»Der Sound mag nicht mehr ganz legal und noch nicht wirklich illegal sein – eine Duc muss posaunen: popppoppopommmprooarrwroom«, betonte Peter Seehuber voller Leidenschaft beim Ducatitreffen in Tengling, Steingrub. Seehuber ist Präsident der Motorrad- und Ducati-Freunde Tengling und freute sich mit den anderen 250 Vereinsmitgliedern über die Schar enthusiastischer »Ducatisti«, die mit ihren vorwiegend roten Motorrädern der Audi-Tochter aus Borgo Panigale auf sein Firmengelände gekommen waren. Das Treffen lockte auch wieder zahlreiche Besucher, die beim Anblick der Bikes ins Schwärmen gerieten, das Gespräch mit deren Besitzern suchten oder sich einfach von der mitreißenden Stimmung anstecken ließen.
Mit dröhnenden Motoren rollten die meist recht PS-starken Maschinen zunächst in den Hof ein, wo sie dann präzise aneinandergereiht unter dem vorwiegend trüben Himmel bewundernde Blicke auf sich zogen. Auf eine Parade wurde bewusst verzichtet, alle Biker blieben auf dem Platz und fachsimpelten, führten »Benzingespräche«, bewunderten gegenseitig ihre Maschinen, genossen dabei die Schmankerln, lehnten sich plaudernd an die Bar oder lauschten einfach der Musik im Hintergrund.
»Besonders toll ist es, dass jedes Jahr mehr Vereinsmitglieder dazukommen«, sagte Seehuber, der den Verein mit seinen Freunden vor fünf Jahren gegründet hat. Er und die übrigen Mitglieder der Führungsriege, zu der Bernhard Koller als Stellvertreter und Anita Koller als Kassierin zählen, sind nicht nur stolz darauf, dass es allein in den letzten zwölf Monaten 30 mehr geworden sind, sondern auch darauf, dass der Frauenanteil sehr hoch ist. Auch diesmal habe man wieder einige Neue begrüßen können. »Wer Lust hat mitzumachen, darf auch einfach mal zum monatlichen Stammtisch im Tenglinger Bergwirt kommen«, so Seehuber.
Beim Schlendern über das Gelände schlossen sich mehrere Interessierte dem technisch hoch versierten Andreas Schelske an, der viel über die Besonderheiten einzelner Exemplare zu erzählen hatte. So etwa über das Original Motorrad des Steirers Andreas Meklau, mit dem dieser bei der Superbike-Weltmeisterschaft (im Jahr 2000) 13. in der Gesamtwertung wurde: Die Ducati 996 RS mit 164 PS, die knapp 300 km/h schafft. »Ihr Neupreis betrug damals etwa 180 000 Mark«. Diese italienische Diva sei mit höchstwertigen Details ausgestattet. Dazu zählten unter anderem eine Schwinge und Gabelbrücken aus Magnesium. Zudem habe sie eine Oehlins-Gabel und ein Federbein mit Telemetrie.« Damit war die 996 RS eine der ersten Bikes, die mit dem Telemetrie-System ausgerüstet war.
Auf Nachfrage erklärte Schelske auch, was es mit den Königswellen-Motorrädern auf sich hat, die Ducati zehn Jahre lang ab Anfang der 1970er Jahre gebaut hat. Damals sei Ducati ein kleines Familienunternehmen mit geringer Produktionskapazität gewesen. »Und diese Fahrzeuge wurden komplett in Handarbeit hergestellt und sind daher im Preis auch sehr hoch.«
Schließlich stellte Schelske bei diesem mittlerweile 15. Ducati- und Italiener-Treffen in der Region neben Marken wie Aprilia oder Gilera auch noch Fahrzeuge vor, die Frauen gerne fahren: »Meist ist es eine Ducati-'Monster'«, die auf eine niedrige Sitzhöhe und auf ein geringes Gewicht verweisen könne.
Am Abend rockte dann die Dorfgemeinschaft samt Bürgermeisterin Ursula Haas noch kräftig mit den Motorradfreunden ab und feierte eine friedliche Party. Rockig, bayerisch und rotzfrech kam »Hartmut – die Rotzband« daher, die der Kunst des Hardrotz und Rotz’n'Roll fröhnte und die ganze Halle mal mit lustigen, aber meist mit unanständigen Songs mitriss, sodass man trotz des immer wieder einsetzenden Regens von einer gelungenen Gesamt-Veranstaltung sprechen darf. Deren eigentlicher Höhepunkt ist aber die Offenherzigkeit, die ehrliche Begeisterung und die gelebte Leidenschaft der »Ducatisti«. ca