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Malermeister Hans-Michael Heser gibt nach 45 Jahren die Leitung des Unterwössner Handwerkertags in jüngere Hände. Ein Gottesdienst beim 157. Handwerkertag und kräftiger Beifall für seine Verdienste beenden eine Ära. (Foto: Flug)

Hans-Michael Heser übergibt Leitung in jüngere Hände

Unterwössen – Die Zeichen standen auf Abschied beim 157. Handwerkertag in Unterwössen: Nach 45 Jahren gab Malermeister Hans-Michael Heser die Leitung ab. Der 77-Jährige wurde gebührend verabschiedet.


Pfarrer Martin Straßer würdigte beim Gottesdienst in der Pfarrkirche den Handwerkertag als weithin einzigartige Einrichtung Unterwössens. In diesem Gedenk- und Dankgottesdienst sei es Zeit, voll Dank auf das Vergangene zurückzublicken und hinauszuschauen auf das neue Jahr. Straßer ist überzeugt: »Der Handwerkstag zu Wössen ist etwas ganz Besonderes, etwas Einzigartiges.«

Der Geistliche deutete auf das Inventar des Handwerkertags an den Stufen des Altarraums. Dort aufgestellt der heilige Josef, Zimmermann und Schutzpatron. Er wies auf die Zunftlade des Handwerkertags, die geschreinerte Kiste, die geöffnet das Zeichen des Handwerkertags ist. Darin wusste Straßer die bedeutsame Urkunde aus dem Jahr 1865, mit der sich der Handwerkertag aus dem seit 1725 bestehenden Augustiniverein der Handwerksburschen ableitete. Eine solche Tradition lebendig zu halten, dafür benötige es ein Gesicht, wandte er sich an Hans-Michael Heser. »Du hast dem Handwerkertag sein Gesicht gegeben, du warst da, hast alles vorbereitet und die Sitzungen mit deinen Reden geprägt.«

Der Pfarrer bezeichnete es als Schatz, was Heser dort über die Jahrzehnte bewahrt und geleistet habe. »Den Menschen ist es etwas Wertvolles, wenn jemand in dieser Zeit – durchaus eine Krisenzeit – Führung übernimmt.«

Straßer stellte das Handwerk als solches heraus, dessen Bedeutung vor allem in Notlagen ersichtlich werde. Handwerk habe goldenen Boden, das gelte seit Jahrhunderten. Vor dieser Tradition und den geschichtlichen Gründen verlange es, den Handwerkertag aufrechtzuerhalten, so wie wir diesen in den Zeiten vor der Corona Pandemie begangen und gefeiert haben.

Ein sichtlich gesundheitlich angegriffener Hans-Michael Heser wandte sich im Anschluss an den Gottesdienst an die Besucher in der Kirche: »Ich danke allen, die mich auf meinem Lebensweg begleiteten. Mir ist es gesundheitlich nicht mehr möglich, den Handwerkstag zu leiten. Gern gebe ich das in jüngere Hände.«

Bürgermeister Ludwig Entfellner zeigte noch einmal auf, wie Hans-Michael Heser auf seinem Lebensweg als Ehrenbezirksinnungsmeister des Bayerischen Maler- und Lackiererhandwerks und Ehrenobermeister seiner Malerinnung ein Netzwerk spannte und überregionale Kontakte pflegte. Von dem was Hans-Michael Heser von dort mitbrachte, davon habe das ganze Dorf profitiert, besonders von »seinem« Handwerkertag.

Entfellner kam es zu, die schriftlich zusammengefassten Gedanken für Hans-Michael Heser vorzutragen. Darin hieß es: Heser sehe die Gefahren durch aggressive, breite Werbung für Produkte. Es werde sicher schwierig, dem amazonorientierten Kaufverhalten des Kunden entgegenzuwirken. Der Malermeister vermisse die Bereitschaft des Kunden, zum Handwerker zu gehen, den Tisch beim Schreiner, statt im Möbelhaus, die Farbe und das Handwerkszeug beim Handwerker im Ort, statt bei Aldi oder Lidl zu kaufen. »Die Leute haben verlernt, zum Handwerker zu gehen«, bedauert Heser. Sie wüssten scheinbar nicht, dass nur das Handwerk im Dorf den Ausbildungsplatz ihrer Kinder im Dorf gewährleisten könne. Schon Altbürgermeister Hans Haslreiter sagte: »Es ist wichtig, zusammen zu halten und die Dorfgemeinschaft zu fördern.« Entfellner schloss mit einem herzlichen Dank an Hans-Michael Heser, den die Kirchenbesucher mit einem überaus kräftigen, herzlichen Applaus begleiteten.

Heser dankte am Ende sichtlich gerührt mit den Worten: »Meinen ganz herzlichen Dank für all das, was ihr mir heute geboten habt.«

Zuvor brachte der Bürgermeister aber noch eine Überraschung. Mit zwei jungen Unterwössner Meistern, dem Elektromeister Alex Haslreiter und dem Schornsteinfeger Fabian Merkle, stellte der Bürgermeister das Team vor, das die Fußstapfen Hesers im Handwerkertag füllen möchte. Hans-Michael Heser nahm ihnen vor der geöffneten Zunftlade das Gelöbnis ab, »dem traditionellen Handwerkertag zu Wössen zu dienen, unser Handwerk immer würdig zu vertreten und alles Wissen, auch die Erfahrung unseres Berufes an unseren Nachwuchs weiterzugeben«.

Musikalisch begleiteten Organistin Maria Blank, Sigrid Meier mit der Harfe und Otto Dufter auf der Ziach. Am Ende wurde gemeinsam die Bayernhymne gesungen.

lukk