Der Almumtrieb beinhaltete gestern wieder eine Fülle von Themenwanderungen und weiteren Veranstaltungen. So wurden Kräuter näher erklärt, gemeinsam gejodelt, auf den Berg geradelt und in einer der zahlreichen Almen gegessen. Großen Anklang fand heuer unter anderem die neue Pilgerwanderung. Aber auch die Kinder hatten mehrere Möglichkeiten, die Natur hautnah mit Kescher und Lupe zu erleben. Auf dem Parkplatz an der Winklmoosalm zeigten auch Handwerker ihr Können.
»Wir ergänzen das Gesamtangebot von Jahr zu Jahr«, erklärte Chiemgau-Geschäftsführer Dr. Michael Lücke vor Ort, »und reagieren auf Verbesserungsmöglichkeiten«. So habe man den für die Gäste kostenlosen Bus-Shuttle-Dienst von Seegatterl auf das Almengebiet optimiert. Im vergangenen Jahr hatte es in diesem Bereich Engpässe gegeben. Lücke erwähnte in diesem Zusammenhang auch das Thema »Inklusion«. So wollte man gestern verstärkt auch Menschen mit Behinderung an den Angeboten teilhaben lassen, weshalb sich erstmals eine Gruppe von Rollstuhlfahrern eingefunden hatte. Diesen Gedanken unterstützt auch Martin Braxenthaler. Der zehnfache Goldmedaillengewinner der Paralympics war beim Almumtrieb ebenso vor Ort und ergänzte: »Man muss bei diesen Veranstaltungen insbesondere auch an ältere Menschen denken, die aufgrund eingeschränkter Mobilität an solchen Angeboten nicht mehr so leicht teilhaben können.«
Die bayerische Staatsministerin für Bundes- und Europa-Angelegenheiten, Emilia Müller, genoss einerseits sichtlich ihren Aufenthalt auf der Winklmoos, »ein herrlicher Fleck Bergwelt«. Sie hatte andererseits allerdings Größeres im Sinn und stellte am Rande des Besuchs die Kernpunkte der »Alpenstrategie« vor. Es handelt sich dabei um ein Konzeptpapier, das mit allen Nationen, die geografisch mit diesem weitläufigen Gebirge verbunden sind, ausgearbeitet wird. Festgeschrieben werden sollen darin etwa gemeinsame Vereinbarungen im Hinblick auf die Erhaltung der Artenvielfalt, Regelungen zum Transitverkehr sowie Positionen zur regionalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Besonderer Schwerpunkt gelegt wird aber auch auf eine möglichst einheitliche Vorgehensweise beim Naturschutz vor dem Hintergrund des Klimawandels. »Hier gilt es, Bewusstsein zu schaffen: Bei Bürgern wie Politikern muss dafür Sensibilität erzeugt werden«, so die CSU-Politikerin.
Wie es mit dem Almumtrieb in den kommenden Jahren weitergehen wird, scheint derzeit offen. »Wir sehen uns in der Position, solche Großereignisse zu initiieren, dann aber an die Verantwortlichen vor Ort weiterzugeben«, erklärte Lücke vor Ort. Sein Verband wird wohl nicht mehr federführend auftreten. »Aber wir werden selbstverständlich Unterstützung leisten, auch finanziell.« Auf 18 000 Euro taxiert Lücke die Kosten dieses Almumtriebs, davon stellen etwa 8000 Euro diverse Sponsoren bereit. »Wir werden Gespräche über die Zukunft des Almumtriebs führen, dann wird man sehen«, so Lücke. ost