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Beim EU-Projekt »AlpHouse« haben neun Partner aus vier Ländern drei Jahre lang zusammengearbeitet. (Foto: Wittenzellner)

Alpine Baukultur und Energieeffizienz kein Widerspruch

Erhalt alpiner Baukultur und Energieeffizienz sind kein Widerspruch. Das ist am Montagvormittag bei der »AlpHouse«-Schlusskonferenz im Kloster Seeon deutlich geworden. Auf dem hochkarätig besetzten Podium saßen Heinrich Traublinger, der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, die Bayerische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Emilia Müller, und der Präsident der Bayerischen Architektenkammer, Lutz Heese. Sie diskutierten vor rund 150 geladenen Gästen – darunter viele Bürgermeister, Handwerksvertreter sowie Delegationen aus dem benachbarten Ausland – über die Thematik, in der es auch darum geht, »lokale Handwerksunternehmen bei der energieeffizienten Sanierung traditioneller alpiner Altbauten fit zu machen«. Neun Partner aus vier Ländern haben in dem EU-Projekt seit September 2009 zusammengearbeitet.


Erfolgreiche Bilanz zum Abschluss des EU-Projekts

Handwerkskammerpräsident Traublinger betonte, dass er über das Projekt eine »erfolgreiche Bilanz« ziehen könne. In AlpHouse finden sich Stichworte wie die Bewahrung eines kulturellen Erbes genauso wieder, wie der Erhalt von Traditionen, die an heutige Lebensstile und Wohnformen angepasst werden müssten. Architektur dürfe »kein Wegwerfprodukt sein«, man müsse eine Balance finden zwischen den heutigen hohen energetischen Standards und dem Erhalt bestehender Bauformen in der Alpenregion. »Das überlieferte Wissen und das reiche baukulturelle Erbe müssen erhalten bleiben.«

Traublinger sprach in Ergänzung zu der AlpHouse-Thematik die Frage nach einem Wiedereinsetzen einer gezielten Förderung für die energetische Sanierung an und forderte hier eine Größenordnung von jährlich 1,5 Milliarden Euro. Durch eine Blockadehaltung zwischen Bundestag und Bundesrat passiere hier nichts. »Diese Blockade muss beendet werden«, so die Forderung des Kammerpräsidenten.

Bundesminister Ramsauer betonte, dass er dem AlpHouse-Projekt positiv gegenüber stehe. Am Beispiel des Veranstaltungsortes, des Klosters Seeon, machte er deutlich, dass es möglich sei, alte Bausubstanz stilecht zu erhalten und ein solches Objekt dann auch noch wirtschaftlich zu betreiben. Er sparte aber auch nicht an Kritik: »Fürchterliche bautechnische Verhunzungen und die Vernichtung von Baukultur« seien ihm in den vergangenen Jahren deutschlandweit begegnet und er sprach von »Überdämmungen«.

»Toskana-Haus hat nichts in Oberbayern zu suchen«

»Jetzt packen wir das aus, was wir vor sechs Jahren eingepackt haben«, schimpfte der Minister. AlpHouse bringe hier wohltuend eine Besinnung auf machbare und sinnvolle Baufähigkeiten. Fachlich kompetentes Handeln nötig, »um die Gesichter der Dörfer nicht zu verletzen«, so Ramsauer.

Staatsministerin Emilia Müller sagte, sie sehe die Stärke Europas in seiner Vielfalt, im Alpenraum stehe das Verbindende im Vordergrund. »Dies gilt auch für die Architektur«, so Müller. Nach drei Jahren AlpHouse-Projekt, das für sie ein voller Erfolg sei, sei erkennbar, dass traditionelle Architektur und die hohen Anforderungen an die Energieeffizienz keine Gegensätze seien. Das regionale Handwerk bekam ein Extralob von der Staatsministerin. Sie mahnte an, dass der Schutz der Alpen nicht vor Landesgrenzen halt machen dürfe, gemeinsames Handeln und Zusammenarbeit seien nötig. Ihre geschilderte europäische Offenheit hatte aber auch Grenzen: »Das Toskana-Haus hat hier nichts zu suchen.«

In der nachfolgenden Diskussion, die sich weitgehend nochmals auf kurze Statements der Podiumsteilnehmer beschränkte, betonte der Präsident der Bayerischen Architektenkammer, Lutz Heese die gute Zusammenarbeit zwischen Architekten- und Handwerkskammer. Man habe in den Projekten mit guter handwerklicher Gestaltung einen Mehrwert geschaffen. Bundesminister Ramsauer und Handwerkskammerpräsident Traublinger waren sich einig, dass vorhandenes Wissen in alpiner Baukultur – aber auch die nun im AlpHouse-Projekt gewonnen Erkenntnisse – nun auch in verschiedenen Bereichen weitergegeben werden müsse. Diese Erfahrungen müssten auch in Ausbildungspläne im Handwerk einfließen. awi

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