Auch im abgelaufenen Jahr habe man sich an Demonstrationen gegen die unkontrollierte Verbreitung der Wölfe beteiligt, so Harbeck. Zusammen mit den Schafhaltervereinigungen der benachbarten Landkreise ist eine Petition an den Landtag zur Feststellung des guten Erhaltungszustands des Wolfs in Deutschland vorgesehen.
2021 seien in Deutschland 157 Wolfsrudel amtlich gezählt worden. Dies ergebe eine Population von mindestens rund 1500 Tieren, Einzeltiere ohne Rudelanschluss sind darin nicht erfasst. Als guter Erhaltungszustand gelten 1000 Wölfe. Ziel ist, mit der Feststellung des guten Erhaltungszustands den Schutzstatus des Wolfs zu verringern und somit die Entnahme zu erleichtern.
Es gab aber auch Erfreuliches zu berichten, wie die erfolgreiche Beteiligung beim Regionaltag am Landratsamt Traunstein, den gut besuchten Ausflug nach Elmau Anfang Oktober oder den Grillabend Ende August. Den Regionaltag habe man natürlich auch genutzt, um zur Gefährdung durch den Wolf aufzuklären. Viele Mitglieder halten der Vereinigung schon lange die Treue. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurde diesmal Engelbert Lohwieser geehrt. Vor der Versammlung haben die Schafhalter in der Pfarrkirche Otting einen Gottesdienst mit Totengedenken gefeiert, geleitet von Gemeindereferentin Waltraud Jetz-Deser.
Bei der Versammlung erläuterte Gabi Thannbichler, Wolfsbeauftragte des Bauernverbands, die aktuell laufende Erfassung der Weideflächen in »zumutbar zäunbare« und »nicht zumutbar zäunbare« Flächen. Bei nicht zumutbar zäunbaren Flächen ist im Falle eines nachgewiesenen Wolfsrisses eine Entschädigung auch ohne Grundschutz (»wolfssichere Zäune«) möglich.
Angaben zur Einstufung der Flächen werden nach Abschluss der Kartierung Ende des Jahres von jedem Schafhalter im Integrierten Bayerischen Landwirtschaftlichen Informations-System (iBALIS), einem Serviceportal der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung, einsehbar sein.
Max Wagenpfeil vom AELF Holzkirchen als Fachberater für Schafzucht ging auf die Neuausrichtung der Landwirtschaftsverwaltung ein, durch die die Schaffachberatung für ganz Oberbayern am AELF Holzkirchen angesiedelt wurde. 2021 gab es in Bayern 6246 Betriebe mit Schafhaltung mit circa 210 000 Mutterschafen. Davon haben nur 1471 Betriebe mehr als 20 Tiere. Wagenpfeil ging auf die Förderungen und die damit verbundenen Verpflichtungen und Risiken für den Antragsteller ein. Dann widmete er sich der Wolfsthematik mit einem Sachstand zur Zahl der Wolfsrisse und Höhe der Schäden, dem Vorgehen bei Rissen von Nutztieren und den Anforderungen an den Herdenschutz je nach Gebietskulisse inklusiv Fördermaßnahmen.
Der Schaffachberater sprach sich aber gegen die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht aus, weil damit die Entnahme nur noch schwieriger würde, meinte er. Denn die Jäger hätten dann eine Hegeverpflichtung gegenüber dem Wolf. Zudem könnten sie bereits jetzt eine angeordnete Entnahme vornehmen.
Abschließend konnten sich die Mitglieder noch an der gemeinsamen Zuckerrübenbestellung beteiligen. Zum Abschluss gab Harbeck bekannt, dass im Rahmen der nächsten Frühjahrsversammlung 2023 Neuwahlen der Vorstandschaft stattfinden werden.
kon