben große und eine kleine, deren Nachkommen auch heute noch Thomaschristen heißen. Im vierten Jahrhundert kamen sie mit der chaldäischen Kirche Syriens in Verbindung und übernahmen von dort die ostsyrische Liturgie. Der heutige Bundesstaat Kerala hieß früher Malabar und aus dieser Kombination sei dann der syro-malabarische Ritus entstanden, erklärte der Pater. Seit 1962 wird aber anstatt syrisch die Landessprache Malayalam in der Liturgie verwendet. »Die Thomaschristen sind Hindu in der Kultur, Christen in der Religion und orientalisch in der Liturgie«, so Pater Joshy.
Von dieser Vielfalt konnten sich dann die Gottesdienstbesucher auch überzeugen. So fielen die farbenprächtigen Messgewänder zunächst sofort ins Auge und die Lieder sowie die in der Landessprache vorgetragenen Gebete erinnerten tatsächlich an fernöstliche und orientalische Klänge. Durch einige deutsche Kirchenlieder und Gebete entstand dann auch eine Verbindung zum lateinischen Ritus. Bei genauer Betrachtung sind nämlich die beiden Riten gar nicht sehr weit voneinander entfernt. Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Geistlicher Rat Bernhard Schweiger bei den fünf indischen, aus dem Bundesstaat Kerala stammenden, Seelsorgern dafür, dass sie einen Hauch von Weltkirche in der Krankenhauskapelle erlebbar gemacht haben. hab