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Die Landwirte dürfen sich über gute Erträge freuen

Bis auf den Mais haben die Bauern im Landkreis Traunstein ihre Getreideernte eingefahren. Sie können zufrieden sein: Nach Einschätzung des Landwirtschaftsamtes Traunstein und des Bauernverbandes lag der Ertrag beim Weizen gut im Durchschnitt; beim Raps war er gut, bei der Wintergerste sogar sehr gut.


Während in Nordbayern der strenge Frost im Februar und die Trockenheit im Frühjahr eine gute Getreideernte verhindert haben, können sich die Bauern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land über gute Erträge freuen – und über höhere Preise als im vergangenen Jahr. Das liegt an den teils massiven Ernteausfällen in anderen Teilen der Welt.

Deutlicher Preisanstieg bei Raps und Weizen

Die Trockenheit in den USA und die damit verbundenen Ernteausfälle in der »Kornkammer der Welt« zum Beispiel haben zu einem deutlichen Preisanstieg geführt. Weil in Amerika die Sojaernte sehr schlecht war, ist Sojaöl auf dem Weltmarkt knapp. Als Ersatz dient Rapsöl. Vor allem die riesige Nachfrage aus China, so berichtet BBV-Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer aus Traunreut-Neudorf, habe beim Raps zu einem deutlichen Preisanstieg geführt. Statt 45 bis 46  Euro im vergangenen Jahr bekommen die Bauern heuer 48 bis 49 Euro je 100 Kilo, sagte er in einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Auf rund 450   Hektar wird im Landkreis Traunstein Raps angebaut, teilte Stefan Weiß vom Landwirtschaftsamt Traunstein in einem Gespräch mit unserer Zeitung mit.

Der Landhandel, der die Ernte aufgekauft hat, rechnet nach Ölgehalt ab. Nach Abpressen des Öles bleibt der sogenannte Rapskuchen übrig, den die Bauern als Futter und wertvollen Eiweißlieferanten für ihr Mastvieh verwenden. Die heimische Rapsernte wird vorwiegend in Rapsmühlen in Straubing, Mannheim und Mainz zu Öl gepresst.

Noch stärker als für Raps ist der Preis für Weizen gestiegen. Er schnellte von 14 bis 15 auf heuer 20 Euro und mehr pro Doppelzentner nach oben. Grund sind hier nicht in erster Linie die Dürre in den Vereinigten Staaten, sondern Ernteausfälle in Südosteuropa, vor allem in Russland, der Ukraine und in Kasachstan.

Getreideernte liegt leicht über der Vorjahresmenge

»In den Schwarzmeerhäfen gibt es kein Pfund Weizen zu kaufen«, berichtet der BBV-Kreisobmann. Wie in Franken schädigte die Kältewelle im Februar die Kulturen in Südosteuropa. Von den Häfen am Schwarzen Meer wird vorwiegend der italienische Markt beliefert. Nun bemühen sich die Italiener um bayerischen Weizen, was die geschilderten Auswirkungen auf den Preis hat.

Bayernweit liegt die Ernte mit 6,5 Millionen Tonnen Getreide heuer leicht über der Vorjahresmenge und knapp unter dem langjährigen Durchschnitt. Das berichtete dieser Tage der Stellvertretende Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, Georg Wimmer. Über 100 000 Hektar Wintergetreide wurden in Bayern durch die Kahlfröste im Februar so stark geschädigt, dass die Felder im Frühjahr umgebrochen und neu bestellt werden mussten. Die Folgen von Frost und Trockenheit zeigen sich besonders durch enorme regionale Ertragsunterschiede bei Winterweizen, -gerste oder Raps. Aus Regionen wie der unseren, in denen keine Frostschäden auftraten und die Bestände im Frühjahr gut mit Wasser versorgt waren, werden überdurchschnittliche Hektarerträge gemeldet – vor allem bei Winter- und Sommergerste.

Auch der Verlauf der Ernte war zweigeteilt: Bis Anfang August unterbrach Regen immer wieder die Erntearbeiten. Teilweise mussten Landwirte ihr Getreide in Anlagen trocknen lassen, um es lagerfähig zu machen. Anschließend sorgte sommerliches, trockenes Wetter dafür, dass qualitativ hochwertiges Getreide geerntet werden konnte, das zu Mehl oder Malz weiterverarbeitet werden kann.

Produktionskosten stark gestiegen

Die überdurchschnittlichen Kostensteigerungen von bis zu elf Prozent bei Düngemitteln und für Diesel und Pflanzenschutzmittel sowie die den Betrieben entstandenen hohen Kosten für Umbruch und Neuansaat relativieren die steigenden Erzeugerpreise. Im Vergleich zu den Getreidepreisen im Jahr 2008 oder 2010 ist das aktuelle Preisniveau aufgrund der stark gestiegenen Produktionsmittel notwendig, um kostendeckend arbeiten zu können, heißt es seitens des Bauernverbandes.

Nun hoffen die Landwirte auf das richtige Wetter bis zur Maisernte. Erst wenn die eingefahren ist, kann man Bilanz ziehen. 15 000 Hektar beträgt die Maisanbaufläche in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land. Das ist fast dreimal so viel wie zum Beispiel für Winterweizen und sechsmal soviel wie für Wintergerste (2500 Hektar).

Bis Anfang September droht Gefahr durch Hagel. Aber auch Stürme können den fast reifen Mais großflächig umlegen. Übermäßige und lange Trockenheit können zu Schäden führen aber auch eine Regenperiode zur Erntezeit könnte zu erheblichen Einbußen führen. Bleibt zu hoffen, dass all das nicht eintrifft und auch die Maisbauern den verdienten Lohn für ihre Arbeit einfahren können. -K.O.-

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