Von 1912 bis 1915 ließ der Stahl-Industrielle Dr. Dr. Emil Ehrensberger das Gebäude als Alterswohnsitz bauen. In der ganz aus Beton erbauten Villa sollte auch Platz für seine große Leidenschaft sein: die Astronomie. Heute ist das Haus im Besitz der Erzdiözese München und Freising, in der Bildungseinrichtung finden Kurse und Seminare statt – und der Blick zu den Sternen ist auch heute noch möglich.
Über eine Treppe, die wie die gesamte Villa im Jugendstil erbaut ist, geht es hinauf ins Studienzimmer. Nach 14 weiteren Stufen betritt man die 2002 renovierte Sternwarte. »Für die Aufstellung des Teleskops hat Ehrensberger wohl eine ganze Woche gebraucht, das musste schon genau gehen«, erklärt Harald Eckstein. Seit 2007 organisiert er ehrenamtlich Führungen durch die Sternwarte und sorgt für die Wartung des Teleskops. »Vor allem dem früheren Betreuer der Sternwarte, Reinhold Bendel, und der jetzigen Führung des Hauses ist es zu verdanken, dass die Räume heute überhaupt zugänglich sind«, sagt Eckstein.
Es ist ein besonders schöner Ort: Der Blick aus der rund 18 Meter hoch gelegenen, drehbaren Kuppel geht hinaus auf die Dächer Traunsteins, in der Ferne sieht man schneebedeckte Berggipfel. Auch das Teleskop aus dem Jahr 1905 ermöglicht einen gigantischen Ausblick – jedoch in andere Sphären. Mit dem dreilinsigen Fernrohr, dem sogenannten Refraktor, das über eine Brennweite von 2,58 Metern verfügt, sind bis zu 350-fache Vergrößerungen möglich.
Mittels einer Tankuhr und dem Gewichtstriebwerk erfolgt die Ansteuerung der Gestirne. Ausgestattet mit einem B-Objektiv der Firma Zeiss ist das Teleskop heute noch in »sehr gutem Zustand, auch wenn sich das Alter schon bemerkbar macht«, so Eckstein.
Für wissenschaftliche Zwecke wird die Sternwarte heute nicht mehr genutzt. Die Hobby-Astronomen machen davon aber noch Gebrauch – und sie müssen schon ein geschultes Auge haben, wie Eckstein erklärt: »Vor allem sollte man Fachliteratur lesen und Erfahrungen sammeln.« Den Traunsteiner haben die Sterne schon immer fasziniert: »Auch ich habe natürlich ganz klein angefangen – mit einem Feldstecher«, sagt er. Und wenn Harald Eckstein den Blick ins Universum richtet, merkt man sofort: Er weiß, wo die Sterne sind. Korbinian Kollmeier