Zuvor hatte Bruder Brandlhuber alias Thomas Seywald von der »Jungen Chiemseer Bühne« für seine »geliebten Saufbrüder« in die unergründliche Tiefe seines leeren Maßkrugs geschaut und das Gemeindeoberhaupt gebeten: »Nun kommt herauf mit Zapfzeug und mit Hammer, beendet endlich diesen Jammer!«.
Der Bayer ist von Natur aus minimalistisch veranlagt
Für das leibliche Wohl war also bestens gesorgt, als der bekannte Kabarettist Klaus Bierdimpfl die Bühne betrat und sich standesgemäß vorstellte: »Mit meinem Namen kann man entweder Künstler oder Alkoholiker werden und die Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich beides sehr gut vereinbaren lässt.«
Wenn es darum gehe, Luxusartikel einzusparen und sparsam zu leben, habe der Bayer ein Heimspiel, denn dieser sei von Natur aus minimalistisch veranlagt. Am liebsten spare er bei den Buchstaben und insbesondere beim Lob und den Superlativen. »Leckt´s mi am Arsch« sei kurz und knapp die höchste Form der Anerkennung, so Bierdimpfl.
Besonders minimalistisch daher kämen heutzutage das Fernsehen und die Werbung. Dabei gebe es werbetechnisch so viel Potenzial. Ein Produkt müsse sagen: »Du brauchst mich nicht, aber Du kaufst mich trotzdem« – und der Kunde müsse sagen: »Ja, ich will.« Dies sollte auch der Refrain in seinem abschließenden »Bauer sucht Frau«-Lied werden, in dem die eingelullten Gäste immer wieder »Ja, ich will« anstimmten. Auch ohne Zugabe war Bierdimpfl der Applaus sicher.
Kurz darauf eroberte seine Majestät König Ludwig II., lebensecht dargestellt von Theater-Urgestein Gerhard Brusche, mit seiner erlauchten Entourage die Bühne, um den Grabenstättern die Leviten zu lesen: »Den einzigen, den man kennt, ist der Schützinger-Präsident, die anderen hinterlassen keine Spuren – nichtssagende Figuren«. Der Saal tobte. Zweiter Bürgermeister Robert Muggenhamer von der Bürgergruppe Erlstätt habe ihn gefragt, »ob ich etwas Bargeld nähme, damit auch er im Text vorkäme«, witzelte der beim Schlösserbau arm gewordene Kini. Sein nächstes Schloss werde er aber ganz bestimmt nicht in Erlstätt bauen lassen, denn: »Hier halten Pkw und Businsassen nicht einmal zum Wasserlassen.«
Nach dem »Sexy-Tini-Wini-Strandbikini«-Auftritt der Mädchen des Jugendtheaters ärgerte sich Seine Hoheit darüber, was aus der einst wunderschönen Hirschauer Bucht geworden ist, aus der zuletzt sogar Musikanten und Trachtler verbannt worden seien: »Ja, unsere bayerische Kultur ist für die Ökologen schon ein Verdruss, weil doch Frosch, Schnecken, Mücken und Ententier ab 22 Uhr schlafen muss!«. Dies sei die »Kernzone einer überzogenen Ökologie«, schimpfte der Kini und erhielt dafür von seinen irdischen Leidensgenossen breite Zustimmung. Da für Nebenerwerbslandwirt Schützinger das Baden sowieso nichts sei, brauche dieser auch gar keinen See mit weißem Strand, denn »für ihn ist es nur verlorenes Ackerland«.
»Märchenkönig wirst du nie«
Auch wenn Schützinger schon viel länger regiere als er, ist für den Kini klar: »Bayerns Märchenkönig wirst du nie, denn der bin und bleib i!« Zum Abschluss bedankte sich Rudolf Rett, Vorsitzender der Jugendtheater-, Musik- und Kunst-AG bei allen, die ihren Teil zur gelungenen Premiere des »StarkbierKabarettBrettls« beigetragen hatten. Die Organisation des Starkbierfestes oblag Doris Biller. Die Begrüßung nahm der Vorstand der Jugendvertretung, Lukas Herschke, vor und für die musikalische Begleitung der Fastenpredigt und der Gesangs-, Schauspiel- und Tanzeinlagen von Hannah Herbbrand und Co. zeichnete Ralf Glück verantwortlich. Dass der Saal auch zur fortgeschrittenen Stunde noch kochte, dafür sorgte die fetzig aufspielende »Strohuad Musi« aus Rohrdorf, die den Gästen ordentlich einheizte. mmü