Köhler wurde am 22. Februar 1943 in Skierbieszów, Polen, geboren. Seine Familie flüchtete 1953 nach Deutschland und wurde schließlich im schwäbischen Ludwigsburg sesshaft. Nach dem Abitur 1963 und zwei Jahren Wehrdienst studierte er Wirtschaftswissenschaften in Tübingen. Dort promovierte er 1977. Über das Bundeswirtschaftsministerium und die Staatskanzlei Schleswig-Holstein führte sein Weg in den Leitungsstab des Finanzministeriums: Er wird dort Leiter des Ministerbüros.
Währungsunion mit der DDR ausgehandelt
1990 ernennt ihn Bundesfinanzminister Theo Waigel zum Staatssekretär seines Hauses. Köhler verhandelte mit der DDR-Führung über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR aus. Er war Chefunterhändler beim Maastricht-Vertrag über die europäische Währungsunion. Köhler organisierte den Weltwirtschaftsgipfel von München, als Deutschland 1992 Gastgeber des G7-Treffens der sieben führenden Industrienationen war.
1993 schied Horst Köhler aus der Bundespolitik aus und wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Weiter führte sein Weg ins Präsidentenamt der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Er wird Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.
2004 wird Horst Köhler neunter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Während seiner Amtszeit setzte sich Köhler vor allem für eine globale, gerechtere und nachhaltigere Wirtschaftsordnung ein. Er forderte eine Verantwortungsethik in der Wirtschaft und betonte, dass ökonomischer Erfolg und soziale Gerechtigkeit miteinander vereinbar sein müssten. Auch Bildung und Forschung, die Integration von Migranten sowie die Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung waren ihm wichtige Anliegen. Besonders am Herzen lagen ihm die Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika. Als ehemaliger Chef des IWF bereiste er den Kontinent mehrfach und engagierte sich für eine bessere wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Entwicklungshilfe. Er setzte sich dafür ein, dass Deutschland und Europa ihre Verantwortung für den Kontinent übernahmen.
Debatten über Gesellschaftspolitik
Sein Engagement für eine nachhaltige globale Entwicklung und eine starke Zivilgesellschaft fand international Beachtung und Anerkennung. Im Mai 2009 wurde er von der Bundesversammlung im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt.
Horst Köhler war ein Bundespräsident, der sich in den öffentlichen Diskurs einbrachte. Er hielt regelmäßig Reden zu aktuellen Themen und führte ausführliche Debatten über gesellschaftspolitische Fragen. Seine Amtszeit war jedoch auch von Kontroversen und Kritik geprägt. Insbesondere seine Äußerungen zum deutschen Militäreinsatz in Afghanistan und zum Verhältnis von Wirtschaft und Krieg führten zu heftigen Diskussionen.
Am 31. Mai 2010 trat er vorzeitig von seinem Amt als Bundespräsident zurück. »Ich bin zurückgetreten, um Schaden vom Amt abzuwenden. Die Angriffe auf mich im Zusammenhang mit meinen Äußerungen über sicherheitspolitische Interessen Deutschlands waren ungeheuerlich und durch nichts gerechtfertigt«, so zitierte ihn die Wochenzeitschrift »Die Zeit«.
2012 zogen die Eheleute Köhler – Köhler ist mit Eva Luise Köhler verheiratet, die beiden haben zwei erwachsene Kinder – auf den Unterwössner Bichlhof, um »daraus ein echtes Zuhause zu machen und Teil der Gemeinschaft in Unterwössen zu werden«, so der Altbundespräsident gegenüber dem Traunsteiner Tagblatt.
Doch so ganz funktionierte die Idee des bayerischen Refugiums neben dem Berliner Wohnsitz nicht. Weitere ehrenvolle Aufgaben warteten. Er arbeitete für die Vereinten Nationen und vertrat als Altbundespräsident seinen Nachfolger auf Afrikareisen. Dennoch, der Altbundespräsident ist häufig in Unterwössen zu sehen, sei es beim Bad im See, bei einer Fragestunde an der Unterwössner Schule oder beim Besuch eines Festzelts im Achental.
lukk