Mit dem Gerätewagen-Logistik (GW-L2), dem Mehrzweckboot (MZB) und dem Mannschaftstransportwagen (MTW) machten sich die Waginger Feuerwehrler auf den Weg. Mit dabei war natürlich die benötigte Ausrüstung für die Übungen auf und im Wasser. Außerdem waren ein offizieller Geschenkkorb des Marktes Waging am See, italienisches Infomaterial über den Waginger See und Souvenirs der Waginger Tourist Info, sowie mehrere Informationen wie Jahresberichte und Chroniken über die Waginger Feuerwehr im Gepäck.
Kurz nach der Ankunft gab es gleich eine Führung durch die Fahrzeughallen der großen Feuerwache in Riva. Die rund 60 ehrenamtlichen Helfer der 18 000 Einwohner fassenden Stadt rücken im Jahr zu etwa 1000 Einsätzen aus. In einem 24-Stunden-Betrieb besetzen sie sogar die Rettungsleitstelle in Riva, tagsüber mit Personal der Gemeinde und am Abend und am Wochenende mit den ehrenamtlichen Helfern. Die Feuerwehr Riva del Garda wurde 1864 gegründet. Ursprünglich war diese eine bewaffnete Bürgerwehr aus der sich dann die Brandschützer entwickelten. Wie den Wagingern berichtet wurde, gehörte damals Riva noch zu Österreich und die Hauptstadt Wien mit ihren Streitkräften war weit weg. Daher mussten sie sich im Falle einer Bedrohung selbst verteidigen.
»Bei den Übungseinheiten, welche unsere Kameraden aus Riva für uns ausgearbeitet hatten, wurden wir dann auch ganz schön gefordert«, berichtete Martin Domann nach der Rückkehr. »Das Ausbildungsziel war die sichere Handhabung von Feuerwehrbooten auf unbekanntem Gewässer, welche durch starken Wellengang, Windstärke und Strömungen beeinflusst wurden.« Zu Beginn jedoch stand Theorie im Schulungsraum des Feuerwehrhauses auf dem Programm. Die praktischen Übungsfahrten starteten dann im »historischen Hafen« direkt im Ortskern von Riva, sowie im Yacht-Hafen »Porto San Nicolo«, wo auch die Feuerwehr und weitere Wasserrettungseinheiten, sowie die Polizei stationiert sind. Weitere Übungseinheiten fanden im Fluss »Sarca« bei Torbole und am »Cascata del Ponale«, einem Wasserfall am Uferweg zwischen Riva und Limone, statt. Zum Einsatz kamen dabei mehrere Feuerwehrboote und auch der Rettungs-Jet-Ski aus Riva. Zusätzlich wurde noch die Personenrettung aus einem Fluss mit verschiedenen Wurfbeuteln geübt.
Zu beachten waren die verschiedenen Windverhältnisse am Gardasee. Aus dem Süden kommt die Ora, der berühmteste Wind des oberen Gardasees und ein geläufiger Begriff für Segler und Surfer. Im Tagesverlauf wechselt sich die Ora mit dem Pelér aus dem Norden ab, weshalb windtechnisch immer etwas geboten ist. Der Wind Balin entfaltet sich vom Ballino Berg über das nordwestliche Tal von Riva. Er setzt meistens nach starker Abkühlung ein und bezieht dieselbe Zone wie der Pelér. Der Balin weht wesentlich stärker und wird von den Bergen im Norden auf die Seemitte zurückgeworfen. Er bewegt durch seine Stärke sehr viel Wasser und kann daher Wellenhöhen bis zu 1,50 Meter erzeugen.
»Im Unterschied zu Bayern übernimmt die Wasserrettung am Gardasee hauptsächlich die Feuerwehr und der Zivilschutz, auch wenn es weitere Rettungsdienste gibt«, so Martin Domann. »Diese sind aber im Jahr nicht immer durchgehend besetzt. Daher bekamen wir noch einen 'Schnellkurs' mit den italienischen Erkenntnissen der Wasserrettung. Bei uns werden in einem solchen Fall die Helfer der Wasserwachten und der DLRG alarmiert. Die zusätzlich alarmierte Feuerwehr unterstützt in der Heimat mit Material und Mannschaft.«
Neben den Ausbildungen wurden die Feuerwehrmänner aus Waging auch mit einem echten Einsatz konfrontiert. Während einer Besorgungsfahrt passierte genau auf dieser Strecke ein Verkehrsunfall. Kurzerhand wurden die bayerischen Kameraden ausgerüstet und unterstützten die Kräfte aus Italien, um die Fahrbahn schnellstmöglich wieder frei zu bekommen.
Die Waginger hatten für ihre italienischen Kollegen auch ein besonderes Geschenk dabei, das sie am letzten Abend überreichten: Da die Feuerwehr Riva kurz vor der Beschaffung eines neuen Löschfahrzeuges steht, hätten sie sich besonders für die Technik des Waginger Tanklöschfahrzeuges interessiert, berichtete Thomas Pfeffer. »Wir haben ihnen als Ersatz dafür unser Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 als Fahrzeugmodell im Maßstab 1:87 überreicht, und erhielten dafür große Jubelrufe von Seiten der Italiener«.
Am nächsten Tag fuhren die Waginger mit aufgefrischtem Feuerwehr-Fachwissen, zahlreichen neuen Erkenntnissen in der Personenrettung und vielen positiven Eindrücken zurück, natürlich verbunden mit dem Wunsch nach Wiedersehen.
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