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Der Bahnangestellte Hans Loferer hat die ehemalige Güterhalle am Siegsdorfer Bahnhof umgebaut. Darin befindet sich nun seine Modelleisenbahn. An die zweihundert Züge drehen hier in einer wunderschönen Landschaft ihre Runden.
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Eine jede Menge unterirdischer Gleise hat Hans Loferer bei seiner Modelleisenbahn angelegt – bis die Züge wieder an die Oberfläche kommen, dauert es zwei Stunden. (Fotos: Brenninger)

Bei ihm dreht sich alles um Züge

Siegsdorf. Vor fast genau sechs Jahren hat Johann Loferer den Bahnhof in Siegsdorf samt Schalter, Diensträumen, Güterhalle und Wohnung gekauft und hat nun ein wohl einmaliges Verhältnis zur Bahn: Denn er ist ihr Angestellter und ihr Vermieter zugleich. Da kommt es nicht von ungefähr, dass sich in seiner Freizeit ebenfalls alles um Züge dreht: Loferer, der in Reit im Winkl aufgewachsen ist, baute sich in die ehemalige Güterhalle eine riesige Modelleisenbahn. »Die gleiche hatte ich früher auch schon im Keller«, erzählt er, »natürlich nicht so groß.«


Die Liebe zur Eisenbahn war bei ihm schon im Kindesalter entstanden. »In meiner Familie beschäftigt sich damit allerdings niemand«, erzählt er. 1979 fing das Mitglied des Traunsteiner Modelleisenbahn-Clubs dann an, seine erste Bahn zu bauen. Zu einem seiner wichtigsten Arbeitsgeräte wurde über all die Jahre dabei eine Pinzette. Denn die kleinen Figuren und die anderen Details wie der Schreibtisch in einem der vielen Bahnhofsgebäude im Modell sind alle winzig klein und viel Fingerspitzengefühl ist daher vonnöten.

2000 fing er schließlich mit dem Bau der Bahn, die einem Modell von 1960 nachgebaut ist, in den Räumen in Siegsdorf an. Loferer benötigte rund acht Monate dafür. »Die Technik habe ich von meiner alten Bahn übernommen«, erzählt er, »es ist ein perfekt ausgeklügeltes System.« Trotzdem war viel Arbeit nötig. »Ich habe die Bahn quasi alleine aufgebaut«, erzählt er.

Das Besondere dabei: Die Bahn verläuft auf mehreren Gleisen auch unterirdisch – er entwarf dafür eine aufwändige Holzkonstruktion. »Im Prinzip ist das, was man hier sieht, jetzt technisch der Endstand, landschaftlich tut sich aber immer etwas«, betont er. Nun fahren rund 200 Züge auf der Haupt- und der Nebenstrecke. Immer mal wieder wechselt Loferer die Züge auch aus, muss die Loks regelmäßig schmieren. »Das ist ein Haufen Arbeit«, sagt er. Insgesamt verlegte Loferer 900 Meter Gleise auf der Hauptbahn und 100 Meter Gleise auf der Nebenbahn. Die Streckenlänge der Hauptbahn beträgt 362 Meter, die der Nebenbahn 100 Meter. »Alles läuft vollautomatisch«, sagt er. Manchmal muss Loferer allerdings auch eingreifen – und zwar dann, wenn ein Zug außerplanmäßig stehen bleibt. »Meistens bleibt er dann bei einer Weiche hängen, das sind die Störstellen«, sagt Loferer. Anhand eines großen Schaltplans, der an der Wand hängt, kann er aber schnell erkennen, wo der Fehler liegt – und meistens auch schnell wieder beseitigen.

Johann Loferer ist stolz auf seine Modelleisenbahn und die vielen Original-Bahnutensilien, die er sich im Laufe der Jahre in der Region zusammen gesammelt hat. Viele davon zieren nun die Wände der Güterhalle. In einem Schrank steht zudem fein säuberlich aufgereiht viel Fachliteratur.

Dann schaltet er die Modelleisenbahn ein und die Züge fahren los. »Es tut sich wirklich ständig etwas«, sagt er. Gerade fährt ein Reisezug am Schrottplatz und am Kohlenlager vorbei. Auf der anderen Seite quert ein Güterzug eine Brücke. »Ein schönes Hobby«, findet Johann Loferer und deshalb öffnet er auch ein paar Mal im Jahr die Türen für Besucher. Auch an diesem Wochenende ist es wieder soweit.

Die Modelleisenbahn kann im Rahmen des Siegsdorfer Christkindlmarktes am Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden. Johann Loferer hofft, den einen oder anderen für sein Hobby begeistern zu können. »Schließlich schaut es mit dem Nachwuchs mager aus.« Bei ihm dreht sich jedenfalls seit Jahren alles um die Bahn – beruflich wie privat. Steffi Brenninger

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