Stundenlang auf dem kalten Klo eingesperrt sein, mit dem Gesicht direkt in einen Kuhfladen zu fallen, frontal an eine Tür zu knallen – derlei Nickligkeiten gab es in dem Stück am laufenden Band. Sehenswert waren auch die schrägen Typen, die die Bühne bevölkerten. Da waren vor allem die zwei Totengräber Schippe und Schaufe, urige Gestalten im speckigen, abgetragenen Gewand, mit unkultivierten Umgangsformen, dafür mit viel Vergnügen an Sarkasmus und deftigem Umgangston: Franz Aicher und Hardi Reinmiedl merkte man an, dass sie an diesen Rollen ihre Freude hatten. Sehr schräg auch die Philomena, ewig bettelnd und Karten legend, immer eine Lebensweisheit auf den Lippen: Hedwig Lohwieser zelebrierte diese Rolle mit viel Mut zur Unansehnlichkeit.
»Nur mit da Leich' wird man reich«
Worum aber geht's in dem Stück eigentlich? Zum einen darum, dass die Totengräber ebenso wie die Philomena immer arg am Existenzminimum herumkrebsen und sich nur mühsam durchbringen. Auch die Moorwirtin (Heidi Lechner) kann mit ihrer heruntergekommenen Spelunke keine Reichtümer anhäufen. Da kommt die Nachricht, dass die Totengräber nicht mehr per Monatslohn, sondern nur noch pro Grabung bezahlt werden sollen, nicht gut an bei ihnen – und die Gleichung liegt auf der Zunge: »Nur mit da Leich' wird man reich.« Dann wird auf der Suche nach einer Flasche Wein versehentlich eine Flasche Gift gefunden: Da könnte man doch in Versuchung geraten, zusätzliche, gut bezahlte Leichen zu produzieren. In den Totengräbern kämpft Gewissen gegen Geldgier.
Zum anderen spielen auch Gefühle eine Rolle. So sind die Moorwirtin und die reiche Witwe Vevi Veichtl (Lucia Lohwieser) – »de greisliche Giftspritzen!« – einander spinnefeind, weil sich jede in den schmucken Schuster Jackl (Peter Wingruber) verschaut hat. Sie beharken sich gegenseitig, dass es eine Freud‘ ist – und das, obwohl der eiserne Junggeselle Jackl an beiden auch nicht das allergeringste Interesse hat.
»Gruftflüchtlinge« treiben ihr Unwesen
Diese gegenseitigen Rivalitäten, Beziehungen, Anfeindungen und Neid gewinnen eine neue Dimension, als aus einigen der Beteiligten Gespenster werden, »Gruftflüchtlinge«, wie das einer der Totengräber bezeichnend ausdrückt – mit dem Vorteil, dass sie den meisten Menschen in ihrer Umgebung unsichtbar bleiben. Da lässt sich noch manche Boshaftigkeit mehr treiben. Und was im Leben spinnefeind zueinander war, das beginnt sich – wenigstens ein Stück weit – als Gespenster zu mögen. Mögen tun sich auch die zwei Jüngsten im Bunde, der Leo (Christian Mühlthaler) und die Lena (Christine Aicher). Aber auch hier ist erst ein Reifeprozess nötig, ehe der unvermutet zu einem ordentlichen Sach‘ gekommene Knecht seine Großbauernallüren in den Griff bekommt.
Und dann gibt’s – wie sollte es anders sein – ein großes, umfassendes Happy End. Was sich liebt, bekommt sich, was arm war, kommt unvermutet zu Geld und Sach – und auch für die Genoveva, die, wie sich rausstellt, mit ihren Sprüchen einiges verbockt hat, fällt da das eine oder andere gschmackige Essen ab. Und nicht zuletzt geben dann auch die Gspenster ihre ewige Ruhe. Mit dem Theaterspielen in Weibhausen ist dagegen noch längst nicht Ruhe. Weitere Termine sind am morgigen Freitag um 20 Uhr, am Sonntag um 14 Uhr, am 1. Dezember um 20 Uhr und schließlich am 2. Dezember um 19 Uhr, jeweils im Gasthaus Alpenblick in Weibhausen. Platzreservierung bei Hedwig und Josef Lohwieser, Telefon 08681/4906 (zwischen 17 und 20 Uhr). he