Seuche auch im Landkreis Rosenheim
Zuletzt wurde die Seuche im Jahr 2003 im Landkreis Traunstein festgestellt. Im Nachbarlandkreis Rosenheim gibt es das Problem schon länger und auch jenseits der Salzach, in Anthering (Oberösterreich) sind aktuell ebenfalls Fälle bekannt geworden. Das berichtet einer der sehr erfahrenen Imker im Landkreis Traunstein, Hans Zillner aus Lauter. Er steht seit Jahren vielen seiner Imkerkollegen mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie Probleme haben.
Die beiden betroffenen Bienenbestände in den Gemeindebereichen Vachendorf und Siegsdorf liegen nicht weit auseinander. Einer der beiden Imker hat die Krankheit in seinem Stand vermutet und unverzüglich das Veterinäramt verständigt. Dieses hat den infizierten Bienenstand gesperrt und einen Sperrbezirk im Umkreis von gut einem Kilometer um den betroffenen Bestand eingerichtet. In diesem Sperrbezirk wurden alle Bienenvölker amtstierärztlich auf Amerikanische Faulbrut untersucht. Außerdem wurden Proben in die Staatliche Untersuchungsstelle nach Oberschleißheim eingeschickt. Die ersten Ergebnisse haben ergeben, dass zwei Bestände betroffen sind. Die anderen Bienenvölker waren bisher unauffällig.
Die Untersuchung wird nach der Tötung bzw. Behandlung der an der Seuche erkrankten Bienenvölker wiederholt. Sollte man dann keine Erreger mehr nachweisen, kann der Sperrbezirk wieder aufgehoben werden, teilte das Veterinäramt gestern mit.
Der Erreger der Krankheit wird über die erwachsenen Bienen auf die Brut im Stock übertragen. Vom Darm der Bienenmaden aus verbreitet sich das Bakterium in der ganzen Made und führt zu deren Tod. Von der Made bleibt nur eine schleimige fadenziehende Masse übrig. Diese trocknet ein und die Bakterien »versporen«. Diese Sporen können jahrzehntelang für Bienen infektiös sein und überstehen Temperaturen von mehr als 100 Grad. Bienen, die mit den Infizierten Zellen in Kontakt kommen, tragen die Erkrankung weiter.
Bienenvölker sterben oft erst nach Jahren ab
Die Faulbrut ist keine Erkrankung, die ein Bienenvolk innerhalb weniger Tage tötet; vielmehr können bis zum Absterben des Volkes nach der Infektion Jahre vergehen.
Imker können die Amerikanischen Faulbrut mit der sogenannte Streichholzprobe erkennen. Dazu sticht man mit einem Streichholz in eine Brutwabe und zieht es langsam wieder heraus. Wenn sich zwischen Streichholz und Wabe ein zäher schleimiger Faden zieht, ist dies ein Hinweis auf eine Faulbrutinfektion. Zur Bestätigung sind Laboruntersuchungen nötig.
Imker, die Verdacht hegen, sollten das unverzüglich dem Veterinäramt melden. Da die Faulbrut nicht heilbar ist, muss das befallene Bienenvolk getötet werden. Wichtig ist, dass danach alle Geräte, Bienenkästen, die Waben, Rahmen etc. entweder verbrannt oder mit heißer Natronlauge nach Vorreinigung desinfiziert werden, um weitere Ansteckungen durch die Sporen zu verhindern.
Wie aber kann es zum Ausbruch der Seuche kommen? In einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt nannte Hans Zillner gestern mehrere Möglichkeiten. Meistens, so lehre es die Erfahrung, sei die Ursache verseuchter Honig aus dem Ausland, der in gutem Glauben den Bienen als Futter gegeben wurde. Honigreste, die Bienen zum Beispiel in Glascontainern finden, stellen ebenso wie die Arbeitsgeräte der Imker einen wichtigen Übertragungsweg dar. Zillner: »Ein gut gemeintes Geschenk, nämlich Honig als Urlaubserinnerung an die Lieben daheim, kann verheerende Auswirkungen auf unsere Bienen auslösen.«
Nach der Quelle der Ansteckung suchen
Die Bienen können die Seuche auf andere Standorte übertragen, zum Beispiel, wenn Imker Völker zukaufen, wenn sie Schwärme fangen oder wenn sie unbesiedelte aber verseuchte Kästen aufstellen. Er appelliert an alle Imker der Umgebung mitzuhelfen, die Quelle der Ansteckung herauszufinden. Vor allem sollte man nach leerstehenden und verwahrlosten Ständen suchen. Er rät Imkern, sich die nötigen Kenntnisse anzueignen und Schulungen zu besuchen. Wer Bienenvölker kauft, ohne die nötigen Sicherheitsmaßnahmen zu beachten, der muss damit rechnen, dass er die Seuche in seinen Bienenstand einschleppt.
Die Seuche ist nicht neu. Zum Beweis zeigt uns Hans Zillner eine Broschüre des Bayerischen Landesbienenzuchtvereins aus dem Jahr 1904, in der sie genau beschrieben wird. Damals nannte man sie allerdings noch Bienenbrutpest.
Man kann nur hoffen, dass sich die Seuche nicht weiter ausbreitet und die Bienenbestände dezimiert. -K.O.-