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Derzeit sind die Betonarbeiten für das Gebäude des künftigen neuen Heizwerks in Tettenhausen in vollem Gange. (Foto: H. Eder)

Am neuen Heizwerk wird schon kräftig gebaut

Waging am See – Das neue Hackschnitzel-Heizkraftwerk in Tettenhausen nimmt Gestalt an. In dieser Woche stehen die Betonlaster beinahe Schlange für die Betonschale des Gebäudes.


Ab jetzt geht's dann Schlag auf Schlag, spätestens Ende Dezember soll das Heizwerk in Betrieb gehen, hofft Heinrich Thaler, Leiter der Gemeindewerke. Allerdings gibt es nach wie vor ein Fragezeichen: Anlieger Michael Schittenhelm kündigt weiterhin rechtliche Schritte gegen den Bau an.

In einem Schreiben an die Gemeindewerke hatte er Ende Juni noch einmal bekräftigt, dass er sich auch weiterhin eine Normenkontrollklage offen hält. Dies habe er bisher nur noch nicht genutzt, weil weder Flächennutzungs- noch Bebauungsplan abgeschlossen und formal veröffentlicht sind. Lediglich die Baugenehmigung ist vom Landratsamt vorab erteilt worden.

Unterlagen noch nicht beim Landratsamt

Das bestätigt die Waginger Bauamtsleiterin Sabine Kraller. Ihren Angaben zufolge sind sowohl der Flächennutzungs- wie auch der Bebauungsplan vom Gemeinderat durchdiskutiert. Allerdings habe die Bauverwaltung wegen Arbeitsüberlastung die notwendigen schriftlichen Unterlagen für den Flächennutzungsplan noch nicht beim Landratsamt einreichen können. Und solange dieser vom Amt nicht genehmigt ist, könne auch der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan nicht gefasst werden. Deshalb hätten beide Pläne noch nicht rechtskräftig bekannt gemacht werden können. Dies ist von Waginger Seite aus zwar nur noch Formsache – aber halt noch nicht geschehen.

Diese Genehmigungssituation nimmt Schittenhelm in seinem Schreiben besonders aufs Korn. Er moniert: »Offensichtlich soll durch das Unterlassen der Bekanntmachungen verhindert werden, dass ein Bürger den vorgesehenen Rechtsweg einschlagen kann, bevor bauliche Fakten geschaffen werden konnten.« Davon aber will er sich nicht von einer Klage abbringen lassen – sein Rechtsvertreter werde »zu gegebener Zeit Rechtsmittel gegen das strittige Vorhaben einlegen«, kündigt er an.

Diese 800-Kilowatt-Hackgut-Heizzentrale wird mit zwei Kesseln ausgestattet, die einen ausschließlichen Heizbetrieb mit Hackschnitzeln ermöglichen. Dazu ist ein Pufferspeicher mit 30 000 Litern vorgesehen und zudem Platz für einen weiteren Pufferspeicher, falls auf dem Dach Warmwasserkollektoren zur Heizungsunterstützung installiert werden. Die Kosten für das Heizwerk werden auf rund eine Million Euro netto geschätzt.

Wärmeverlust ist ein zentraler Kritikpunkt

Die Verteilung des warmen Wassers erfolgt weiter über die Heizzentrale im Feuerwehrhaus. Von der neuen Anlage aus müssen daher Leitungen dorthin verlegt werden. Die langen Leitungen – derzeit schon knapp zwei Kilometer lang – bringen allerdings einen Wärmeverlust von 20 bis 30 Prozent mit sich. Das ist ein Punkt in Schittenhelms umfangreicher Kritik.

Vorgesehen ist, wie Werkeleiter Thaler betont, eine Effizienzverbesserung des Netzes nach der Inbetriebnahme der neuen Heizzentrale. Dazu wird ein Steuersystem installiert und das bereits im Jahr 2000 verlegte Steuerkabel, mit dem alle 72 Abnahmestellen verbunden sind, in Betrieb genommen. Mit neuen frequenzgesteuerten Netzpumpen und weiteren Maßnahmen will man erhebliche Einsparungen erzielen.

Derzeit wird nun nach dem vorliegenden Bauzeitenplan weitergebaut, auch wenn Schittenhelm im Juni »dringlich« davor gewarnt hatte, mit dem Bau schon vor dem Vorliegen aller Genehmigungen zu beginnen – »um nicht noch weitere unnötige Kosten zu Lasten der Gemeindebürger zu verursachen. Denn das Beseitigen einer etwaigen Bauruine«, malt Schittenhelm ein Schreckgespenst an die Wand, »wird ansonsten wohl jemand verantworten müssen.«

Wenn gegen Ende dieser Woche das Gebäude einschließlich der Giebel betoniert ist, geht die Baufirma Di-Qual aus Fridolfing für zwei Wochen in den Urlaub. Danach wird der 160 Kubikmeter fassende Hackschnitzelbunker gebaut, auf dem dann Büro und Sanitäranlagen aufgesetzt werden, was wohl weitere zwei Wochen dauern dürfte. Dann wird der große 30 000-Liter-Pufferspeicher eingesetzt, was nur durch die zu dem Zeitpunkt noch offene Dachöffnung möglich ist. Danach rücken die Zimmerer an und decken das Gebäude ein.

Gegen Mitte oder Ende September könnten die Arbeiten im Inneren beginnen. Und dann muss noch – voraussichtlich im Oktober – die Leitung vom neuen Heizwerk zur bisherigen Zentrale im Feuerwehrhaus gegraben und gelegt werden. So rechnet Gemeindewerke-Leiter Thaler mit einer Inbetriebnahme Mitte, spätestens Ende Dezember – bei Kosten, die sich seinen Aussagen nach wie vorgesehen, auf gut eine Million Euro belaufen werden.

Wertschöpfung von rund 50 000 Euro bleibt am Ort

»Ziel der Gemeindewerke ist es, mit neuester Heiztechnik und optimiertem Netz zuverlässig umweltfreundliche Heizenergie zu liefern. Gerade heuer bei der aktuellen Borkenkäferproblematik warten die Bauern aus Tettenhausen und Umgebung sehnsüchtig auf die Inbetriebnahme des neuen Heizwerks, in dem nahezu 2500 Schüttraummeter ohne lange Transportwege sinnvoll verwertet werden können. So bleibt die Wertschöpfung von rund 50 000 Euro in Tettenhausen«, so Thaler. he

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