Michaela Weingartner, die als Sprecherin, Mitwirkende und Sängerin gewonnene, bekannte Schauspielerin, blickte auf die Tradition des Wössner Adventssingens. Sie erinnerte, wie der spätere Volksmusikpfleger Kiem-Pauli auf der Suche nach Volksliedern durch Bayern zog, den einheimischen Sängern zuhörte und Gehörtes und Texte aufschrieb. Sie beschrieb die Vielzahl an Funden, die er in Unterwössen auftat. Und sie erzählte, wie aus der Freundschaft zwischen Wastl Fanderl, Annette Thoma und dem Unterwössner Volksmusikpfarrer Franz Niegel das Wössner Adventssingen entstand. Am Ende weckte sie die Erwartung auf ein Adventssingen, das den Bogen von der alttestamentarischen Verkündung bis ins Neutestamentarische um Christi Geburt spannt.
Die Kohlstatter Sänger besangen im Dreigsang die Prophezeiung. Franz Auer las einen dazu passenden Text. Rundherum spielten und sangen die Mitwirkenden Volksmusik, die fein zum Thema passte. Wie an einem roten Faden ging es weiter durch die Geschichte über Rorate und den Besuch Marias bei Elisabeth. Der Sagschneider Dreigsang der drei Schwestern Hannerl Schambeck, Annett Schambeck und Vroni Krug aus Leger bei Lenggries besang die Engelbotschaft. Das Lied »Maria übers Gebirge ging« der Kohlstatter Sänger nahm mit auf den Weg nach Bethlehem.
Texte gab es gelesen oder gesprochen von den Solisten des Abends, Texte, die auch in die Neuzeit versetzten und so bewiesen, wie allgegenwärtig die Themen sind. Die gebannt zuhörenden Besucher waren in der Herberge dabei und auf dem Feld bei den Hirten. Mächtig erklang am Ende das Gotteslob. Und dann las Franz Auer einen denkwürdigen Epilog im Wechsel mit den anderen Solisten, der im Fazit in die Neuzeit passte, geradezu modern erschien. Während Franz an sich und der Religion zweifelte, setzten ihm Michaela Weingartner, Toni Entfellner und Margit Schlaipfer entgegen. In Auszügen: Michaela: »Das Christkind muss ein jeder für sich selbst suchen.« Margit: »Vergesst nicht, dass die Botschaft nur denen gilt, die guten Willens sind.« Toni: »Und darum sind es allein die Kräfte des Herzens, die uns vielleicht noch einmal werden retten können.«
Damit und mit dem Andachtsjodler schloss ein denkwürdiges Adventssingen.
Die Leistungen der Akteure waren bewundernswert. Aus einem Guss sang der Sagschneider Dreigsang. Die Stimmen harmonierten wunderbar miteinander. Die Schwestern bringen reichlich Bühnenerfahrung und Können mit. Als männlicher Dreigsang hielten die Kohlstatter Sänger mit. Auch hier harmonierten die Stimmen, vielleicht ebenfalls durch die Familienbande. Franz Meier als ehemaliger Walchschmiedsänger brachte hier mit Sepp Meier seinen Neffen und mit Stefan seinen Sohn zusammen. Auch wenn dieser Dreigsang bisher wenig in der Öffentlichkeit auftrat, verstecken musste er sich keinesfalls, im Gegenteil.
Etwas anderes – weil vierstimmig mit besonderen Möglichkeiten – sang die Formation der Solisten, die sich über Auftritte in der Pfarrkirche auch gesanglich gefunden haben. KlangGsang nennen sie sich so. Jetzt glänzen Michaela Weingartner, Alt, Margit Schlaipfer, Sopran, Franz Auer, Bariton, und Toni Entfellner, Bass, in wechselnder Formation – ob in wechselndem Duett oder vierstimmig.
Instrumental spielten zwei Formationen. Die Wössner Weisenbläser unter Leitung von Franz Glanz mit Edi Ager, Georg Schlaipfer und Christoph Tiefenthaler. Klar und sauber unterstrich ihr Klang die großen, machtvollen Momente der Weihnachtsgeschichte.
Das Wössner Erntedank Ensemble ist aus den Traditionsveranstaltungen in der Unterwössner Pfarrkirche nicht wegzudenken. Ihr Leiter Otto Dufter ist zugleich musikalischer Gesamtleiter der Veranstaltung. Er wirkt an den Texten zumindest mit, wenn er sie nicht selbst schreibt, er schreibt Arrangements, wählt die Mitwirkenden aus und verpflichtet sie. Jetzt spielte das Erntedank Ensemble in der Besetzung Cornelia Schlegel, Hackbrett, Sigi Meier, Harfe, Sepp Linhuber, Gitarre. Otto Dufter wechselte zwischen Gitarre und Diatonischer Harmonika. Als Vertretung sprangen Rudi Ritter, Zither, und Martin Astner, Kontrabass, bei. Beide fügten sich nahtlos ein. Die Besetzung war an das Tobi-Reiser-Ensemble angelehnt.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Carolin Höglauer hatte bei der Begrüßung gebeten, den Applaus bis ganz zum Schluss aufzusparen. Diese Bitte machten die jungen Hirten und ihre Hirtenmusi rund um das junge Wössner 4er Blech zunichte. Für sie gab es gleich zwei Mal kräftigen Szenenapplaus, weil die Zuhörer nicht mehr an sich halten konnten. Es blieb der einzige Zwischenapplaus im ganzen Abend. Wie die jungen Hirten auf die Bühne stürmten und polterten, wie Jakob Aberger, Quirin Entfellner, Ludwig Maier und – als kleiner Hirte – Leonhard Maier in ihren Rollen aufgingen, das brachte frischen Wind ins Kirchenschiff.
Dazu spielte das junge 4er Blech mit Johanna Fritschka, Trompete, Franziska Burkhard, Horn, Benedikt Schlaipfer, Trompete, und Lukas Auer, dieses Mal mit der Ziach. Felix Gropper am Kontrabass vervollständigte die Formation. Die jungen Leute sprühten vor Spielfreude, spielten sicher, klar und flott. Für die Besucher gab es kein Halten mehr. Die Zurückhaltung war dahin, der Applaus breitete sich aus.
Am Ende des Abends folgte minutenlanger stürmischer Applaus für alle Mitwirkenden.
lukk