Der Eintretende kann eine jung gebliebene Frau begrüßen, die durchaus auch als Achtzigjährige durchgehen könnte. Frisch und froh erzählt sie von ihrem Leben und davon, wie sie das erste Mal nach Inzell kam. Beim Gespräch wirkt sie fröhlich und versprüht viel Lebensmut.
Geboren wurde Agnes Gerlach 1912 im Ruhrpott, wo sie auch bis zum Zweiten Weltkrieg mit ihren drei Söhnen und einer Tochter lebte. 1941 wurde jedoch das Haus der Familie in Gelsenkirchen durch eine Bombe komplett zerstört. Auf Anraten einer Freundin zog Agnes Gerlach mit ihren Kindern damals nach Inzell, wo sie bis 1947 auch lebte, ehe es zurück in die Heimat nach Gelsenkirchen ging. Ihre Kinder musste Agnes Gerlach in dieser Zeit alleine großziehen. Ihr Mann war als Soldat im Zweiten Weltkrieg gefordert und starb danach in russischer Gefangenschaft. Eine schwere Zeit begann. Doch die Zeit heilte Wunden und mit ihrem Lebensmut konnte sie vieles bewerkstelligen. Nach einigen Jahren hatte die Jubilarin auch wieder geheiratet und trägt seitdem den Namen Gerlach. Neben ihren vier Kindern – Günther, Erhard, Doris und Friedhelm – hat sie mittlerweile sechs Enkel und sechs Urenkel und ist sogar schon zweifache Ururgroßmutter.
Als für sie nach dem Wiederaufbau die Möglichkeit bestand, Urlaub zu machen, führte sie der Weg wieder nach Inzell. Sofort fand sie wieder Gefallen am Ort und zog am 7. Mai 1982 zurück nach Oberbayern.
Agnes Gerlach ist mit ihren 103 Jahren noch geistig topfit, sehr humorvoll und bewältigt ihren Haushalt ganz alleine. Nur beim Kochen ist sie mit ihrem zweitältesten Sohn Erhard nicht immer einer Meinung. »Sie wird mit der Zeit ein wenig eigen, und macht nicht immer das, was ich ihr sage«, schmunzelt ihr Sohn, der mit seiner Familie in Augsburg lebt und so wie seine Geschwister die Mutter nur selten besuchen kann.
Gefragt nach dem Geheimnis ihres hohen Alters antwortet Agnes Gerlach: »Man muss viel Tanzen, das hält einen jung und man bleibt gesund. Ich bin eine leidenschaftliche Tänzerin und habe auch mit meinem ersten Mann, der ein sehr guter Tänzer war, schon einige Preise bekommen.«
Neben den vielen Geschenken, die ihr zu ihrem Jubeltag überreicht wurden, überbrachte Hans Egger auch die Glückwünsche der Gemeinde Inzell. Von der Staatskanzlei erhielt die Jubilarin das Bayerische Wappen und eine Tischdecke in den Farben des Freistaats geschenkt. hw