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Foto: Foto: Caruso

Pilotprojekt am Wonneberger Lohbach

Wonneberg – Flächen mit günstigen Speicher- und Sickereigenschaften – der sogenannte natürliche Wasserrückhalt – gingen in den vergangenen Jahrhunderten vielerorts verloren. Der Ausbau und die Regulierung von Bächen und Flüssen, Drainagen und die Entwicklung von Siedlungs- und landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang der Gewässer führten zu einem verschärften Abflussverhalten. Überschwemmungen und Hochwasser sind die Folgen.


Um die Strömung bei Starkniederschlägen am Lohbach zu reduzieren, geht die Gemeinde Wonneberg nun einen ganz neuen Weg: Sie lässt in den Bach mit seinem sehr großen Einzugsgebiet, einen natürlichen Rechen einbauen, um kurzfristig in großen Mengen anfallendes Niederschlagswasser vorübergehend zu speichern, damit es langsamer ablaufen kann. Zusätzlich kann sich das aus Flächen abgeschwemmte Bodenmaterial hier ablagern, so dass die mit der Feinerde verbundenen Nähr- und Schadstoffe nicht mehr in den Waginger See gelangen können.

Der Holz-Rechen besteht aus 60 Tannen- und Fichtenstämmen, die quer zum Bachlauf in den Boden eingesetzt worden sind. Angeliefert wurden sie von der Waldbesitzervereinigung Traunstein. Der Boden wurde vorher aufgebaggert und nach dem Verankern der Stämme wieder gut verfestigt. Bürgermeister Martin Fenninger übernahm die Baggerarbeiten und half beim Einsetzen der Baumstämme mit. So unterstützte er die mehrtägigen Arbeiten, die Bauhofleiter Konrad Kriegenhofer erledigte.

Geplant wurde die Maßnahme von Georg Hermannsdorfer in Abstimmung mit Bernhard Unterreitmeier vom Ingenieurbüro Aquasoli. »Die Idee, die dahintersteckt, ist eine Abflussreduzierung im gesamten Einzugsgebiet des Waginger und Tachinger Sees mit wirtschaftlichen und flächensparenden Mitteln, bestehend aus vielen kleinen Einzelbausteinen«, erklärt Hermannsdorfer.

Er arbeitet freiberuflich für »boden:ständig«. Diese Initiative wird vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördert. Dabei kann er aus seinem Erfahrungsschatz als Lehrbeauftragter an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Sachgebietsleiter Gewässerpflege am Wasserwirtschaftsamt Traunstein und Ausbilder bei Praxisschulungen an Fließgewässern schöpfen.

Bürgermeister Fenninger griff die Idee mit dem Holzrechen spontan auf und setzte sie zeitnah um. »Falls sich der Versuchsrechen bewährt, werden wir vielleicht im Herbst schon weitere Natur-Rechen bauen.« Er betont, wie wichtig ihm der Regenrückhalt ist. Überdies spare man mit dieser Methode aufwändige und teure Regenrückhalte-Flächen oder Becken auf der Wiese. Deren Fläche sei der landwirtschaftlichen Nutzung dann entzogen«, sagte Fenninger. »Fläche, die der Nahrungsmittelproduktion künftig fehlt.«. Das mache keinen Sinn.

Der Rechen ragt in einer Höhe von ungefähr 1,5 Metern aus der Erde und ist insgesamt 20 Meter lang. Der neue Rückhalt verläuft quer zum Lohbach, der an dieser Stelle ein mäanderndes Bachbett aufweist, das an einigen Uferhängen stark ausgespült ist. Direkt über dem Wasserlauf ist eine Stammlücke, die teilweise mit Holzbohlen ausgekleidet ist, damit das Niedrig- und Mittelwasser abfließen kann. Damit sind auch weiterhin die Durchgängigkeit und der Fischaufstieg gegeben. 

ca

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