Traditionell waren zu dem Festakt wieder eine Reihe von Ehrengästen aus Politik, Behörden und Beruf, aber auch viele Angehörige gekommen. Leitender Direktor Rolf Oehler sagte, den Studierenden der Abteilung Landwirtschaft, die aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land und Rosenheim kommen, werde vor allem Handlungs- und Entscheidungskompetenz vermittelt. Man wolle die jungen Leute nicht in eine bestimmte Richtung wie etwa ökologischer Bewirtschaftung drängen, sondern ihnen zu helfen, für ihre persönliche Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ausbildungsziele waren unter anderem das Wissen um umwelt- und tiergerechte Produktionstechnik sowie Grundlagen der Berufsbildung und Mitarbeiterführung. Die Absolventen hätten Berufschancen im Bereich landwirtschaftlicher Unternehmer oder als Betriebsleiter. 12 Absolventen haben sich zur Fortbildung zum Meister in der Landwirtschaft angemeldet.
Für die Hauswirtschaftsklasse betonte die Vertretung des Schulleiters, Renate Rosner, die 17 weiblichen Studierenden aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim, Mühldorf und Rottal-Inn hätten seit September viele komplexe hauswirtschaftliche Themen und soziale Kompetenzen erlernt. Sie hätten nun das Zeug dazu, Bäuerinnen zu werden. Außerdem hätten sie die Grundlagen erlernt, ein land- oder hauswirtschaftliches Unternehmen zu führen, was auch eine Reihe von Urkunden, Zeugnissen und Bescheinigungen wie ein Ausbilderschein belegten.
Landrat Hermann Steinmaßl gratulierte den »jungen Gesichter der Landwirtschaft«. Diese stünde vor einem gravierenden Strukturwandel, die Zahl der Höfe gehe zurück, die Größe steige weiter an. »Insgesamt steigt der Druck auf die Landwirtschaft«, resümierte er. Die Herausforderungen lägen auch darin, gesunde Nahrungsmittel zu produzieren, die Energieverwendung zu sichern und die Kulturlandschaft zu erhalten. »Hier die Balance zu halten, erfordert immer größere Kenntnisse und ihr stellt euch diesen Herausforderungen«.
Oberbürgermeister Manfred Kösterke sagte, die Landwirtschaftsschule sei ein »wichtiger Mosaikstein für die Stadt und die Region«. Traunstein sei eine Bildungsstadt. In der »Genussregion« sei es auch die Aufgabe der künftigen Fachkräfte in der Landwirtschaft, die traditionelle Kulturlandschaft zu erhalten. Die »Genussregion« zeige sich durch qualitativ hochwertige Produkte, die man auch in der Region direkt vermarkte.
BBV-Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer appellierte, dem Abschluss die Meisterprüfung folgen zu lassen, die für einen Betriebsleiter heute dazugehöre. Er riet, Betriebsvergrößerungen gut zu überdenken und brachte als Alternative ein zweites Standbein ins Spiel, da nicht nur das betriebliche Wachstum zähle. Dem Aufruf – auch zur stärkeren Akzeptanz des Berufsbildes des Landwirts in der Bevölkerung – möglichst auf Sonntagsarbeiten zu verzichten, ließ er aber eine Bestätigung folgen: »Ihr habt einen tollen Beruf gewählt.«
Brigitte Leitenbacher, Kreisverbandsvorsitzende vom Verband für landwirtschaftliche Fachbildung, hatte die Lacher auf ihrer Seite, als sie den jungen Fachkräften Tipps für den Alltag gab, wobei sie gleichzeitig an ihr Selbstbewusstsein appellierte: »Wir sind die Fachexperten, wir sind die wahren Natur- und Tierschützer!« Sie beklagte fehlendes Wissen der Verbraucher über die Landwirtschaft.
Eine Kostprobe des Erlernten gab Absolvent Peter Ober in seinem Kurzvortrag über Biogasanlagen. Susanne Fischer berichtete über den Kurs, in dem sich die Studierenden sich selbst ein Dirndl nähten. Die anschließende Modenschau brachte den jungen Damen viel Applaus für die gelungenen Arbeiten. Tobias Oberhauser sensibilisierte für die neue Düngeverordnung, die für viele Betriebe in Bayern auch unter Kostenaspekten problematisch sei.
Im dritten Semester in der Landwirtschaft waren die Besten Johannes Kellner aus Tittmoning (Notendurchschnitt 1,35), Michael Maier aus Pittenhart (2,35) und Peter Ober aus Kienberg (2,50). Semesterbester im ersten Semester ist Christoph Schreier aus Engelsberg (1,55). In der Hauswirtschaft gab es gleich zwei mal die Traumnote 1,0: Cordula Dumberger aus Taching am See und Maria Reiter aus Unterreit im Landkreis Mühldorf waren hier Klassenbeste, Angelika Steiner aus Traunstein erreichte mit 1,12 ebenfalls einen ausgezeichneten Durchschnitt.
Den Abschluss der von Maria und Nikolaus Noichl und Johannes Haunerdinger musikalisch umrahmten Feier machten die Schulsprecher Johannes Kellner und Angelika Steiner. Es habe eine gute Klassengemeinschaft und schöne gemeinsame Aktionen gegeben. »Do is Zug drauf«, war ihr Motto – das signalisierte, dass das Lernen und Weiterbilden in der Schule keinesfalls zu kurz gekommen war. awi