Der Gemeinderat befasste sich in der jüngsten Sitzung erneut mit dem Vorhaben, nachdem die erste Auslegung im März 2019 erfolgt war und die frühzeitige Öffentlichkeits- und Trägerbeteiligung Anfang dieses Jahres abgeschlossen wurde. Bürgermeister Justus Pfeifer und Bauamtsleiter Hans Hechenbichler stellten das Vorhaben nochmals in den wichtigsten Einzelheiten vor und informierten das Gremium über die Stellungnahmen.
Demnach liegt das etwa 1,7 Hektar große Planungsgebiet am südöstlichen Ortsrand des Ortsteils Zell, innerhalb des Golfplatzareals. Das Gebiet ist relativ eben und wird im Norden entlang der Kreisstraße von einer Hecke eingegrünt. Östlich schließt das Areal des Aja-Hotels an, im Westen und Norden eine Wohnbebauung. Südlich gelegen der Parkplatz des Golfplatzes, und daran anschließend in südöstlicher Richtung die Anlagen des Golfplatzes.
Das Planungsgebiet stellt kein Baugebiet im eigentlichen baurechtlichen Sinn dar, sondern umfasst eine Grünfläche, die der Zweckbestimmung »Golf« dient. Es wird nur ein Kiosk ohne Aufenthaltsraum und ohne sanitäre Anlagen errichtet. Auch der zum größten Teil künstlich gestaltete 18-Loch-Übungsplatz wird als Nebenanlage festgesetzt und in der Grundfläche begrenzt. Die Nutzung der übrigen Grünflächen, die unter anderem auch als Abschlagsplatz dienen sollen, wird im Rahmen der Grünordnung geregelt.
Der Regionale Planungsverband und die Regierung von Oberbayern regten an, die Anlage mit Staudenrabatten und heimischen Gehölzen zu durchgrünen. Weder der Verband noch die Untere Naturschutzbehörde sehen eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.
Das Ausgleichskonzept in Bezug auf Extensiv-Wiesen wird in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Traunstein angepasst. Anstelle der ursprünglich geplanten Fläche bei Leiten erfolgt der Ausgleich auf einer geeigneten Fläche und mit demselben Biotoptyp innerhalb des Bebauungsplangebietes. Dazu wird die Arbeitsgruppe für Landnutzungsplanung beauftragt, ein Ausgleichsflächenkonzept auszuarbeiten. Der Umweltbericht wird in Bezug auf die Erfordernisse einer ökologischen Baubegleitung sowie eines naturschutzfachlichen Monitorings ergänzt.
Das aktuelle Schallschutzgutachten geht davon aus, dass die einschlägigen Immissionsrichtwerte eingehalten bzw. unterschritten werden, da ein Nachtbetrieb weder geplant noch zulässig ist. Außer kurzen Ärger- oder Freudenausrufen geht das Spiel laut Gutachten damit eher leise vonstatten.
Der Gutachter beruft sich auf eigene Erfahrungswerte an vergleichbaren Anlagen sowie fundierte Untersuchungen.
Hermann Hipf (VRB) äußerte ökologische Bedenken an, weil hier im Bereich des Übungsplatzes umstrittener Kunstrasen zum Einsatz kommt, der irgendwann mal wieder als Mikroplastik in den Gewässern zu finden sei. Außerdem befürchtete er, dass man damit einen Präzedenzfall schaffe, wenn es um die weitere Verwendung des umweltschädlichen Materials im Ort geht. Bürgermeister Justus Pfeifer meinte dazu, dass Granulat auf einem Fußball-Kunstrasen gerne aufgrund seiner gelenkschonenden Eigenschaften eingearbeitet wird. Dies sei bei der Benutzung als Golfplatz möglicherweise nicht nötig oder anderweitig lösbar.
Letztlich billigte der Gemeinderat einstimmig die getroffenen Abwägungen und beschloss, das Verfahren nach Einarbeitung der getroffenen Feststellungen mit der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung fortzuführen.
Da das Thema Mikroplastik weltweit ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellt, hat unsere Zeitung beim Betreiber des Golfplatzes, dem Golfclub Ruhpolding, nachgefragt, wie man dort die Erfahrungen im Umgang mit dem künstlichen Bodenbelag einschätzt. Herbert Fritzenwenger, seit 18 Jahren Präsident des Golfclubs, meinte dazu, dass in der öffentlichen Wahrnehmung viel verquickt und deshalb falsch dargestellt werde. »Wenn Granulat als Füllmaterial verwendet wird, wie beispielsweise im Fußballsport, gelangt das viel schneller in die Umwelt«, sagte Fritzenwenger: »Das macht man deshalb, um Hautverletzungen zu minimieren.« Ganz anders beim Golf, wo das Füllmaterial ausschließlich aus feinem Quarzsand bestehe. »Das ist natürliches Material, da gibt es kaum Abrieb. Und Oberflächenwasser kann schnell versickern,« erklärt Fritzenwenger den Unterschied. ls