Neben zwei Referaten zum Themenkreis Jagd, Wild und Umwelt informierte der Jagdberater für Hochwild, Georg Nusser, über den Zustand von Wald und Wild sowie über die Abschusszahlen im Landkreis Traunstein. Vorsitzender Josef Haiker gab einen kurzen Überblick über das Jahresgeschehen in der fast 800 Mitglieder zählenden Vereinigung.
Deutliche Worte über den Zustand der Jagd fand Jagdberater Georg Nusser. Sein Tenor: Das Altersgefüge bei Rot-, Gams- und Rehwild ist aus den Fugen geraten; es gibt zu wenige Alttiere und es gebe keinen Grund, die Wilddichte bei Rotwild weiter abzusenken. Der Bestand des Gamswilds in Bayern verringerte sich in den vergangenen Jahren dramatisch: Im vorigen Jagdjahr wurden im Freistaat 4000 erlegt; 1992 seien es noch doppelt so viele gewesen. Bei den Rehen sei das Soll im ersten Jahr des Drei-Jahres-Abschussplans mit 8970 Tieren im Landkreis zu Hundert Prozent erfüllt worden.
Doppelt so viele Füchse wie Hasen erlegt
Nusser ging näher auf die Abschusszahlen bei den Rehen ein: Gut 2800 Böcke, über 3400 Geißen und mehr als 2700 Kitze seien zur Strecke gebracht worden. Gestiegen seien auch die Abschusszahlen bei den Füchsen, was er auf den Rückgang der Staupe zurückführte. 1694 erlegten Füchsen stehen nur 877 Hasen gegenüber. Das sei »niedrigstes Niveau«. Der Jagdberater sagte mit Blick auf die geringen Bestände an Niederwild wie Rehe, Füchse, Hasen und Fasanen: »Das Frühlingserwachen findet bei uns nur noch in geringem Umfang statt.«
Überflüssig geworden seien in diesem Jahr die Drückejagden bei den Staatsforsten in Ruhpolding. Dort sei der Abschuss bereits Mitte Dezember zu Hundert Prozent erfüllt gewesen. In den Gemeinschaftsjagdrevieren im Landkreis Traunstein dagegen konnten die Jäger die Abschusspläne nur zu 79 Prozent erfüllen. Als Grund nannte Nusser, dass die Pläne unerfüllbar hoch seien. In manchen Revieren habe man überhaupt keinen Hirsch mehr geschossen. Er kritisierte die nächtliche Jagd auf Rotwild, die in den 1970er Jahren eingeführt wurde und inzwischen im Chiemgau zur Gewohnheit geworden sei.
Traditionell bildet die Autobahn zwischen Übersee, Grabenstätt, Bergen und Siegsdorf die Grenze für die Rotwildreviere im Landkreis. Nördlich der Fernverkehrsstraße gibt es keine Hochwildreviere. Diese Regelung sei längst überholt, kritisierte Nusser, denn der Abschuss sei hier höher als in manchen Hochwildrevieren. »Was die Natur gefügt hat, soll der Mensch nicht trennen«, lautete sein Kommentar dazu. Bei einer kurzen Bewertung der Abschüsse habe er festgestellt, dass statt der wünschenswerten 10 bis 15 Prozent nur 5 Prozent der erlegten Hirsche 10 Jahre oder älter waren.
Nicht nur im Landkreis Traunstein sinkt seit etlichen Jahren die Zahl der Gämsen. Über die Gründe könne man nur spekulieren. Im Landkreis Traunstein hätten im vergangenen Jagdjahr 413 Tiere erlegt werden sollen. Dieses Abschuss-Soll hätten die Jäger zu 91 Prozent erfüllt. Aber auch hier kritisierte Nusser wie beim Rotwild, dass die Altersstruktur nicht stimme: »Nur sechs reife und sieben mittlere Böcke über acht Jahre wurden erlegt.« Der Jagdberater bezeichnete das als »eine glatte Ignorierung des Abschussplans und der Richtlinien«.
Nur 16 Wildschweine wurden erlegt
Bei aller Kritik hatte er aber auch erfreuliche Zahlen parat. Die befürchtete Invasion der Wildschweine im Landkreis Traunstein habe im vergangenen Jahr nicht stattgefunden. Nur 16 Schwarzkittel wurden erlegt; 50 Prozent weniger als im Jahr davor. Steigende Abschusszahlen im Hochwildring gebe es bei den Rehen. In den Hochwildrevieren seien sie in einem guten körperlichen Zustand.
Nusser ging auch auf die Situation der Rauhfußhühner (Auer- und Birkwild) ein. Seit Jahrzehnten ruht die Jagd auf diese Wildart. Bedauerlich sei, dass das Birkwild bei uns im Landkreis nur noch in den Hochlagen und kaum noch in den Mooren des Voralpenlands vorkommt. Das Birkwild leide zunehmend am Aufkommen der Steinadler. (Über den weiteren Verlauf der Jahresversammlung werden wir noch berichten.) -K.O.-