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Improvisation bei der Unterbringung: Zu Beginn der Flüchtlingskrise mussten die Flüchtlinge, darunter auch viele Kinder, in der Fahrzeughalle der Fahndung auf die Registrierung und den anschließenden Weitertransport warten. (Foto: Polizei)

Ein außergewöhnliches Jahr für Schleierfahnder

Piding – Das Jahr 2015 war für die Traunsteiner Schleierfahnder das außergewöhnlichste Jahr seit Bestehen der Dienststelle in Piding. Der Grund: Die große Migrationswelle mit Tausenden Asylsuchenden, die ab Jahresmitte nach Bayern kamen. »Die vielen Menschen, die nicht nur registriert und polizeilich sachbearbeitet, sondern auch versorgt werden mussten, brachten den eigentlichen Fahndungsbetrieb praktisch vollständig zum Erliegen«, erklärt Dienststellenleiter Bernhard Resch. Erst seit Einführung der Grenzkontrollen sei es nun auch wieder möglich, Fahndungskontrollen durchzuführen.


Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres lag die Zahl der Aufgriffe von illegal eingereisten Personen deutlich über dem gewohnten Maß, wobei zu diesem Zeitpunkt die klassischen Fahndungsbereiche, wie die Suche nach gestohlenen Fahrzeugen oder Betäubungsmitteln, noch durchgeführt werden konnten. Schon schwieriger wurde es, als die Dienststelle im Frühjahr wegen des G7-Gipfels in Elmau auf einige Beamte verzichten musste.

Eigentlich hätte nach dem G7-Einsatz dann wieder Routine bei den Schleierfahndern einkehren sollen. »Doch wegen der sprunghaft angestiegenen Migrationswelle gab es keine Verschnaufpause«, erklärt Dienststellenleiter Bernhard Resch. Allein im Juli wurden ca. 2870 Personen aufgegriffen, die entweder direkt in Schleuserfahrzeugen entdeckt, irgendwo ausgesetzt oder zu Fuß über die Grenze kamen. Im August ging die Zahl der registrierten Personen dann noch einmal extrem stark nach oben. Sie stieg auf 7629. Darunter waren auch 115 Schleuser, die festgenommen werden konnten. Allein am 21. August wurden 465 Personen in der Dienststelle in Urwies registriert.

»Die Versorgung der vielen Menschen stellte die gesamte Dienststelle vor immer größere Herausforderungen«, erinnert sich Resch. Nur in enger Zusammenarbeit mit anderen »Blaulichtorganisationen« wie der Bereitschaftspolizei, THW, Rotem Kreuz, Maltesern und der Gemeinde Piding konnte die menschenwürdige Versorgung sichergestellt werden. Dafür waren auch einige bauliche Veränderungen nötig. Außerdem mussten die rund 200 sichergestellten Schleuserfahrzeuge, die den kompletten Parkraum um die Dienststelle belegten, mit großem logistischem Aufwand an andere Örtlichkeiten geschleppt werden.

Im September war die Entwicklung zunächst ungebrochen, bis am 13. September die Grenzkontrollen zu Österreich eingeführt wurden. »Mit der danach organisierten Übernahme der Flüchtlinge durch die Bundespolizei ging die Anzahl der Schleusungen und der Aufgriffe im Inland merklich zurück«, erklärt Resch. Dadurch sei es den Fahndern wieder möglich gewesen, zu ihrer eigentlichen Tätigkeit zurückzukehren. So stieg die Anzahl der festgestellten Delikte in allen Fahndungsbereichen wieder stark an.

Von Oktober bis Dezember wurden neben vielen anderen Straftaten wieder 69 Betäubungsmittelfälle, 81 Urkundenfälschungen und 9 Kfz-Delikte aufgedeckt. Fast 1200 Ecstasy-Pillen hatte ein Zugreisender aus Holland dabei und zwei Rumänen besaßen zehn gefälschte Kreditkarten. Auch 88 Personen, die zur Fahndung ausgeschrieben waren, konnten festgenommen werden. Darunter war auch ein gesuchter Menschenhändler.

98 Prozent der Fälle waren illegal eingereiste Personen

Insgesamt kam es zu einer Steigerung der in Urwies bearbeiteten Fälle um mehr als 650 Prozent. Knapp 11 500 einzelne Delikte wurden erfasst. Bei 98 Prozent davon handelte es sich um illegal eingereiste Personen.

Nach wie vor übernehmen die Beamten der Fahndung die Bearbeitung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen von der Bundespolizei in Freilassing. Hierzu sind dann auch Absprachen mit dem Jugendamt in Bad Reichenhall nötig. »Um daneben einen ordentlichen Fahndungsbetrieb, auch im Hinblick auf die gestiegene Terrorgefahr, gewährleisten zu können, ist nach wie vor die Unterstützung der Bereitschaftspolizei erforderlich«, so der Dienststellenleiter. fb

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