Bei der Besichtigung der Räume wurde deutlich, dass die Flüchtlinge, die von einem Sicherheitsdienst bewacht werden, kein Luxus erwartet. In den Werkstätten und Lagerräumen sollen die Männer untergebracht werden, für die in einer Halle ausreichend Duschen und Toiletten installiert wurden. Familien und Frauen mit Kindern finden in den Büros im Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes ein vorübergehendes Zuhause. Es wurde auch ein Toilettenwagen aufgestellt, da im Verwaltungsgebäude zu wenig sanitäre Anlagen vorhanden sind. Im östlichen Bereich des Bürogebäudes wurde als zweiter Fluchtweg eine Not-Treppe angebaut.
Essen gibt es in der beheizten Fahrzeughalle
Verpflegt werden die Flüchtlinge in einer beheizten Fahrzeughalle. Das Essen wird von der Kreisklinik geliefert und in der Anfangszeit noch von Freiwilligen aus dem Stadtgebiet ausgeteilt. Anschließend sollen sich die Flüchtlinge selbst organisieren, sagte ein Security-Mitarbeiter, der die laufende Zusammenarbeit mit der Kreisklinik und den freiwilligen Helfern lobte: »Ein besseres Zusammenspiel hab ich nicht erlebt.« Wie Franz Eichinger vom Gebäudemanagement des Landratsamtes erklärte, werde man versuchen, die Flüchtlinge nach Nationalitäten zu trennen und durch Trennwände eine gewisse Privatsphäre zu schaffen.
In einer Presseerklärung bedankt sich Regierungspräsident Christoph Hillenbrand beim Landkreis Traunstein und der Stadt Traunreut für die Hilfsbereitschaft und Kooperation. Die Traunreuter Unterkunft ist Teil des bayernweiten Notfallplans.
Landrat Walch hofft, dass es in Traunreut wieder so gut funktioniert, wie im vergangenen Sommer, als etwa 100 Flüchtlinge für rund sechs Wochen in der TuS-Turnhalle untergebracht wurden. Vor versammelter Mannschaft nutzte er die Gelegenheit, sich bei den Helfern und Vertretern der Stadt Traunreut und dem Landratsamt zu bedanken. »Es ist eine schwierige, außergewöhnliche Situation, die uns in nächster Zeit noch lange beschäftigen wird«, sagte Walch. Ohne die Hilfsorganisationen und die vielen freiwilligen Helfer, wäre das alles nicht möglich. Lobend erwähnte er auch, dass die Stadt dem Landkreis mit dem Bauhof unter die Arme greife. »Damit sparen wir uns die Turnhallen und der Schulsport kann ungehindert durchgeführt werden.«
Bürgermeister Klaus Ritter schloss sich den Aussagen des Landkreisoberhaupts an und bestätigte der Stadt und dem Landkreis eine sehr gute Kooperation. Lob zollte er auch den Bauhöfen von Stadt und Land, die in den letzten Wochen die Notunterkunft hergerichtet haben. Die Stadt Traunreut hatte dem Landkreis das Anwesen, auf dessen Grundstück 2016 ein neuer Gewerbebau mit Geschäften entstehen soll, bis Ende April angeboten. Nach Aussagen des Landrats werden die Asylbewerber nach jetziger Planung aber nur bis Ende Februar in dem Gebäude bleiben und dann Traunreut in unbekannte Richtung wieder verlassen. Eine Aussage über die weiteren Zielorte der Flüchtlinge, konnte Walch nicht machen.
Neben den Vertretern der Stadt- und Kreisverwaltung waren auch viele bekannte Gesichter der Hilfsorganisationen bei der Besichtigung am Samstag anzutreffen, die bereits im Sommer in Traunreut im Einsatz waren. Sie alle haben in der Flüchtlingshilfe mittlerweile Erfahrungen gesammelt. Permanent seit Juli unterwegs ist etwa der Kreisbereitschaftsleiter des BRK, Jakob Goess. Nach dem die Situation im September eskaliert sei, habe er sogar seinen Urlaub abgebrochen, sagte er dem Traunsteiner Tagblatt, um unter anderem in Freilassing zu helfen. Für Goess und seine Mitstreiter ist mittlerweile aber eine gewisse Routine eingekehrt. »Die Abläufe und die Zuständigkeiten sind inzwischen klarer, aber auch der Umgang mit den Flüchtlingen geübter.«
Separate Krankenstation im Verwaltungsgebäude
Das BRK unterstützt auch das Gesundheitsamt Traunstein bei den gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen, die unmittelbar nach der Ankunft der Flüchtlinge, die bereits eine Erstuntersuchung und Registrierung hinter sich haben, durchgeführt werden. Nach Angaben des neuen Leiters des Gesundheitsamts, Dr. Wolfgang Krämer, werden unter anderen verschiedene Bluttests durchgeführt. Als sehr positiv wertete Krämer, dass es im Verwaltungsgebäude eine separate Krankenstation gibt, in die sich kranke Flüchtlinge zurückziehen können. Die Behandlungen nach den gesetzlichen Untersuchungen durch das Gesundheitsamt übernehmen wieder die ortsansässigen Ärzte, die auch darüber informiert worden seien. ga