Schippe und Schaufe sind zwei skurrile, aber lustige Totengräber im tristen Moortaler Moos, die gerade so ihr Auskommen haben. Sie haben einen schrägen Humor, essen mit den Fingern, trinken jeden Fusel und waschen sich eher selten. Abgesehen vom sympathischen Knecht Leo werden sie von jedermann gemieden. Ebenso vom schrulligen Dorfverrückten Ignaz oder der resoluten Moorwirtin Rosa, in deren heruntergekommener Dorfschenke das Theaterstück spielt.
Die Moorwirtin steht in langjährigem Zwist mit der wohlhabenden Vevi Veichtl. Beide interessieren sich für den Schuster-Jackl, der sich für keine von ihnen begeistern kann. Das ist der eine Spannungsbogen des Stückes.
Der andere: Eines Tages erfahren die beiden Graberer, dass ihr spärliches Gehalt gestrichen, dafür eine geringe Prämie pro Begräbnis bezahlt wird. Mehr Gräber, mehr Geld? Eine gefundene Flasche Gift fördert finstere Gedanken und lässt die Situation aus dem Ruder laufen. Ein ausgesprochener Fluch des kartenkundigen Dorfverrückten Ignaz tut ein Weiteres. Bald geistern fidele Gespenster durchs Dorf und übernehmen das Regiment auf der Bühne.
Verraten werden soll allein die Geschichte des dritten Spannungsbogens. Wer hätte das gedacht – der sympathische Leo findet am Ende seine ebenso sympathische Lena.
»Die Gspenstermacher« ist ein schönes Stück, was die Unterwössner Laienschauspieler daraus machen, etwas Besonderes. Vor allem die langjährigen Darsteller des im Trachtenverein »D' Achentaler« angesiedelten Theatervereins tragen das Stück. Das sind die Totengräber Hans Haslreiter und Andreas Steiner, dessen Bruder Peter als Dorftrottel. Wolfgang Färbinger, sonst immer für jede Hauptrolle gut, trifft es nun als den Schuster-Jackl etwas beschaulicher. Besondere Freude machten neben den beiden Totengräbern die herzlich zerstrittenen Frauen, die Moorwirtin Rosa und die reiche Vevi Veichtl, dargestellt von Ute Schlechter und Claudia Schweinöster. Als Theaterleiterin gehört Schweinöster schon lange zum Unterwössner Bauerntheater. Ute Schlechter bringt viel Erfahrung aus dem Reit im Winkler Bauerntheater mit.
Neu sind die beiden jungen Leute Lena und Leo dabei, die beide ein sympathisches Paar im Auf und Ab der Beziehung gelungen darstellen: Sophia Wimmer und Korbinian Höglauer.
Gerade die langjährigen Schauspieler überzeugen über Körpersprache und Mimik. Mal sind Angst und Schrecken, Wut und Enttäuschung, dann wieder Schadenfreude in Gesicht und Gestalt geschrieben. Und von all dem gibt es zuhauf. Der Zuschauer empfindet, wie es den beiden verstoßenen Graberern und ihrem Ego guttut, wenn sie sich mit schrägem Humor über den Dorftrottel hermachen. Wie der sich in die Ecke getrieben, dann doch auf sich besinnt und widersetzt. Mit jeder Faser drücken die Totengräber den Zwiespalt zwischen schnellem Geld und der Sorge um das Leben ihrer Mitmenschen aus. Genauso nachdrücklich spielen Schweinöster und Schlechter die tragenden Frauenrollen. Als die Geschichte vor allem ab dem zweiten Akt Fahrt aufnimmt, agieren die erfahrenen Theaterspielerinnen manchmal wie entfesselt. Alle spielen mit großem Einsatz. Die Ohrfeige sitzt, manche Szene hinterlässt blaue Flecken.
Die Texte strotzen vor Wortwitz, sei es im heftigen Streit, in bedachten, jederzeit zitierfähigen Lebensweisheiten vom Dorfdeppen Ignaz oder in den festgefahrenen Denkmustern zwischen den Geschlechtern. Witzige Einwürfe wie zu den Seeräubern bringen Lokalkolorit.
Erfreulich, dass auch die beiden Neuzugänge wunderbar mithalten, wenn angeblich unsichtbare Gespenster im Nasenabstand mit wild ausholenden, bedrohlichen Gesten vor den jungen Schauspielern agieren, die nicht einmal zucken. So wie Leo und Lena miteinander umgehen, setzen sie ein Zeichen für die Jugend, ihre Welt im Kontrast zur älteren Generation.
Im Fazit lässt sich festhalten, dass Johanna Steiner, erstmals Regisseurin, frischen Wind in die Aufführung bringt.
Die Spielfreude und der Einsatz der Darsteller und Mitwirkenden hinter der Bühne sind offensichtlich. Grandiosen Beifall gab es in den Aufzügen zum Schluss auch für die Mitwirkenden hinter der Bühne, die Souffleusen Martina Blösl und Monika Sigl, die Maske Hanna Schwaiger, für Bühne und Technik mit Wolfgang Färbinger, Korbinian Höglauer und Raffael Pothast, für die Anstreicher um Toni Blank und die Kasse mit Gabi Haslberger.
Weitere Aufführungen folgen am Sonntag, sowie am 28., 29. und 31. Oktober jeweils um 20 Uhr. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Beginn.
lukk