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Die Kammerer Prinzenpaare der letzten dreieindrittel Jahrzehnte gaben sich beim Blau-Weiß-Ball ein Stelldichein. (Foto: Oberkandler)

Abgedankte Prinzessinnen und Prinzen dutzendweise

Traunstein – Zu einem absoluten Höhepunkt im Chiemgauer Fasching hat sich in den letzten dreieindrittel Jahrzehnten der Blau-Weiß-Ball der Faschingsfreunde Blau-Weiß Kammer im Gasthaus Jobst in Rettenbach gemausert. Und auch der Jubiläumsball zum 33-jährigen Bestehen des rührigen Vereins hielt, was die Organisatoren versprachen: beste Unterhaltung und pralles Faschingsvergnügen pur.


Dafür sorgte nicht nur die vierköpfige Band »OrangeClub« mit ihrer fetzigen Stimmungsmusik getreu ihrem Motto »Vitamine für die Ohren«. Die Musiker verstanden es mit ihrer Sängerin Susanne Blüml, zwischen den Showeinlagen selbst die größten Bewegungsmuffel auf die Tanzfläche zu locken. Mehr als ein halbes Dutzend Faschingsgesellschaften aus der Region begeisterten mit ihren Auftritten die Gäste.

Eine besondere Note aber bekam der Jubiläumsball durch die ehemaligen Kammerer Prinzenpaare. Blau-Weiß-Präsident Martin Litwinschuh und sein Elferrat hatten nämlich all jene Tollitäten und Lieblichkeiten eingeladen, die seit Gründung des Vereins 1984 das Zepter über das närrische Volk geschwungen haben. Und die meisten waren der Einladung gefolgt, fast alle in ihrem damaligen Ornat. Freilich war unübersehbar, dass es bei der einen oder anderen Lieblichkeit schon ein wengerl »zwickte«. Und auch manches im Lauf der Jahre üppig herangewachsene Wohlstandsbäuchlein der ehemaligen Faschingsprinzen war nur schwer in die dereinst perfekt sitzende Hose zu zwängen.

Es ist natürlich nur ein Gerücht (neuhochdeutsch: fake-news), dass in den Tagen vor dem Ball die Nähmaschine bei der Blau-Weiß-Änderungsschneiderin Irmi kurz vor dem Heißlaufen gewesen sei. Am Ende waren jedoch alle textilen Änderungs- und Erweiterungswünsche erfüllt und zum Erinnerungsbild der einstigen Faschingsregenten passte alles wie angegossen.

Dass der Faschingsreporter notiert hat, unmittelbar nach der Aufnahme sei so mancher Knopf geöffnet worden, bevor es ihn gesprengt hätte, ist nichts als eine böswillige Unterstellung der Presse, die ja in solchen Fällen des investigativen Journalismus' immer als Sündenbock herhalten muss. Wie bei solchen Treffen üblich, wurde mit der Verleihung von Faschingsorden nicht gespart. Und so waren Martin Litwinschuh und seine Co-Narren auch diesmal nicht kleinlich und zeichneten alles und jeden mit den begehrten, bunten Blechplaketten aus. Die meisten haben sich die Auszeichnung redlich verdient – schließlich ist man ja nicht beim Starkbierfest, wo's den Orden schon für nix und wieder nix gibt. Der bunte Reigen von Darbietungen begeisterte das feierlustige Publikum restlos.

Eine Bewertung abzugeben, hieße, den Sinn des bunten Treibens zu verkennen. Die Elfer aus Trostberg boten ihr Prinzenpaar Oliver I. und Sandra I. mit Prinzenwalzer auf und zeigten getreu ihrem Motto, dass in der Alzstadt die Affen los sind. Die Veitsgroma Zunft aus Traunstein marschierte traditionell mit Fanfarenzug ein und junge Mädchen samt eines Burschen boten einen fetzigen Rock'n'Roll. Gemütlicher ließen es dann einige Grazien der Veitsgroma angehen, die bei ihrem Tanz keinen Hehl daraus machten, dass sie das Teenageralter bereits leicht überschritten haben. Auch das Traumpaar vergangener Zeiten, John Travolta und Olivia Newton-John, hatten die Traunsteiner dabei. Am Ende entpuppte sich die grazile Tänzerin aber als junger Mann, was man aber erst merkte, als er seine Perücke lupfte.

Die Mädchen von So Halunke Waging glänzten mit spanischen Tänzen und auch die Priener Faschingsgesellschaft Prienarria trug zum guten Gelingen des Abends bei. Ihr Showtanz entführte an den Broadway nach New York. Das Prinzenpaar Bianca und Clement war natürlich auch mit von der Partie.

Als wilde Tiere, kraftstrotzende Hantlstemmer und Pferde samt Reiterinnen stemmende Kraftmeier traten die Grabenstätter auf. Ihr Motto »Circus« setzten sie stimmig um und bekamen dafür lang anhaltenden Applaus. Und als dritter Verein vom Chiemseeufer durften neben Grabenstätt und Prien natürlich auch die Chieminger nicht fehlen. Ihre Aufführung vom »Chaos im Olymp« war ebenfalls so recht nach dem Geschmack des Publikums.

Die Gastgeber ließen sich auch nicht lumpen: Die Kinder- und Jugendgarde zeigte ihren Gardetanz, einen modernen Tanz steuerte die Jugendgarde bei, Marina I. und Andreas III. tanzten ihren Prinzenwalzer, das Tanzpaar Matthias und seine Frau Antonia bot den Gardetanz. Außerdem boten die Blau-Weißen eine eindrucksvolle Schwarzlichtshow zum Thema »Biene Maja«. Für alle Mitwirkenden war erst lange nach Mitternacht Schluss und die Erholungsphase war nur kurz. Schließlich gibt es zum Faschingsendspurt keinen Tag zum Ausruhen. - K.O.-

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