Die Modellkommunen dienten zunächst dazu, um bis Ende des Jahres Erfahrungswerte zu sammeln, die von der Obersten Baubehörde in einem Leitfaden zusammengefasst werden, der dann eine Hilfestellung für die anderen Kommunen sein soll, so Kegel. Um diese Erfahrungswerte zu erhalten, seien bereits Gespräche mit Vertretern von Behindertenverbänden, der Lebenshilfe, dem Seniorenbeirat, dem VdK, der Werbegemeinschaft usw. geführt worden. Das Büro Schober Architekten aus München habe zudem eine Bestandsaufnahme in der Innenstadt gemacht und die nicht-barrierefreien Bereiche untersucht. »Bei dem Projekt geht es nicht um sofortige bauliche Veränderungen, sondern nur um das Aufzeigen von Möglichkeiten«, machte Kegel deutlich. Er warnte vor der Gefahr, dass dadurch Erwartungen geweckt würden. Um Traunstein größtenteils barrierefrei zu bekommen, werde es wohl noch rund 20 Jahre dauern.
Öffentlicher Raum muss barrierefrei werden
Das Projekt werde von der Staatsregierung mit 20 000 Euro unterstützt. Um dann die Erfahrungswerte umsetzen zu können, müsse der Freistaat gesonderte Förderprogramme auflegen. Ein erster Schritt müsse dann sein, den öffentlichen Raum barrierefrei zu gestalten. »Aber ohne die Privaten und Gewerbetreibenden geht es nicht«, sagte er mit Blick zum Beispiel auf Stufen in Geschäftseingängen.
Bettina Barnet von der Kommunikationsagentur Urbanwerk erklärte ihre Aufgabe mit den Worten: »Je offener wir darüber sprechen, desto größer ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.« Barrierefreiheit sei nämlich ein sensibles Thema. Barrierefreiheit gebe es beim Bauen, bei der Kommunikation und im Kopf. Sie betreffe den Rollstuhlfahrer, der nicht über eine Gehsteigkante komme, ebenso wie eine Frau, die sich nicht durch eine dunkle Straße traue. Deshalb sei es für die Beteiligten wichtig zu wissen, was die Traunsteiner Bevölkerung darunter verstehe, so Barnet.
Bürger werden am 26. September informiert
Die Menschen sollen deshalb eingebunden werden. Und zwar am 26. September mit zwei Aktionen. Ab 12 Uhr steht ein Informationsstand auf dem Maxplatz, an dem die Leute gefragt werden, was sie unter Barrierefreiheit verstehen, auf welchen Wegen sie wie oft gehen, um die stark frequentierten Wege und auch Schleichwege zu erfassen. Ferner sind Spaziergänge durch die Stadt mit dem Büro Schober vorgesehen. Ab 18.30 Uhr findet dann ein Informationsabend im Großen Saal des Rathauses mit einer Bestandsaufnahme statt: Was haben die Leute auf der Straße gesagt? Wie wird das Thema emotional gesehen?
»Die Öffentlichkeitsbeteiligung ist ganz wichtig«, betonte der Oberbürgermeister, denn es seien eben die Menschen, die die Wege gingen und die Barrierefreiheit ganz unterschiedlich empfänden, sowohl als Rollstuhlfahrer als auch als Mutter mit Kinderwagen. Bjr