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Betonte die Potenziale, die für die Bioenergie im ländlichen Raum bestehen: André Brosowski (rechts) vom Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig. Landrat Hermann Steinmaßl (von links) und Birgit Seeholzer wollen das Tempo der Energiewende im Landkreis hoch halten. (Foto: Wittenzellner)

Das Tempo in der regionalen Energiewende hoch halten

Traunstein. Der Startschuss für die »Bioenergie-Zwillingsregion« Landkreis Traunstein ist am Montagabend im Landratsamt gefallen. Die Bioenergie-Region Achental bekommt damit – nach dreijähriger Förderphase als Modellregion für Bioenergie – für die bereits zugesagte, zweite dreijährige Förderperiode einen Partner an die Seite: den Landkreis Traunstein.


Zur Auftaktveranstaltung, bei der auch die Klima- und Energiekonferenz des Sonnenkreises informierte, waren viele Bürgermeister und Kreisräte sowie Vertreter der Banken, Innungen und Verbände gekommen. Landrat Hermann Steinmaßl führte aus, dass es im Landkreis Traunstein 130 Wasserkraft-, 90 Biomasse-, fünf Windkraft-, eine Geothermieanlage und unzählige Solaranlagen gibt. Damit sei der Landkreis auf einem guten Weg, sein ehrgeiziges Ziel zu erreichen, bis 2020 den Strombedarf für private Haushalte, Kommunen und Gewerbetreibende im Landkreis komplett aus erneuerbaren Energien zu decken.

Steinmaßl zeigte sich erfreut über die Anschlussförderung für die Bioenergie-Region Achental, die auch den Landkreis Traunstein mit einschließt: Gerade die Biomasse würde im Landkreis Traunstein mit seinem hohen Waldanteil eine große Rolle spielen. »Die Gemeinden im Achental zeigen besonders, dass eine interkommunale Zusammenarbeit viele Vorteile für alle bringt«, lobte der Landrat.

Wolfgang Wimmer vom Biomassehof Achental machte deutlich, welche positiven Erfahrungen man mit der Bioenergie gemacht habe: »Wir nutzen jede Kilowattstunde und blasen nichts in die Luft«, sagte er.

André Brosowski vom Deutschen Biomasseforschungszentrum Leipzig machte deutlich, dass es in der Energiewende »viele Wege und keinen Königsweg« gebe. Er sagte, dass es auf nationaler Ebene noch viele Abstimmungsprobleme gebe. »Das ist hier vor Ort viel einfacher, sie haben die Netzwerke.« Trotz der Schwierigkeiten, ein erschließbares Potenzial für die Bioenergie zu generieren, betonte er: »Die Bioenergie ist erfolgreich.«

Dr. Birgit Seeholzer vom Landratsamt Traunstein und Bernhard Schauberger von der Bioenergie-Region Achental stellten im Nachgang Ideen und Ziele der landkreisübergreifenden Zusammenarbeit auf dem Weg zur Energie-Autarkheit dar. So sei etwa für Biogasanlagen auch eine kleinflächige Umstellung von Mais auf diverse Substrate wie beispielsweise Blühmischungen möglich und sinnvoll.

Die Anwesenden meldeten trotz der langen Dauer der Veranstaltung umfangreichen Gesprächsbedarf an. Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz ging es vor allem darum, wie die Nachhaltigkeitsnachweise festgesetzt und dokumentiert werden. Hier sah Referent Brosowski die regionalen Partner gefragt, die diese Informationen über eine Plattform einbringen sollten.

Rolf Oehler vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Traunstein betonte in seinem Redebeitrag, dass es im Landkreis auf rund einem Drittel der verfügbaren Ackerfläche Mais angebaut werde. »Die Begeisterung dazu in der Bevölkerung nimmt eher ab«, sagte er. Gesetzliche Regelungen würden daneben dem Ausbau der Biomasseanlagen entgegenstehen.

Auf die Frage von Stellvertretendem Landrat Georg Klausner aus Chieming, wieviel bioenergetische Nutzung die Landwirtschaft vertrage, bevor die Ernährung in Gefahr sei, betonte Brosowski, dass die Forschungsinstitute aufgrund des Datenschutzes keine verlässlichen Zahlen erhalten würden, weltweit von Wissenschaftlern aber auch eine Verdreifachung des Anbaus als noch verträglich angesehen werde. Georg Huber aus Waging stand Biogasanlagen positiv gegenüber: »Biogas ist gut speicherbar. Aber die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen.«

Viele tauschten sich untereinander aus

Ganz im Sinne des Netzwerkgedankens und des Erfahrungsaustausches blieben viele der Veranstaltungsteilnehmer im Landratsamt und nutzten untereinander den fachlichen Erfahrungsaustausch. Für das kommende Jahr sind vonseiten des Sonnenkreises diverse öffentliche Veranstaltungen geplant. Neben einem Wärmeforum in Trostberg am 4. Februar sind im April und Juni eine Klimawoche und verschiedene Aktionstage geplant. awi

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