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Walter Rösner musste erst vor wenigen Tagen wieder mit der Hebebühne hinauf, um ausgefallene Birnen der Lichterketten auszutauschen. (Foto: Mix)

270 Lichter an über 18 Meter hoher Tanne

Traunreut – Der wohl größte und gewaltigste Christbaum im Stadtgebiet steht seit vielen Jahren in Oderberg in einem privaten Garten. Walter Rösner befestigt jedes Jahr pünktlich zum ersten Advent 270 elektrische Kerzen an der über 18 Meter hohen Tanne. Für ihn und seine Familie gilt: »Es ist kein richtiges Weihnachten, wenn an dem Baum nicht die Lichter brennen.«


Angefangen hat es vor 33 Jahren mit einem kleinen, etwa mannshohen Bäumchen im Garten seiner Familie, erinnert sich Walter Rösner. Damals reichte ihm eine einzige Lichterkette. Mit den Jahren entwickelte sich die Tanne zu einem stattlichen, wunderschön gewachsenen Baum und inzwischen sind 18 Lichterketten notwendig, um ihn zu dekorieren. Der gelernte Elektriker macht sich jedes Jahr eine Menge Arbeit damit. »Wenn er mit dem Christbaum beschäftigt ist, darf man ihn nicht stören, da hat er für nichts anderes mehr Zeit«, erzählt seine Frau Ingrid.

Jedes Birndl an den Lichterketten muss vorab kontrolliert werden, im Lauf der Jahre verlängerte Walter Rösner immer wieder die Abschnitte zwischen den einzelnen Kerzen, damit sie an die Spitzen der immer länger werdenden Äste reichten, und zwei Tage ist er allein damit beschäftigt, sie am Baum anzubringen. Während er früher dazu eine Leiter benutzte, braucht er jetzt schon seit einigen Jahren eine Hebebühne, um die oberen Äste und den Gipfel zu erreichen. Da allerdings auch diese langsam nicht mehr ausreicht, wird der schöne Baum wohl heuer zum letzten Mal leuchten. »Es geht einfach nicht mehr und wird auch immer gefährlicher und schwieriger«, bedauert Walter Rösner.

In diesem Jahr musste er bereits mehrmals wieder auf den Baum hinauf, um ausgefallene Lichterketten zu überprüfen und Birnen auszutauschen, da durch die starken Winde immer wieder welche ausfallen. Ersatzteile für die Ketten zu bekommen, ist inzwischen fast unmöglich und eine Umstellung auf LED ist zu teuer. »Das würde sicher 1500 bis 2000 Euro kosten.«

Damit er für die Stromkosten nicht allein aufkommen muss, bekommt der Oderberger immer wieder von Passanten und teilweise »wildfremden Menschen« eine kleine finanzielle Unterstützung. »Es lagen auch schon Karten im Briefkasten, auf denen sich die Leute bedankt haben für den schönen Baum, oder sie bringen eine Flasche Wein vorbei«, erzählt er. Rund 200 Euro kostet ihn der Strom für die Beleuchtung des Baumes. Dieser erstrahlt immer vom ersten Advent bis 6. Januar morgens von fünf bis acht und abends von halb fünf bis Mitternacht.

Die Zeiten hat er teils den Wünschen von Passanten angepasst. Beispielsweise schlug seine Schwägerin, die ihren Kollegen von der Spätschicht bei BSH immer von dem schönen Baum vorschwärmte, vor, die Kerzen bis 12 Uhr nachts brennen zu lassen. Vom Werk aus und sogar von Frühling her kann man den großen Baum in Oderberg nachts sehen. Und erst in diesem Jahr verlängerte Walter Rösner die morgendliche Zeit um eine halbe Stunde. Ein Fahrer des Malteser Hilfsdienstes hatte ihn darum gebeten, der jeden Morgen Kinder nach Traunreut in die Schule fährt. Diese drückten sich jeden Tag die Nase an den Scheiben platt, um den großen Baum zu bewundern.

Eigentlich wurde und wird der Christbaum für die eigene Familie aufgestellt, »aber es freut uns natürlich schon, wenn auch andere Leute ihn bewundern«. Walter Rösner möchte sich bei allen Unterstützern der vergangenen Jahre bedanken und bittet schon jetzt um Verständnis, wenn er den Baum künftig nicht mehr beleuchten kann. Knapp zwei Wochen wird er noch erstrahlen, dann gehen die Lichter voraussichtlich für immer aus. mix

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