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Das Bajuwarenmuseum – hier ein Blick auf einen Teil der bisherigen Ausstellung – soll verkleinert und umgestaltet werden. Ein richtig »cooles Museum« werde hier entstehen, versprach Ortsheimatpflegerin Dr. Claudia Schemmer. (Foto: H. Eder)

»Dann ist das Museum tot«

Waging am See – Nach einstündiger Debatte beschloss der Gemeinderat, dass die Gemeinde für die Neugestaltung der Ausstellung des Bajuwarenmuseums mit einem Eigenanteil von 125 000 Euro deutlich tiefer in die Tasche greifen wird als vorgesehen. Die Neukonzeptionierung des Museums wird gut 250 000 Euro kosten; ausgegangen war man von 75 000 Euro – jeweils abzüglich 50-prozentiger Leader-Förderung. Jetzt liegt dort der schwarze Peter: Denn gibt Leader nicht auch 125 000 Euro, wird das Konzept scheitern.


Viel Lob gab es für die Mitarbeiter der Archäologischen Staatssammlung, namentlich Dr. Brigitte Haas-Gebhardt. Die Staatssammlung hatte das komplette Konzept für das Museum ausgearbeitet – kostenfrei einschließlich aller Druckvorlagen. Mit im Boot ist auch das Chiemgau-Gymnasium Traunstein: Schüler bearbeiten in Praxis-Seminaren einschlägige Themen. Und schließlich ist noch eine Zusammenarbeit mit dem Seebrucker Römermuseum geplant.

Trotz der unentgeltlichen Vorarbeit haben sich die Kosten doch um ein Mehrfaches erhöht. Den Löwenanteil der 70 000 Euro teuren Bauarbeiten macht die große Glasabtrennung aus, der museumsspezifische Aufwand weitere gut 180 000 Euro

Seit der Betrag bekannt war, hat Kämmerer Bernhard Kraus mit Hochdruck eine Leader-Förderung vorangetrieben. Der Antrag sei außerordentlich kompliziert, klagte Kraus, liege aber unterschriftsreif vor. Wenn Leader den Zuschuss nicht bewilligt, könne das Museum nicht umgestaltet werden. Es sei aber eine Förderung grundsätzlich in Aussicht gestellt worden.

Dass die Entscheidung über den Eigenanteil von 125 000 Euro nicht ohne Diskussion abging, war klar. Bürgermeister Herbert Häusl äußerte sich »betroffen darüber, wohin kostenmäßig die Reise führt«. Er sei aber dennoch dem Ganzen nach wie vor positiv gegenüber eingestellt. Ortsheimatpflegerin Dr. Claudia Schemmer hob besonders das »attraktive Konzept« der Archäologischen Staatssammlung hervor, das zudem ohne Entgelt erstellt worden sei. Das Museum soll demnach künftig weniger wissenschaftlich ausgerichtet sein, mehr zielgruppenorientiert auf die breite Öffentlichkeit. Freilich werde das Museum auch in Zukunft »nicht alle interessieren, auch nicht alle von euch«, wandte sie sich direkt an die Gemeinderäte.

Auch Kämmerer Kraus sagte, die Kostenschätzung habe ihn »erschüttert«; jedoch empfahl er: »Das sollte uns das Museum wert sein. Wenn der Gemeinderat hier nicht mitgeht, ist das Museum tot.« Im Übrigen sei die Summe »haushaltstechnisch unproblematisch: 125 000 Euro können wir uns natürlich leisten.«

Während die Gesamtsumme weitgehend akzeptiert wurde, entzündete sich an den Folgekosten eine heftige Diskussion. Etwa 10 000 Euro sollten Strom, Reinigung, Versicherungen, Werbung und kleinere Anschaffungen pro Jahr ausmachen, hatte Kraus errechnet. Und weiterhin geht die Gemeinde davon aus, dass keinerlei Personal benötigt wird, das allein für das Museum zur Verfügung stünde.

16 Wortmeldungen standen am Schluss auf seiner Liste, so Bürgermeister Häusl. Als einer der letzten Redner sprach wohl Sepp Egger allen aus der Seele: »Ich bin dafür. Und ich wäre äußerst dankbar, wenn die Geschichte dann mal vom Tisch wäre.« Letztlich sprachen sich bis auf Georg Seehuber alle dafür aus, die 125 000 Euro für das Museum in die Hand zu nehmen, falls Leader mitspielt. Nur Seehuber konnte mit der Kostenmehrung und den Folgekosten »nicht mitgehen«. he

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