Nach einem schwungvollen Auftakt mit dem bekannten »River Kwai-Marsch« von Kenneth J. Alfred freute sich Musikvorstand Bernhard Schultes über das große Interesse an der Stadtmusik und konnte neben den Vertretern der Stadt auch viele Vereinsvorstände und Musikanten aus den Nachbarkapellen begrüßen.
Mit dem »Coro dei Gitani« (Zigeunerchor) aus der Oper »Il Trovatore« von Giuseppe Verdi im Arrangement von Franco Cesari holte Spiel mit seinem aufmerksamen Ensemble italienisches Flair in die Aula, bevor es bei der »Frydland Suite« von Pavel Stanek mit bekannten Melodien aus Böhmen und Mähren melancholisch begann und dann ins Tänzerische wechselte.
Dirigent Augustin Spiel hatte dabei zu den Stücken stets die nötigen Hintergrundinfos und Einführungen parat; in seiner unnachahmlich humorvollen und verschmitzten Art verschaffte er seinen Musikanten damit die nötigen Verschnaufpausen. Besonders gefordert war die Kapelle beim »Kaiserwalzer« von Johann Strauß, den der Wiener Dirigent im Jahr 1881 für eine besondere Eröffnung in Berlin komponiert hatte. Hier vermischten sich auf geniale Weise preußische Militärklänge mit den typischen Walzerklängen der Donaumonarchie. Nach »Polka und Finale« aus der Oper »Die verkaufte Braut« von Bedˇrich Smetana, arrangiert von Viliam Béreˇs, in dem vor allem Klarinetten und Flöten dominierten, hatte Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel das Vergnügen, den ausscheidenden Dirigenten mit einer kurzen Laudatio und einem Geschenk für seine jahrzehntelange Arbeit zu würdigen. Kegel zeigte sich begeistert über den wunderbaren musikalischen Abend und nannte den Abschied von Augustin Spiel nach 35 Jahren als Leiter der Stadtmusik »einen herben Einschnitt ins Musikleben der Stadt«. »Nach 35 Jahren als Dirigent, Organisator und Motor der Stadtmusik, und davor bereits 25 Jahre als Leiter der Musikschule Traunstein ist es Zeit, den Stab zu übergeben«, lobte Kegel das Engagement Spiels und freute sich: »Wie alle 'großen Lenker' hast auch Du an eine geregelte Nachfolge gedacht«.
Augustin Spiel blickte auf viele wunderbare Momente, aber auch Höhen und Tiefen zurück und betonte: »Die Freude und der Spaß an der Musik haben mich jung gehalten, ich habe die Stadtmusik gerne geführt und kann das Lob genießen«. Er forderte alle auf, sich mit ihren Talenten in das Leben der Stadt einzubringen, wünschte seinem Nachfolger Daniel Schmid »die Gabe der klugen Führung« und übergab ihm den Taktstock, den dieser beim anschließenden »Fliegermarsch« von Hermann Dostal routiniert und souverän führte.
Nach der Pause eröffnete die Stadtmusik wieder unter der Stabführung von Spiel mit der olympischen Fanfare »Olympic Spirit« der Spiele von Calgary, anschließend wurde es bei »A Tribute to Nina Rota« von Lorenzo Bocci wieder »italienisch«. Mit einem grandiosen Saxophon-Solo beim »Benitenor« von Michele Netti verabschiedete sich Hermann Schroll nach knapp 70-jähriger Musikantentätigkeit bei der Stadtmusik aus der Kapelle. Bei seinem letzten Auftritt entlockte er scheinbar mühelos seinem »ehrwürdigen« Instrument feinsinnig und gefühlvoll herrlichen Saxophon-Sound.
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt von Trompeter David Nassor als Sänger. Ein Lied aus dem Oratorium »Elias« von Felix Mendelsohn Bartholdy zum »Innehalten«, das von Gottvertrauen und Zuversicht handelt, hatte Spiel mit dem »Gesang der Engel« ausgesucht. Der Solist, der auch als Pianist bereits mehrere Preise bei Jugend musiziert erringen konnte, wurde dabei gefühlvoll von der Kapelle begleitet. Mit dem spanischen Paso doble »Silicia« und dem schönen Walzer »Estudiantina« von Emil Waldteufel – dem französischen Johann Strauß – legte dann Augustin Spiel den Taktstock bei der Stadtmusik Traunstein aus der Hand; am Ostermontag wird er beim Schwertertanz seinen endgültigen Abschied nehmen.
Sein Nachfolger Daniel Schmid hatte mit der Kapelle aber noch eine Überraschung parat. Eine Bläserweisenfolge, eröffnet von den Trompeten, dann von allen Registern übernommen und gemeinsam furios beendet, genoss der scheidende Dirigent sichtlich zufrieden von einem Besucherplatz in der ersten Reihe.
Den abschließenden Höhepunkt setzte dann Heini Stopfer. Der langjährige Leiter der Musikkapelle Holzhausen-Vachendorf hatte sich vor 20 Jahren beim mühsamen Wiederaufbau der Stadtmusik Traunstein angeschlossen und ging nun ebenfalls in den verdienten Musikanten-Ruhestand. Er dirigierte seinem langjährigen Weggefährten Gustl Spiel zum Abschied den schneidig intonierten »Kitzbühler Standschützen-Marsch«. FK