Bildtext einblenden
Landrat Siegfried Walch stellte das Projekt »Jahr der Biene« im Landratsamt vor. Zu Gast war dabei auch die Bayerische Honigkönigin Sabrina Moriggl. (Foto: Artes)

2016 ist das »Jahr der Biene« im Landkreis Traunstein

Traunstein – Die Lebensbedingungen für Bienen werden von Jahr zu Jahr schlechter. Diese negative Entwicklung gilt es laut Landrat Siegfried Walch zu stoppen. Deshalb hat er das Jahr 2016 zum »Jahr der Biene« erklärt. Im Ausschuss für Umweltfragen, Abfallwirtschaft und Energie sowie auf einer anschließenden Pressekonferenz stellte er das einzigartige Projekt vor.


»Bienen sind in unserer Natur unwahrscheinlich wichtig«, so Walch. Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten die Lebensbedingungen der Blüten bestäubenden Insekten stark verändert und sogar dramatisch verschlechtert. »Das Angebot an blühenden Pflanzen in der freien Landschaft nimmt immer weiter ab.« Besonders in den Sommermonaten sei das Nahrungsangebot für die Insekten sehr knapp, da auf Wiesen, Feldern, Gärten sowie öffentlichen und landwirtschaftlich genutzten Flächen immer weniger blüht. »Nach einem in vielen Regionen reichen Angebot im Frühjahr bricht die Nahrungsversorgung Ende Mai/Anfang Juni meist schlagartig zusammen«, erklärte Walch weiter. Auch eine intensive Bewirtschaftung und häufiges Mähen würden die Bienen zurückdrängen.

»Alles tun, um Bienensterben entgegenzuwirken«

Ziel des »Jahrs der Biene« ist es deshalb, mit gemeinsamen Maßnahmen und Aktionen von Landwirten, Imkern, Kommunen, Fachbehörden, Unternehmen und privaten Gartenbesitzern einen blühenden Landkreis Traunstein zu bekommen. »Wir werden alles tun, um dem Bienensterben entgegenzuwirken.« Laut Walch ist es auch besonders wichtig, dass Bewusstseinsbildung betrieben wird und ein Austausch mit allen Beteiligten stattfindet.

Einen Aktionsplan stellte Anton Bernauer vor. »Wenn's der Biene gut geht, geht's uns auch gut.« Damit dies auch so bleibt, gibt es bis in den Herbst eine Reihe von Veranstaltungen und Aktionen, die das Bewusstsein über ökologische Zusammenhänge am Beispiel der Biene neu wecken sollen. Bernauer nannte zum Beispiel die exemplarische Umgestaltung eines Kreisverkehrs bei Tacherting oder einen Malwettbewerb für Grundschulklassen. Auch viele Vorträge, Ausstellungen und Informationsveranstaltungen, zum Beispiel am 18. April in Palling zum Thema »Landwirtschaft und Bienen«, oder während der Traunsteiner Rosentage zum Thema »Bienenfreundliches Pflanzen im Garten, Dorf und der Landschaft« stehen auf dem Aktionsplan.

Landkreis muss Vorbildfunktion übernehmen

Auf große Zustimmung stieß das Projekt bei den Ausschussmitgliedern. »Wenn die Biene stirbt, dann stirbt auch unser Leben«, sagte Nußdorfs Bürgermeister Hans Gnadl (CSU). Er meinte aber auch, dass der Landkreis eine Vorbildfunktion übernehmen müsse und eigene große Flächen zuerst in blühende Landschaften verwandeln sollte. Dem stimmte Landrat Siegfried Walch zu.

Auch Biologin Ute Künkele (ÖDP) ist es wichtig, »dass die Bienen genug Futter haben«. Bei Samenmischungen für die zu bepflanzenden Flächen sollte ihrer Meinung nach aber darauf geachtet werden, dass das Material aus der Region kommt.

Franz Helmberger (CSU) schlug vor, auch die Landwirtschaftsschulen am Projekt zu beteiligen. Außerdem sagte er, dass zwar in den vergangenen Jahren die Zahl der Imker abgenommen habe, aber jetzt wieder viele junge Leute mit der Imkerei anfangen würden.

Einen anderen Standpunkt vertrat Irmi Siglreithmayer (CSU): »Wir leben auch von der Landwirtschaft.« Landwirte müssten sich oft an die Schnittzeiten halten, um ihre Erträge einfahren zu können. Auch forderte sie, die Privathaushalte noch mehr einzubeziehen. »Bisher bleiben Privatgärten außen vor.«

Dass Landwirte »nicht gegen die Natur arbeiten«, machte Paul Obermeier (FW/UW) deutlich. »Aber wir haben einen extremen Kostendruck.«

Landrat Siegfried Walch war begeistert von der großen Zustimmung: »Wir haben einen Nerv getroffen.« Er machte aber auch klar, »dass wir noch mehr Möglichkeiten ausschöpfen müssen«. Walch hat die Hoffnung, dass sich aus dem »Jahr der Biene« ein langfristiges, erfolgreiches Projekt entwickeln könnte.

Positiv aufgenommen wurde das »Jahr der Biene« auch von Peter Bichler vom Kreisverband Traunstein der Bayerischen Bienenzüchter und von Sepp Reithmeier vom Kreisverband Traunstein der Bayerischen Imker. »Der Honigbiene geht es schlecht«, sagte Reithmeier. Ihr Natur- und Jahreszeitenzyklus habe sich über Millionen Jahre angepasst. Diese Kreisläufe werden jetzt unterbrochen, wenn zum Beispiel plötzlich Nahrung fehlt, weil plötzlich Flächen wegfallen. Ganze Völker würden deshalb sterben.

800 Imker besitzen rund 6000 Bienenvölker

Peter Bichler sieht in der Aktion »einen Startschuss für die Zukunft«. Bienen würden sofort zeigen, wenn in der Natur etwas schief laufe. Er nannte auch einige Zahlen: Im Landkreis Traunstein gibt es derzeit rund 800 Imker, die 6000 bis 7000 Völker besitzen. Die Zahl der Imker würde leicht zunehmen, die der Völker aber zurückgehen. Ein Ziel der Aktion sei es daher auch, die Zahl der Völker zu erhalten.

Unterstützung bekommt das Projekt auch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Leiter Alfons Leitenbacher betonte, dass Waldbesitzer, Landwirte, aber auch die Kommunen und Bürger zum Schutz und zur Förderung der Biene ihren Beitrag leisten müssen. Landwirte könnten zum Beispiel ihre blütenreichen Wiesen erst am späten Nachmittag mähen und auf Aufbereitung verzichten. Auch der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel oder der Umstieg auf ökologischen Landbau seien denkbare Maßnahmen. Waldbesitzern empfiehlt Leitenbacher ihre Mischwälder zu erhalten, »denn Laubbäume bieten ab dem Frühjahr die erste Nahrung für die Bienen«.

Gast bei der Pressekonferenz war auch die Bayerische Honigkönigin Sabrina Moriggl. Da sie selbst imkert, kennt sie die Probleme, mit denen die Imker zu kämpfen haben. jar

Mehr aus der Stadt Traunstein