Bis zum 23. Dezember sind die Ableser wieder in der Großen Kreisstadt unterwegs. Um Betrügern heuer erst gar keine Chance zu geben, wollen Will und Loscar ihre Kunden »sensibilisieren«. Zwar seien die Mitarbeiter oftmals schon bekannt, weil sie seit Jahren den gleichen Ablesebereich haben, aber die Kunden dürften ruhig »ein gesundes Misstrauen« haben und im Zweifelsfall auch den Ausweis verlangen. Außerdem betont Will, dass die Mitarbeiter nur zu den Zählern müssen, die sich manchmal auch in der Wohnung befinden. »Aber ins Schlaf- oder Wohnzimmer müssen sie sicher nicht.«
Eine weitere bekannte Betrugsmasche läuft am Telefon ab. Auch dort geben sich Betrüger als Mitarbeiter der Stadtwerke aus, ergänzt Josef Loscar. Sie wollen den Kunden dann zum Beispiel einen neuen Stromvertrag andrehen oder bestimmte Daten wissen. »Persönliche Dinge, wie zum Beispiel die Kontonummer, erfragen wir aber nie am Telefon«, erklärt Will. Auch Verträge würden telefonisch nicht abgeschlossen werden. »Die Betrüger arbeiten wirklich mit allen Tricks.«
In diesem Zusammenhang üben die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer auch deutlich Kritik an Internetvergleichsportalen wie Verivox oder Check 24. »Die arbeiten wie Makler und sind zum Teil durch Werbung finanziert. Auch Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht wurden schon mehrfach erfolgreich abgemahnt«, erklärt Loscar. Für ihn sind es deshalb keine unabhängigen Vergleichsportale. »Wir wollen uns nicht gegen Wettbewerb wehren, aber man muss schon ehrlich bleiben.«
Gute Nachrichten haben Will und Loscar für alle Kunden, die ihren Strom von den Stadtwerken Traunstein beziehen. Obwohl die Preise 2017 deutschlandweit deutlich ansteigen werden, können die Stadtwerke sie stabil halten. Möglich ist dies, weil die steigenden Netzentgelte und Umlagen zum Teil mit gesunkenen Einkaufspreisen kompensiert werden können. So zahlen Stadtwerke-Kunden auch im kommenden Jahr für ihren Strom die gleichen Preise wie 2016.
Dass der Strom deutschlandweit fast überall teurer wird, liegt daran, dass vor allem die EEG-Umlage deutlich steigen wird. Beträgt sie in diesem Jahr noch 6,35 Cent pro kWh, steigt der Preis 2017 um 8,3 Prozent auf 6,88 Cent pro kWh an. Hinzu kommen außerdem die steigenden Kosten für die Stromnetze. So decken die Netzkosten nicht nur den Bau neuer Leistungen und den Unterhalt bestehender Netze ab, die Kunden zahlen auch für Eingriffe der Netzmanager wegen der starken Schwankungen der Wind- und Sonnenproduktion. Dazu zählt vor allem die kostenpflichtige Abschaltung von Windkraftanlagen, wenn die bestehenden Leitungen ihren Strom nicht mehr transportieren können, oder der Einsatz von Reservekraftwerken bei regionaler Unter- oder Überversorgung. Die Kosten dafür liegen derzeit bei rund einer Milliarde Euro im Jahr in Deutschland.
Laut Will ist auch noch kein Ende in Sicht. »Da werden noch weitere erhebliche Kostensteigerungen auf uns zukommen.« Wie sich das auf den Strompreis auswirken wird, lässt sich nur schwer abschätzen. »Das hängt auch davon ab, wie sich die Umlagen im kommenden Jahr entwickeln«, erklärt Will. Möglicherweise müssen sich dann auch die Kunden wieder auf höhere Kosten für ihren Strom einstellen. jar