Parallel dazu hatte die Gemeinde bereits drei Handlungsansätze entwickelt, wie die Mobilität in Zukunft aussehen könnte. Diese wurden in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt. Grundsätzlich wies Geschäftsleiter Thomas Müllinger auf die Unterschiede zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung hin: »Während bei den Städten durch ein funktionierendes ÖPNV-System das Auto immer unwichtiger wird, dürfte bei uns auf dem Land das Auto noch länger ein notwendiger und unverzichtbarer Bestandteil des Lebens bleiben.«
Daneben will man aber verschiedene Konzepte für einen flexiblen Bedarfsverkehr entwickeln. Zum einen könnte man durch das neue Quartiersmanagement einen Fahrdienst hauptsächlich für Senioren einrichten. In dem Fall würde die Gemeinde Anschaffung, Unterhalt und Organisation, möglicherweise in Kooperation mit dem Wössner Regenbogen übernehmen. Abzuklären seien noch versicherungsrechtliche Fragen.
Zum anderen sei ein Carsharingmodell denkbar, dessen Machbarkeit vom Ökomodell Achental für seine Mitgliedsgemeinden geprüft werde. Hierbei müsste die Gemeinde ein Leihauto und eine Infrastruktur mit einem Parkplatz und einer E-Ladesäule zur Verfügung stellen sowie den Unterhalt, die Organisation und die Abwicklung übernehmen. Während Bernd Katzbichler (Grüne) dem Carsharing-Konzept sehr positiv gegenüberstand, weil »es für manche Bürger praktisch den Zweitwagen ersetzt«, wiesen andere Gemeinderäte darauf hin, dass es für dieses Konzept »nicht viel Nachfrage« gebe.

Das dritte Konzept für eine Ergänzung des unterversorgten Personennahverkehrs sei ein Rufbusmodell »Traudi« in Anlehnung an das bereits bestehende Rufbusmodell »Rosi« im Landkreis Rosenheim. Dort bedient man mit fünf Fahrzeugen 632 Haltestellen in elf Gemeinden. »'Rosi' wurde so gut angenommen, dass jetzt zwei zusätzliche Busse angeschafft werden mussten«, berichtete Markus Entfellner (FDP). Und Katzbichler ergänzte: »Rosi ist quasi der Goldstandard der Mobilität im ländlichen Raum.«
Kein Angebot von Haustür zu Haustür
Nach den Worten von Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) handle es sich beim Rufbus um einen haltestellenbezogenen Bedarfsverkehr, nicht aber um ein Angebot von Haustür zu Haustür wie bei einem Taxi. So prüfe man derzeit Haltestellen im Abstand von 200 bis 500 Metern, die erforderliche Zahl von Fahrzeugen, zentrale Abstellplätze, Kosten und Förderungsmöglichkeiten sowie auch Bündelungsmöglichkeiten mit »Rosi«.
Zur Entscheidungsfindung betonte Mathias Schweigl (CSU), dass für alle drei Konzepte eine Bedarfsermittlung sinnvoll sei. Auch müsse man soziale Komponenten und den Klimaschutz berücksichtigen. Einstimmig beschloss das Gremium, die vorgestellten Konzepte weiter zu verfolgen. Sobald entscheidungsreife Ergebnisse vorliegen, sollen sie dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Den Antrag der Grünen sah das Plenum durch den Sachvortrag als erledigt.
bvd