»Bei uns im Dorf ist es wie ausgestorben,« erzählte dem Traunsteiner Tagblatt eine allzeit bestens informierte Nachbarin von Stefanie Hertel. Warum war schnell klar, ließ man den Blick durch die Stuhlreihen der Achentalhalle schweifen. Einheimische, aber auch Menschen von weiter her freuten sich über einen harmonischen Abend.
Als ein roter Faden zieht sich eine von Stefanie Hertel, ihrem Mann Lanny Lanner und Tochter Johanna Mross entwickelte Weihnachtsgeschichte durch den Abend. Ihr Sprecher ist Lanner, Stefanie Hertel und ihr Vater Eberhard Hertel sprechen am adventlich geschmückten Tisch in der Bühnenmitte die Personen der Geschichte im Wechsel. Später im zweiten Teil des Abends, verteilen sich die Rollen wechselnd.
Und hinein in diese Geschichte sind wunderbare Lieder von Weihnacht, Weihnachtserwartung, Schnee und Schlittenfahren gewebt. Vater Eberhard Hertel mit 84 Jahren ist wunderbarer Duettpartner mit Tochter Stefanie. Kraftvoll und sicher seine Stimme. Ehemann Lanny Lanner singt nicht nur mit warmer kräftiger Stimme, er begleitet zugleich mit der Gitarre. Musikalisch begleitet werden sie von Thomas Fischer am Keyboard, Kai Uwe Müller am Schlagzeug und Florian Stölzel auf der Zither. Das passt in die Tournee, die in der Vorweihnachtszeit eng getaktet vom Vogtland bis in den Chiemgau führt. In beiden Regionen knüpft das Programm an das Brauchtum dieser beiden Gegenden an und findet gemeinsame Nenner.

Das beginnt beim mächtigen Bühnenbild, über das sich ein mächtiger Schwibbogen aus dem Erzgebirge spannt. Darunter die Fassade einer kleinen Hütte mit Licht hinter dem Fenster und ein schneebedeckter Tannenwald.
Die Lieder sind zumeist aus eigener Komposition und Arrangement, dann aber auch wieder Weihnachtslieder aus der Welt. Die gelesene Geschichte erzählt aus einer Familie mit Großvater und den Enkeln, von ihren Weihnachtsvorbereitungen und Erwartungen. Sie blickt aber auch auf schwere Stunden eines bisherigen Lebens, die die Akteure prägten. Im ersten Teil des Abends führt sie aus heimischer Stube und Werkstatt bis in einen Weihnachtsmarkt. Schnell ist eine kurzweilige, abwechslungsreiche Stunde dahin, die Geschichte steuert erkennbar auf einen Höhepunkt zu. Doch jetzt ist erst einmal Pause. Die Protagonisten von der Bühne mischen sich unter das Publikum. Hier stehen sie im vertrauten Gespräch mit Nachbarn, dort beantworten sie Fragen von Anhängern und Freunden.
Kurz darauf im zweiten Teil des Abends nimmt das Programm noch mehr Fahrt auf. Stefanie Hertel, im ersten Teil des Abends mit einer aus dem Vogtland inspirierten Tracht, nun im geschmackvollen roten Dirndl. Nun ist in verschiedenen Stücken Hertels Tochter Johanna Mross das erste Mal in dieser Konzertreihe mit auf der Bühne. Ihre Ausbildung verhinderte bisher die Teilnahme, doch jetzt im letzten Abend der Reihe nahe ihrem Wohnort ist sie willkommener und kräftig beklatschter Gast. Ein aus den Schlagern etwas rockiger hervorstehender Weihnachtstitel aus der Feder von Lanny Lanner schlägt die Brücke zur Country-Formation der drei »More than Words«. Die Zuhörer klatschen den Takt.

Lanny Lanner überzeugt im Solo mit Gitarrenspiel und Stimme in »Dreaming of a white Christmas«. Und Stefanie Hertel zeigt sich im besten Licht. Solo mit ganz zarter Begleitung singt sie überzeugend schön das »Ave Maria«, stimmt so das »Stille Nacht« an und verbreitet eine starke Bühnenpräsenz, gewonnen aus unzähligen Auftritten ihrer Laufbahn. Zusammen mit der Geschichte und ihrem roten Faden zeigten sich die Zuhörer am Ende begeistert über einen stimmungsvollen harmonischen Abend aus einem Guss, auch wenn zum Happy End der Geschichte die ein oder andere Träne floss.
Ludwig Flug