Entspannt lauschten an die 100 Besucher den Blasmusikklängen aus Klassik und Unterhaltungsmusik. Dafür war der Andrang später beim Almhoagascht mit mehreren Hundert Gästen umso größer. Mit dem triumphalen Marsch »Die Ankunft der Königin von Saba« von Händel begannen die Grassauer ihre musikalische Reise. Das Festival, das terminlich Rücksicht auf die Fußball-Weltmeisterschaft nimmt, dauert bis 13. Juli.
Für Walch ist es kein Widerspruch, dass auf der Alm auch Jazz und andere Musikrichtungen dargeboten werden. »Unser Bayernland hat immer von der Vielfalt gelebt, und ein Musikant ist von Haus aus ein Mensch mit einem offenen Geist«, befand er. Ein »Vergelt’s Gott« richtete er an alle Almbauern, die die gut 170 Almen im Landkreis bewirtschaften. Diese seien ein »wertvoller Schatz«, auch ökologisch, touristisch und vom Erholungswert her. Urlauber könnten hier etwas Echtes, Authentisches erleben. Geld für die Musikförderung sei bestens angelegt, wie man angesichts der vielen Talente sehe, betonte der Landrat. Wolfgang Diem, Musikschulleiter in Grassau, erzählte, ihm sei die Idee zu diesem außergewöhnlichen Naturkonzert bei einer Skitour gekommen: »Hier war die Akustik so bärig.« Er zeigte sich begeistert, dass endlich einmal ein Freiluftkonzert der Grassauer nicht ins Wasser fiel. Kleine Mikrofonprobleme wurden mit einem Juchzer überbrückt, der ebenfalls die einmalige Akustik bewies und alle zum Lachen brachte.
Mit »Also sprach Zarathustra« und einer Wiener Fanfare ehrte das Ensemble Richard Strauss, der in Marquartstein geheiratet hat. Moderne Klänge brachte »In Principio Erat«, von Franz Kanefzky zum 30-jährigen Bestehen der Grassauer komponiert. Beeindruckend war der ausgewogene Klang ebenso wie die Virtuosität diverser Solisten. So blies Wolfgang Diem auf dem Alphorn »Das alte Schloss« und einen Basler Marsch, arrangiert von Hans Kröll, wie auch der Jägerchor aus Webers »Freischütz« mit Martin Rendl am Waldhorn. Ausflüge in die spanisch-lateinamerikanische Musik gab es mit »Tico-Tico« von Zequhina Abreu und mit »Granada« von Augustin Lrana, mit Hein Dauhrer und Matthias Linke als Solotrompeter. Die Posaunen brillierten bei einem jazzigen Walzer von Dmitri Schostakowitsch. Als Zugabe gab es zwei für Grassau komponierte Stücke von Hans Kröll.
Die Zuhörer waren begeistert. »Schade, dass es schon vorbei ist. Das ist wie so eine Arena«, sagte eine Urlauberin aus Frankfurt. Das Konzert war zwar vorbei, doch auf der Rachlalm spielte die Grassauer Musiklehrerin Sabine Huber mit ihrer Zithermusi »Quadrizi« und dem Zweigesang »Hochgern Dirndl« auf. Die junge Grassauer Tanzlmusi streute schwungvolle Stücke ein, und vier Bläser der »Grassauer« bewährten sich als Weisenbläser.
Weiter geht das Programm noch in den nächsten beiden Wochen: Dann führt die musikalische Reise auf Almen in Bergen, Ruhpolding, Schleching, Reit im Winkl oder Marquartstein. vm