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Die Engerlinge des Gartenlaubkäfers verursachen Schäden

Die tropischen Tage Mitte des Monats haben nicht nur uns Menschen, sondern auch der Natur zugesetzt. Wer seine Blumen im Garten nicht fleißig gegossen hat, der hat jetzt vielleicht nur noch vertrocknete Pflanzen in seinen Beeten. Wer seinen grünen Rasen rund ums Haus liebt, der gönnt ihm bei so extremer Hitze am Abend eine Dusche aus dem Gartenschlauch. Viele Gartenbesitzer mussten in den letzten Tagen jedoch feststellen, dass alles Gießen offenbar nichts geholfen hat: Der Rasen verfärbt sich großflächig braun; das Gras ist abgestorben. Schuld daran ist jedoch nicht die Trockenheit. Es sind vielmehr die Larven des Gartenlaubkäfers, die sich über die Wurzeln hermachen und die Pflanzen so stark schädigen, dass sie binnen kürzester Zeit absterben. Ausgangspunkt des Übels sind kleine braune Käfer, die man Ende Juni zu Tausenden in den Gärten beobachten konnte. Viele Gartler fühlten sich an ihre Kindheitstage zurückerinnert, als sie ihren Spaß daran hatten, Junikäfer zu fangen und ihren in einem Weckglas für ein Paar Tage Quartier zu bieten – was die meisten Krabbeltiere aber nicht überlebten. Die vermeintlichen Junikäfer, welche diese Erinnerungen weckten, sind jedoch Gartenlaubkäfer.


Vom guten alten Junikäfer sind die Krabbeltiere für den Laien nicht unterscheidbar. Aufgefallen sind die kleinen braunen Tierchen auch nur deshalb, weil sie vielerorts so massenhaft aufgetreten sind, dass sie ganze Vogelschwärme anlockten, die sich an ihnen satt fraßen.

Es sind aber genug übrig geblieben, die nach der Paarung ihre Eier in die Wiesen ablegen konnten. Schon im Juli entwickelten sich daraus die Engerlinge, die sich nun bis zum Beginn der kalten Jahreszeit mit den Wurzeln der Gräser mästen. Über den Winter verkriechen sie sich dann in tiefere Erdschichten. Im März beginnt die Verpuppung und im Mai nächsten Jahres werden daraus neue Käfer. Dann beginnt der Zyklus von Neuem.

Mehrere besorgte Gartler rufen derzeit täglich im Landratsamt an und fragen Kreisfachberater Georg Unterhauser um Rat. In den Gemeinden Pittenhart und Fridolfing, aber auch in Inzell und Ruhpolding sowie in vielen anderen Gemeinden in der Region verfärben sich Rasenflächen braun, berichtete Unterhauser in einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Ein kurzer Einstich mit dem Spaten und eine Begutachtung des Bodens geben schnell Gewissheit: Es wimmelt geradezu vor den derzeit erst etwa einen Zentimeter großen Larven.

Wie aber kann man seinen Rasen vor dem Kahlfraß schützen? Guter Rat ist teuer, räumt Unterhauser an. Eine Möglichkeit der Bekämpfung sind Nematoden, die in den Engerling eindringen, ihn abtöten, sich im Kadaver vermehren und weitere Engerlinge befallen. Woher aber Nematoden nehmen? Solche werden zwar gezüchtet; aber lohnt es wirklich den Aufwand, die Würmer zu bestellen und sie im Rasen auszubringen?

Noch größer freilich wird der Aufwand, wenn man den Boden austauscht. Und es stellt sich die Frage: wohin mit dem Erdreich, das mit den Larven verseucht ist? Die Plage etwas eindämmen kann man nach Einschätzung Unterhausers, wenn man den Rasen möglichst lang wachsen lässt. Und natürlich ist es von Vorteil, wenn man in seinem Garten Lebensraum für Vögel geschaffen hat: Für Amseln, Stare und Bachstelzen sind die im Flug etwas behäbig wirkenden Gartenlaubkäfer eine leichte Beute – allerdings auch eine nicht ganz leicht zu knackende. Der Chitinpanzer bietet den Krabbeltieren einen gewissen Schutz. Am Ende bleiben die Vögel aber meist Sieger.

In manchem naturnahen Garten bekommen die Besitzer noch Hilfe von anderen Vögeln: Für Bunt- und Grünspechte sind die Larven eine Delikatesse, nach der sie den Rasen gerne durchpicken.

Übrigens ist der Gartenlaubkäfer seit jeher bei uns heimisch. Nur tritt er relativ selten so massiv auf wie heuer. Vielleicht sorgt ja schon der nächste Winter mit starkem Frost dafür, dass der Befall im kommenden Jahr wieder deutlich zurückgeht. -K.O.-

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