Die Übung wird von der Regierung von Oberbayern für den Betrieb der Transalpinen Ölleitung vorgeschrieben und ist Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts. Die Pipeline vom italienischen Mittelmeerhafen Trieste nach Mitteleuropa quert südlich des Chiemsees den Alpenhauptkamm und die Tiroler Ache.
Lastwagen transportieren das Öl ab
Das Material für eine Ölsperre im Chiemsee rund um das Delta der Ache halten die Pipelinebetreiber, die TAL-Gruppe (Transalpine Ölleitung), und das Technische Hilfswerk in einer Station im Bereich Lachsgang vor. Stahlbleche, die dank zweier Schwimmkörper rechts und links aufrecht im Wasser stehen, verbanden die THW-Kräfte bei der zweitägigen Übung Stück für Stück zu einer rund drei Kilometer langen Sperre. THW-Boote zogen die immer länger werdende Sperrwand vor der Achenmündung im Chiemsee ein. Sie wurde an dauerhaft am Seegrund verankerten Stahlseilen befestigt, die für den Ernstfall von Bojen an der Wasseroberfläche gehalten werden. An zwei Pumpstationen und einer aus Booten montierten Pontonfähre wurde mit moderner Technik das sich hinter der Sperre stauende Öl-Wasser-Gemisch von der Oberfläche abgesaugt, in Tanks zwischengelagert und über Schlauchleitungen in der Hirschauer Bucht an Land gepumpt. Aus den dort vom THW aufgestellten Auffangtanks bereitete eine auf Lastwagen montierte Anlage stündlich bis zu 40 Kubikmeter des Öl-Wasser-Gemischs auf und trennte das Wasser vom Öl.
Allenfalls 15 Teile Öl bleiben auf eine Million Teile Wasser, wenn dieses wieder zurück in den Chiemsee geleitet wird. Das verbleibende, aufgefangene Öl kann mit Lastwagen abtransportiert und entsorgt werden. Die Übung verlief reibungslos, freuten sich Klaus Labitzke vom THW Mühldorf und der Sachgebietsleiter Einsatz des bayerischen THW Uwe Schäfer. Wieder einmal war das perfekte System ineinandergreifender Maßnahmen aufgegangen. Bei einer ganzen Reihe von Spezialisten von THW-Tauchern über die Bootsführer bis hin zum Ölwehrtrupp aus Kehlheim muss eine Vielzahl von Handgriffen koordiniert werden. Das gelingt mit modernster, autarker Nachrichtentechnik und viel Erfahrung und Wissen aus unterschiedlichsten Einsätzen. Immerhin waren es 160 ehrenamtliche THW-Einsatzkräfte aus acht unterschiedlichen Ortsverbänden der Region und aus Kelheim. Auf die selbstlose Arbeit solcher Freiwilliger gründet sich die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) mit über 80 000 freiwilligen Helfern, darunter rund 40 000 Einsatzkräften. Die kommen überall auf der Welt zum Einsatz und bewähren sich mit mehr als 10 000 Einsätzen im Jahr.
Das Ölwehr am Chiemsee sei nur eine von vielen lokalen Sicherheitsmaßnahmen, berichtet Uwe Schäfer vom THW. »Feuerwehren und andere Organisationen greifen entlang des Gewässers ein. Die Ölwehr ist im Chiemsee installiert, weil die Ache als Hochgebirgsstrom sehr unterschiedliche Wasserstände und Bedingungen bietet und der Chiemsee das erste ruhige Gewässer mit gleichbleibendem Wasserstand ist«.
Naturschützer haben Bedenken
Naturschützer und die Pipelinebetreiber stehen in regelmäßigem Kontakt. So wurden jetzt zur Ölwehrübung auch verschiedene Organisationen wie der Bayerische Landesverband für Vogelschutz eingeladen. Es sei problematisch, so Sabine Pröls vom Landesverband für Vogelschutz, dass die Übung immer wieder in den Kernbereich eingreife und Unruhe mit sich bringe. Naturschützer würden die Maßnahmen lieber flussaufwärts sehen, damit auch das Achendelta geschützt ist, sehen aber auch die technischen Schwierigkeiten. Deshalb begrüßen es die Naturschützer, dass diese große Übung jetzt nur noch alle drei Jahre stattfindet. Dazwischen werden immer nur Einzelabschnitte des Szenarios geprobt, um die Störungen gering zu halten, berichtet Uwe Schäfer vom THW. Letztendlich – so klingt auch durch – respektieren die Naturschützer die Bedeutung der Ölpipeline und die Maßnahmen der Betreiberin der TAL-Gruppe. lukk