Wonneberg: Lucia und Sepp Fenninger haben jahrelang das Traunsteiner Tagblatt ausgetragen
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Zum letzten Mal auf Zeitungstour: Josef und Lucia Fenninger haben am Samstag zum letzten Mal nach rund zehn Jahren das Traunsteiner Tagblatt rund um Weibhausen ausgefahren.(Foto: H. Eder)

Nach rund einem Jahrzehnt: Zeitungsausträger-Ära beendet

Wonneberg – Seit rund einem Jahrzehnt haben Lucia und Sepp Fenninger aus Weibhausen den Abonnenten des Traunsteiner Tagblatts tagtäglich, bei Wind und Wetter, ihre Zeitungen gebracht. Damit ist nun Schluss.


Schon ein paar Tage vorher hatten sie ihre »Kunden« informiert, »indem wir ja nicht mehr zu den Jüngsten gehören und uns bei dem bevorstehenden Winter nicht mehr dem Schnee und Eis aussetzen möchten.« Nachfolgerin Franziska Zeitler aus Moospoint möge man, so die Fenningers, »die gleiche freundliche Aufmerksamkeit schenken, deren wir uns erfreuen konnten.«

»Ich mache das, solange es mir Spaß macht«, hatte Josef Fenninger (86) schon immer wieder gesagt. In letzter Zeit hatte er aber mit seinen Knien Probleme – das ständige Ein- und Aus- beziehungsweise Auf- und Absteigen wurde zunehmend beschwerlicher. Und da auch die Nachfolgerin schon feststand, fiel es umso leichter, den Schlussstrich zu ziehen.

Aber mit dem Ausschlafen war's dennoch nichts, wie er im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt sagte: »Ich bin auch heut´ wieder so bald aufgestanden. Das hat man halt so drin. Aber dafür hat man ja hernach Feierabend.« Die Zeitungen trug er immer mit seiner Frau Lucia (80) aus – im Sommer bei schönem Wetter mit dem Radl – jeder rund eine halbe Stunde. War das Wetter schlecht, regnete es oder schneite es gar, dann mit dem Auto. 46 Zeitungen am Werktag, 50 am Samstag waren zu verteilen.

Die beiden konnten ihrem »Frühsport« durchaus Positives abgewinnen. Von dem »schönen Sonnenaufgang besonders auf dem Weg von Weibhausen nach Fritzenweng«, schwärmte Josef Fenninger im Gespräch, und nach all der guten Luft seien er und seine Frau so richtig frisch und munter gewesen. Die Leute seien immer freundlich gewesen, auch wenn man zumeist am frühen Morgen noch nicht viele angetroffen habe. Ab und zu sei es aber doch zu einem Plausch gekommen. Und zu Weihnachten haben sie von den meisten Abonnenten auch kleine Geschenke bekommen. »Darüber freut man sich dann schon«.

Zum Zeitungsaustragen kamen die beiden durch ihre Tochter Lucie. Die hatte diese Aufgabe vor vielen Jahren eine zeitlang übernommen. Bei ihrem Nachfolger haben die Fenningers dann schon mal ausgeholfen. Beim nächsten Wechsel haben sie selbst übernommen. Auch den Klassiker mit dem Hund, der den Zeitungsboten zwangsläufig einmal beißt, hat Lucia Fenninger erlebt – zum Glück erwischte er nur den Schuh. Im Winter sind sie sogar stecken geblieben: einmal konnten sie sich selbst ausschaufeln mit all den Schneeschaufeln, die an den Häusern lehnten, das andere Mal mussten sie von Oberau zu Fuß heim gehen. Das Auto konnte erst später von einem Traktor aus dem Schnee gezogen werden.

Ein Haus erreichten die beiden im Winter wegen des abschüssigen Wegs nicht mehr und konnten die Zeitung zwischendurch nicht zustellen. Aber grundsätzlich hatten alle Abonnenten die Zeitung zwischen 7 und 8 Uhr, und damit waren die Leser auch – mit ganz wenigen Ausnahmen – zufrieden. Früher dran als die Post waren sie allemal.

Nachfolgerin Franziska Zeitler ist mehrfach mitgefahren, um sich schon mal an die Wege zu gewöhnen. Aber da sie hier zu Hause ist, war das keine große Sache. Sie geht schon immer gern spazieren und will normalerweise ihre Tour zu Fuß absolvieren. An ihrem ersten Tag war sie allerdings mit dem Auto unterwegs: zum einen wegen des Schnees, zum anderen aber auch, um Zeit aufzuholen – die Zeitungslieferung war nämlich diesmal versehentlich noch an die Fenningers gegangen. So ist es halt mit Gewohnheiten. he

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