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Elmar Schwarz wird am 29. Februar 70 Jahre alt. Weil es den Tag 2022 nicht gibt, feiert er ihn am heutigen Montag, so wird es seit seiner Kindheit gehandhabt. (Foto: Konnert)

Waginger feiert seinen 70. Geburtstag – an einem Tag, den es heuer gar nicht gibt

Waging am See – Für Elmar Schwarz, bis 2017 Leiter und Seele der Volkshochschule Waging, wäre morgen ein großer Tag, sein 70. Geburtstag. Leider gibt es in diesem Jahr den Tag im Kalender nicht, der in seiner Geburtsurkunde steht: der 29. Februar. Schwarz ist nämlich ein »Schaltjahrkind«. Je nach Betrachtungsweise vergeht für ihn die Zeit schneller als bei anderen Menschen, weil seine Lebensjahre zwischen zwei Schaltjahren um jeweils drei Tage kürzer sind. Oder sie vergeht langsamer. Denn wenn man die Anzahl seiner »genauen Geburtstage« bis heute zählt, hätte er seinen »siebzehnten« und nicht seinen »siebzigsten« zu feiern. 


Und wie sieht der Jubilar selbst sein Geburtstagsdatum? »Man wird von jedem darauf angesprochen«, meint Schwarz und lacht. »Für mich ist es Routine. Wenn kein Schaltjahr ist, wird am 28. Februar gefeiert, das haben schon meine Eltern so eingeführt.«

Geboren wurde Elmar Schwarz am 29. Februar 1952 in Waging, wo seine Eltern eine Bäckerei betrieben. Der Sohn hat schon früh und mit Begeisterung im Geschäft mitgeholfen, vor allem, als der Vater mit nur 51 Jahren verstarb. Leider haben sich seine Pläne, Bäcker zu werden und das Geschäft zu übernehmen, zerschlagen, sodass Elmar nach dem Abitur zum Lehramtsstudium für Volksschulen nach München ging. Es war das erste Mal, dass er aus Waging weg musste, für einen sesshaften und heimatverbundenen Menschen wie ihn nicht einfach. »Ich bin während des Studiums jedes Wochenende, ohne Ausnahme, nach Hause gekommen.« In Waging waren die Familie, die Freunde und der See, auf dem Elmar Schwarz 1966 mit dem Segeln begann.

1976 kam der frischgebackene Volksschullehrer an seine erste Arbeitsstelle »natürlich nach Waging« an die Mittelschule. Mit einer Unterbrechung von drei Jahren als Aushilfe an der Schule in Tittmoning blieb er dort bis zum Eintritt in den Ruhestand 2016. »Für mich war klar, dass ich nur in meinem Heimatort lehren will. Hier kannte ich als Einheimischer das persönliche Umfeld meiner Schüler und konnte je nach Situation entsprechend reagieren.« Eine Klasse vier Jahre lang zu begleiten, die Entwicklung der Kinder zu Jugendlichen mitzuerleben, sei für ihn das Schönste am Lehrerberuf gewesen. Nur war es dem aktiven, vielinteressierten Lehrer wohl nicht genug, denn ab 1996 hat er zusammen mit seiner Frau Anneliese die Volkshochschule (VHS) in Waging gemanagt. Die beiden wurden das Gesicht und die Seele der VHS, erstellten das Programm, kümmerten sich um Referenten, Plakate, Finanzen, Raumgestaltung oder hielten selbst erfolgreich Kurse.

Als die VHS 2017 an Traunstein angegliedert wurde, hatte Schwarz endlich wieder mehr Zeit für seine vielen Hobbys und Ehrenämter wie Segeln, Malen, Marathonlaufen, Radfahren, DJ oder den Virginia Club. Ruhestand geht eigentlich anders. Der passionierte Regatta-Segler hat lange Jahre mit Dr. Hans Rösch aus Waging ein erfolgreiches Team gebildet. Sie gewannen die Deutsche Meisterschaft, belegten Platz 4 bei der Weltmeisterschaft, segelten Regatten europaweit. Nach einer Pause hat Elmar Schwarz sich jetzt mit Anton Steinberger und dem sechsmaligen Weltmeister Max Reichert zu einem neuen Team zum Drachensegeln zusammengefunden. Dass auch seine zwei Kinder und drei Enkel die Begeisterung am Segeln teilen, ist für ihn eine besondere Freude.

In acht Städten ist der Jubilar Marathon gelaufen. »Mit 70 muss man das aber nicht mehr«, so seine nüchterne Feststellung. Was Schwarz aber auch mit 70 noch kann und will, ist, mit dem Radl – »nicht E-Bike« – im Sommer auf den Großglockner zu fahren, »gerade wegen der 70«. Seine schönste Radltour mit Freund Franz Fischbacher liegt schon lange zurück und führte ihn von Hamburg nach Venedig.

Viel ruhiger geht's bei seinem für ihn wichtigsten Hobby zu, der Malerei. Die Bilder in seinem Wohnzimmer beeindrucken durch Komposition, Farbabstimmung und -vielfalt. Er habe bei Sabine Gerstacker und Walter Angerer gelernt, erzählt Schwarz, in Berlin, Nürnberg und Traunstein ausgestellt.

Seinen Schülern hat er die Liebe zur Malerei weitergegeben, mit ihnen Heime und Unterführungen in Waging bemalt. »Sobald mir langweilig ist, gehe ich in mein Atelier im Keller malen«, erzählt er und zeigt einen liebevoll mit Originalaquarellen gestalteten Wandkalender für dieses Jahr.

Und wer jetzt denkt, das war es, mehr kann's nicht sein, liegt falsch. Es gibt noch zwei ganz andere, leicht frivol anmutende Passionen im Leben des Neusiebzigers: die Virginiazigarre und das Discjockey-Dasein. Seit 24 Jahren ist Schwarz Vorstand des Virginia Clubs in Waging und seit 35 Jahren legt Elmar Schwarz als Discjockey Platten auf: Elvis, Beatles, Stones, Wolfgang Ambros, Eric Clapton und so weiter, die großen, stimmungsmachenden Songs, die unabhängig vom Alter begeistern. »Am Unsinnigen Donnerstag zum Beispiel habe ich immer von acht Uhr abends bis sechs Uhr früh im Pils-Pub Waging aufgelegt. Dann ging es ab in die Schule. Manchmal war's ganz schön stressig«, erzählt das Geburtstagskind. Bis zu 40 Auftritte im Jahr waren es bei Feierlichkeiten, Hochzeiten, Geburtstagen. Wie und ob er als 70-Jähriger weitermacht, lässt Schwarz offen.

Dass ein Mann wie Elmar Schwarz auch kommunalpolitisch nicht schweigt, ist selbstredend. Schwarz war Gemeinderat, ist heute Pressewart bei den Freien Wählern und an vielem interessiert, was in seiner Heimatgemeinde passiert.

Das Fazit des Jubilars zu seinen 70 mit Lebensfreude prall gefüllten Jahren ist eindeutig: »Langweilig war's nie!« Langweilig wird es für Elmar Schwarz auch am heutigen Tag bestimmt nicht werden, auch wenn sein Geburtstag eigentlich erst morgen sein sollte. Das Traunsteiner Tagblatt schließt sich allen guten Wünschen für noch viele aktive und gesunde Jahr an.

Monika Konnert

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