Mit elf Millionen Euro war auch im letzten Kreishaushalt die Jugendhilfe im Sozialetat der größte Einzelposten. Über die Gründe für die Kostenexplosion haben wir bereits mehrfach berichtet. Mit einem neuen Konzept im Bereich der ambulanten Hilfen überlege das Jugendamt derzeit, für ambulante Hilfen regional zugeordnete Wohlfahrtsträger mit ins Boot zu holen.
Ruhpoldings Bürgermeister Claus Pichler machte noch eine andere Problematik aus, die es in den Griff zu bekommen gelte: »Die Erziehungsfähigkeit nimmt von Generation zu Generation ab. Viele Eltern können nicht mehr zwischen Strenge und Konsequenz unterscheiden«. Auch diese Entwicklung bestätigte das Jugendamt. Und auch das werde bei den Familienstützpunkten thematisiert. Da sich diese jedoch noch in der Erprobungsphase befinden, sei das Wissen über diese Institution noch nicht so weit verbreitet.
Dennoch, so Pichler und Fridolfings Bürgermeister Hans Schild, gelte es, möglichst bald diese Institution in den Gemeindekreisen bekannt zu machen, um auch hier Synergien zu nutzen. In Grassau, so Bürgermeister Rudi Jantke, habe sich ein solcher kommunal geschaffener Stützpunkt bereits bestens bewährt, zumal dort durch die sozialen Brennpunkte mit dieser Arbeit viel Entlastung erreicht werden konnte. Geschäftsleiter Lothar Wagner ergänzte, dass die Jugendhilfe mittlerweile wieder an einer Kapazitätsgrenze angekommen sei. Was außerdem fehle, sei Raum für Nacharbeit bei den Einzelfällen. Auch hier, so Wiesholer-Niederlöhner, stecke noch Einsparpotenzial drin. Dadurch werden Hilfen noch geleistet, obwohl das Familienleben wieder im Lot sei.
Stellvertretender Landrat Sepp Konhäuser wünschte sich eine effiziente Betreuung, bei der vorhandene Netze zu anderen Institutionen, auch privaten, mit genutzt werden. »Der Markt hierfür ist ja da, man muss sich nur abstimmen«, so seine Vorstellung.
Waltraut Wiesholer-Niederlöhner ergänzte, dass die vielen Ehrenamtlichen Tätigkeiten gerade im kirchlichen Bereich mit einbezogen werden sollten. SPD-Kreisvorsitzender Dirk Reichenau warnte vor der Mentalität, wichtige Sozialarbeit einzig auf die Schultern des Ehrenamts zu übertragen, die nach einigen Jahren die übertragene Aufgabe nicht mehr weiterleisten können oder wollen, wodurch die Aufgabe plötzlich nicht mehr wahrgenommen werde.
Abschließend wurde noch die Jugendbefragungsergebnisse der im Landkreis Traunstein durchgeführten Studie von Dr. Herbert Tekles vorgestellt. Interessant darin war, dass zwar mit 62 Prozent der Befragten sehr viele in Vereinen (knapp die Hälfte in Sportvereinen) Mitglied seien, jedoch 46 Prozent der Jugendlichen kein Ehrenamt übernehmen wollen.