Nach 14 Tagen Brenndauer konnte der Meiler geöffnet werden. Die Köhler hatten alle Hände voll zu tun, um die heiße, noch glühende Holzkohle mit engzinkigen Gabeln aus dem noch glimmenden Haufen herauszuholen, eine nicht gerade angenehme Arbeit, da einerseits von dem Kohlenhaufen noch eine große Hitze ausging, andererseits die schwarze Kohllösch enorm staubte. Kein Wunder, dass die Helfer dabei ausschauten wie die Kaminkehrer. Um so größer war die Freude über die gute Ausbeute. Mit einer kleinen Seilbahn wurde die Kohle auf den Schüttplatz gebracht, wo sie auskühlte.
Musikalisch eröffnet wurde das Köhlerfest von der Hallgrafen-Tanzlmusi aus Bad Reichenhall. Martin Maier, der Vorstand des Neukirchner Köhlervereins, freute sich über die vielen Besucher, darunter die Köhlerfreunde aus Peißenberg, die sogar mit einem Bus gekommen waren.
Bereits vor zwei Wochen hatten die Köhler rund 50 Ster Buchen- und Fichtenholz in mehreren Ebenen sorgfältig um die Kernstange zu einem Meiler aufgeschichtet und gut abgedeckt. Dann wurde der Meiler entzündet. Besonders in den ersten Tagen war große Aufmerksamkeit erforderlich, damit nicht zu große Hitze oder Gase im Innern die ganze Arbeit zunichte machten. Als schließlich bläulicher Rauch aus dem Meiler aufstieg war dies das Zeichen, dass das Holz vollständig verkohlt ist und der Meiler geöffnet werden kann. Die Bevölkerung konnte sich während der gesamten Brenndauer vom Fortgang überzeugen.
Neben dem Kohlenmeiler wird jedes Jahr auch ein anderes altes Handwerk gezeigt. Aus diesem Anlass wurde auch im Vorjahr ein Backofen neben der Blockhütte erbaut, in dem während der Köhlerwochen und beim Köhlerfest Bauernbrot gebacken wurde, so wie man es von früher her kennt. Konnten an zwei Tagen der Woche die Besucher ihren eigenen mitgebrachten Teig backen, hatte Alois Prechtl an den Backtagen und beim Köhlerfest alle Hände voll damit zu tun, für die richtige Hitze im Backofen zu sorgen, die Laibe einzuschießen und dann auszubacken. Auf das fertige Brot warteten die Leute dann schon im danebenliegenden »Kramerladl«, es ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.
Der »Kramerladen« war ganz nach altem Vorbild eingerichtet. Hier gab es noch Honig, Marmelade, Säfte, Schnapps, Guatl, wie sie früher in jedem Kramerladen das Herz der Kinder höher schlagen ließen, aber auch Bauernbutter und Bauernkäse. Außerdem gab es Leinenware, wie kleine Deckchen und Kissenbezüge und kunstvoll gearbeitete Haarnadeln als Schmuck für die aufgesteckten Zöpfe der Frauen. Der Kramerladen war Anziehungspunkt für Jung und Alt.
Damit aber an diesem Tag nicht alles in Arbeit ausartete, spielte die Hallgrafen-Tanzlmusi unermüdlich zur Unterhaltung auf und nachdem die Köhler ihre Arbeit am Meiler beendet hatten, wurden sie von der Musi zum Festplatz gespielt. Ab dem späten Nachmittag sorgte dann die Neukirchner Blasmusik für die Unterhaltung und spielte zum Köhlertanz auf. hh