Den Auftakt des Blasmusikabends machten die Nachwuchsbläser, die seit Herbst unter der Führung von Jakob Wurm zusammen musizieren. Die 17 Mädchen und Buben spielten »Wonderful World« von Sam Cooke, »Funky Town« von Steven Greenberg und als drittes Stück Beethovens Neunte nach einem Arrangement von Paul Lavender. Auch wenn die Töne nicht immer perfekt erklangen, belohnte das Publikum die gefällige Darbietung mit kräftigem Applaus.
Die Musikkapelle startete mit dem König-Ludwig-II.-Marsch, komponiert von Georg Seifert. Der königliche Marsch beinhalte einen Jodler, gespielt vom Tenorhorn, wie Kapellmeister Walter erklärte. Der Dirigent, hauptberuflich Leiter der Abteilung Volksmusik des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, berichtete informativ wie humorig über Entstehung und Hintergründe der Stücke und stellte die Komponisten vor. Mit »The Baron of Dedem« folgte ein Stück für symphonisches Blasorchester. Der Baron von Dedem herrschte einst über ein großes Torfabbaugebiet in den Niederlanden. 1809 wurde zum Abtransport des wichtigen Brennstoffs ein Kanal gebaut, der nach dem Baron Dedemsvaart benannt wurde. Auch einem nahe gelegenen Dorf wurde der Name des Barons gegeben. Das Werk, komponiert von Carl Wittrock, beschreibt die Entstehung des Kanals und des Dorfes sowie das Leben in der Region. Es setzt damit ein Stück niederländischer Geschichte in Musik um.
Mit der bekannten Polka »Eine Reise nach Böhmen« ging die musikalische Konzertreise in das Heimatland der Blasmusik. Michael Kuhn, von Beruf Kriminalbeamter, schrieb die einzigartige Polka, arrangiert wurde das Stück von Franz Gerstbrein und mitreißend präsentiert von der Nußdorfer Musikkapelle.
Nach der Pause gab das Ensemble den »Von-der-Tann-Marsch« von Andreas Hager zum Besten. Hager, geboren 1818, war Militärkapellmeister. Den von ihm komponierten Marsch benannte er nach einem General der bayerischen Armee. Das Stück selbst basiert auf fränkischen Volkstänzen. Mit dem »Festlichen Aufzug« des Churbaierischen Leibregiments um 1770 und dem »Bayerischen Zapfenstreich« der Königlich-Bayerischen Militärmusik (1822/23) entführte die Kapelle in eine Zeitreise der Militärmusik.
Der »Mussinan Marsch«, die bekannteste Komposition von Carl Karl und von ihm Oberst Ritter von Mussinan gewidmet, der bis 1882 Führer des bayerischen 4. Feldartillerie-Regiments war, rundete den Reigen der Militär-Märsche ab. Dabei kommt im Mussinan Marsch weniger militärische Strenge als viel mehr bayerische Gemütlichkeit zum Ausdruck. Nur der Beckenspieler kann bei dem Stück kaum durchatmen. Er schwingt die Becken pausenlos aneinander.
Mit »Highland Cathedral«, einer beliebten Dudelsackmelodie, verwöhnte die Kapelle mit schottischen Klängen. Das fantastisch schöne Stück wurde von Michael Korb und Ulrich Roever anlässlich der Highland Games 1982 in Deutschland komponiert.
Von vielen Blasmusikfreunden erwartet wurde »Böhmischer Wind«, ein Stück von Ernst Mosch, der Ikone der Egerländer Musik. »Das Rauschen des böhmischen Windes hört man, wenn die Klarinetten-Läufe nach oben und unten spielen«, so Kapellmeister Walter. Wie recht er doch hatte – es war ein ganz besonderer Genuss. Mit »Gabriella's Song« aus »Wie im Himmel«, einem Musikfilm-Drama um ein Dorf in Nordschweden und seinen Kirchenchor, und dem Rockmusik-Klassiker »Music«, der Ballade von John Miles, fand das reguläre Programm sein Ende.
Durch den danach tosenden und lang anhaltenden Applaus konnte die Kapelle gar nicht anders als mehrere Zugaben zu geben. Dabei überraschte Walter mit dem »Orff Marsch Nr. 42«, der vermutlich von Carl Karl stammt, einer Festhymne, die erst vor kurzem wiederentdeckt wurde. Eine weitere Zugabe war »Mein Heimatland«, ein Klassiker der Blasmusik von Sepp Neumayr. Zum Abschluss spielte die Musikkapelle die Bayernhymne.
Andreas Wimmer, Vorsitzender der Musikkapelle, wünschte den Zuhörern zu Beginn des Josefikonzerts »viele schöne Töne.« Und falls falsche Töne aus den Instrumenten kommen, solle man einfach weghören, so seine Aufforderung. Diese Warnung wäre nicht nötig gewesen. Falsche Töne waren beim Konzert nicht zu hören, sondern viele feine Töne bei einem einzigartigen Blasmusikkonzert. pv