Nach zwei Jahren coronabedingter Pause waren die Gartler im Landkreis schon sehr gespannt auf die Neuauflage. Auf der Bühne waren Merkblätter zum Mitheimnehmen und Fachbücher zum Anschauen ausgelegt, wovon die interessierten Gäste viel Gebrauch machten.
Der Kreisvorsitzende der Gartler, Florian Seestaller, hieß zusammen mit Kreisfachberater Markus Breier alle Besucher willkommen. Er lobte die Gartler für ihre Arbeit, um Gemüse und Obst zu kultivieren und zu ernten und damit für eine gesunde Ernährung zu sorgen. Sie seien das ganze Jahr damit beschäftigt, die Natur zu beobachten und sich zu überlegen, was man sät und pflanzt, mit Gießen, Pflegen und schließlich mit Ernte und Verarbeitung der guten Sachen aus dem eigenen Garten. Vielfach würden auch Verwandte, Nachbarn und Freunde mit diesem Segen beglückt, sagte Florian Seestaller.
Kreisfachberater Markus Breier ergänzte den Spruch auf dem Einladungsflyer »Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden« mit dem Hinweis: »Wir sind ja gesund, gerade eben, weil wir garteln«. Dann sprach er über »Obstanbau im Garten – von Bäumen, Blüten und tollen Früchten«. Um gesundes Obst zu erzeugen, müsse man den Boden vorbereiten und Obstgehölze richtig pflanzen. Es gehe um den Standort mit Blick auf das Wetter und die Bodenqualität. Ob man sich für Hochstamm, Halbstamm, Buschbaum oder Spindelbusch entscheidet – wichtig seien das Platzangebot und der Erziehungsschnitt. Der Obstbaum müsse fachmännisch gepflanzt und von Anfang an gut geschnitten werden, damit er reichlich Früchte trägt. Breier gab Sortenempfehlungen für Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und anderes Obst, gab Hinweise zur Düngung und zum Pflanzenschutz und empfahl den Weißanstrich für Obstbäume gegen Frost und Sonnenhitze. Zum Schluss ging es um die Bekämpfung von Wühlmäusen und Maulwürfen. Den allerdings dürfe man wegen seines Schutzstatus nicht töten, sondern nur »vergrämen«.
Michael Luckas, Seestallers Vorgänger im Kreisverband, und mittlerweile Oberbayerischer Bezirksvorstand der Gartenbauvereine, kam als Meteorologe zum Traunsteiner Gartentag. Er zeigte den aufmerksamen Zuhörern, auf welche Arten man die Natur beobachten und vielleicht das Wetter vorhersagen kann. Etwa könne man an den Blüten von Löwenzahn, Fichtenzweigen und vielen anderen Pflanzen erkennen, ob es bald regnet. Auch Tiere haben feine Antennen dafür, der Grünspecht, Rehe, Katzen und Frösche »melden« kommenden Regen. Und sogar das Zirpen der Grillen zeige an, welche Temperatur herrscht: Man zählt die Zirplaute der Grille in der Minute, zählt die Zahl 50 hinzu, teilt durch neun – das ergebe die gerade herrschende Temperatur, rechnete Luckas vor.
Steinmauern der Marke »Stadelheim«
Nach dem Mittagessen klärte Alois Schrögmeier, ehemaliger Vorsitzender des Bezirksverbands Niederbayern für Gartenkultur und Landespflege, über vielerlei Gartenirrtümer auf. Er führte durch Pflanzenkataloge und zeigte, wie durch gelinkte Bilder die Menschen zum Kauf überredet würden. Er informierte auch über verschiedene Gartenerden auf dem Markt, die ihr Geld nicht wert seien. Er beklagte die Unsitte von Steinmauern Marke »Stadelheim« und berichtete von Neugartlern, die keine Ahnung hätten, was sie in ihrem Kleingarten einpflanzen. Er prangerte an, dass viele Pflanzenschutzmittel so deklariert würden, dass sie trotz hoher Giftigkeit frei verkauft werden dürften. »Im Wesentlichen geht es beim Garteln darum, dass man Augen und Verstand anwenden und behalten solle, was bewährt ist und den ganzen anderen modischen Schmarrn vergessen kann.«
Zum Schluss nahm Anita Leukert ihre Zuhörer mit auf eine »Reise durch den Garten und das Glück, in der Natur draußen zu sein«. Als Kreisvorsitzende von Mühldorf berichtete sie von vielen Erfahrungen mit Blumen, Gemüse, Obst und Schädlingen. Etwa sollten wir Gartenarbeiten bei milder Witterung verrichten. Wer im Garten keinen Platz für Bäume hat, könne auch Sträucher »hochschneiden«, damit man darunter Platz für Sitzgelegenheiten findet. Dann zeigte sie einen eckigen großen Kürbis, der während der Wuchszeit in einer licht- und luftdurchlässigen Kiste gewachsen ist – »Nachahmung empfohlen«. Im Übrigen solle man die Gartenarbeit nicht als Plage sehen, sondern ihr Freude abgewinnen und auch die Erkenntnis: »Der Boden zieht die Sorgen, der Wind bläst sie fort«.
Die Referenten, die ihre Vorträge mit sehr viel Humor würzten, erhielten je ein Geschenkkörberl und vom Publikum tosenden Applaus. Markus Breier beendete den Gartentag mit dem Dank an alle Besucher.
cw