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Sabine Weiß leitet die SkF-Beratungsstelle für Schwangerschafts- und Familienfragen. »Die Problemlagen haben sich verschärft«, sagt die 50-Jährige. (Foto: Reiter)

»Die Überforderungen nehmen zu«

Traunstein – 407 Ratsuchende haben die SkF-Beratungsstelle für Schwangerschafts- und Familienfragen im vergangenen Jahr besucht. »Die Problemlagen haben sich verschärft«, sagt Sabine Weiß. Die Sozialpädagogin spricht aus Erfahrung, denn sie leitet seit 13 Jahren die Beratungsstelle in Traunstein.


»Vor allem die psychischen Überforderungen nehmen zu«, sagt sie. Wenn eine Frau beispielsweise drei Kinder habe und selbst nicht arbeite, dann könne sie eine Trennung an den Rande eines Zusammenbruchs bringen. »Zum Trennungsschmerz kommt dann noch die Existenzangst«, sagt die 50-Jährige, die jederzeit auf ein Fachteam, bestehend aus einer Juristin, einer Ärztin, einer Psychologin, einer Hebamme und einer Theologin zurückgreifen kann.

Für viele Ratsuchende sei es allerdings eine Hemmschwelle, dass die Beratungsstelle eine katholische Einrichtung sei, sagt Sabine Weiß. Sie betont: »Wir beraten kostenlos, konfessionslos und gerne auch anonym, wenn das die Betroffenen möchten. Oft geht es ja um schwierige Themen wie Trennung, Scheidung oder finanzielle Probleme. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Frauen ihren Namen nicht sagen wollen.«

Sabine Weiß hat festgestellt, dass Ratsuchende – vor allem wenn es um finanzielle Not geht – oft viel zu spät kommen. Als einen möglichen Grund nennt sie Scham. Doch oft könnten Fördertöpfe nur abgegriffen werden, »wenn Betroffene frühzeitig zu uns kommen, also schon in der Schwangerschaft«, sagt die 50-Jährige.

Die Sozialpädagogin berät gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Johanna Eilert und Luise Thaller aber nicht nur »Problemfälle«, sondern auch alle, die beispielsweise Fragen zum Elterngeld oder zum Mutterschutz haben.

Erheblich zugenommen hat die Arbeit der drei Sozialpädagoginnen in Bezug auf ratsuchende Frauen, die sich im Asylverfahren befinden. »Wir fahren regelmäßig zu Sprechtagen in die Asylunterkünfte«, sagt Sabine Weiß. Die Beratung sei aufgrund sprachlicher Barrieren oft nicht einfach und nehme momentan einen Hauptanteil der Arbeit der Traunsteiner SkF-Beratungsstelle ein.

Außerdem besuchen Sabine Weiß, Johanna Eilert und Luise Thaller auch regelmäßig Schulen im Landkreis, um Präventionsarbeit zu leisten. »Durch unser sexualpädagogisches Angebot konnten 2014 bei 34 Treffen 591 Schüler erreicht werden.« Die Nachfrage der Schulen sei groß, die Traunsteiner Beratungsstelle könne aus personellen Gründen hier gar nicht alle Wünsche erfüllen, sagt Sabine Weiß, die außerdem noch die Regionalbeauftragte für den sogenannten Elterntalk ist. Dort kommen Mamas und Papas – meist bei einem der Teilnehmer zuhause – zusammen, um gemeinsam mit einer Moderatorin Themen wie Erziehung, Fernsehkonsum von Kindern oder Konfliktbewältigung in der Familie zu diskutieren. Vergangenes Jahr wurden von der SkF-Beratungsstelle 45 Elterntalks mit 234 Mamas und Papas abgehalten.

SkF steht für Sozialdienst katholischer Frauen. Träger ist die Erzdiözese München und Freising. Diese finanziert auch zu einem großen Teil die Beratungen. Einen kleinen Zuschuss gibt es von der Regierung. Wer die Beratungsstelle in Traunstein unterstützen möchte, kann auf das Spendenkonto der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, IBAN: DE 20 7115 0000 0000 2509 77 einzahlen. KR

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