»Die Übungsanlage hat den Zweck, die Einsatzkräfte an die hohen Temperaturen bei der Brandbekämpfung heranzuführen und soll ihnen Vertrauen in die Schutzkleidung und die Ausrüstung geben«, so Stefan Thurner. Befeuert wird die Anlage mit Holz. Damit erreicht man nahezu die Hitze wie sie beispielsweise bei Wohnungsbränden entsteht. Neben der Wärmegewöhnung kann in der Anlage eine sogenannte Rauchgasdurchzündung provoziert werden. Dies ist die schlagartige Durchzündung heißer Rauchpartikel, die sich wie eine Feuerwehrwalze an der Decke des Raumes entlang schiebt.
Neben dem Kernstück der Anlage, dem sogenannten Brandraum, trainieren die Teilnehmer in dem Tagesseminar verschiedene Löschtechniken und lernen die optimale Strahlrohrführung kennen. »Viel hilft viel trifft in diesem Fall nicht zu«, informiert der Fach-Kreisbrandmeister, »denn aus einem Liter Wasser werden rund 1800 Liter heißer Wasserdampf, der den Atemschutzgeräteträgern dann entgegenschlägt«. Somit bedarf es einer ausgeklügelten Löschtechnik und eines sparsamen Wassereinsatzes, insbesondere wenn es sich um Brände in Innenräumen handelt.
Die neun Teilnehmer der Feuerwehren Kirchheim, Matzing, Petting, Reit im Winkl und Traunwalchen haben im letzten Durchlauf des Jahres in ihrer Atemschutzausbildung nun die dritte und letzte Stufe erreicht. Bereits zwei Wochen zuvor traten zwei Frauen und sechs Männer der Feuerwehren Albertaich, Bergen, Holzhausen, Ruhpolding und Trostberg zur Ausbildung an. Bis ins kommende Frühjahr hinein findet nun keine Ausbildung mehr statt.
Die Grundlagen in der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger werden in einem sechstägigen Lehrgang an den Ausbildungsstandorten Traunstein und Trostberg gelegt. Ein Trainingstag an der gasbefeuerten Brandsimulationsanlage (BSA) in Traunreut bildetet den zweiten Teil des dreistufigen Ausbildungskonzepts im Landkreis Traunstein. Den Höhepunkt bildet für die meisten Teilnehmer die sogenannte Heißausbildung in Übersee. »Nun heißt es für die Absolventen weiter regelmäßig bei den Heimatfeuerwehren üben, um die erlernten Techniken zu festigen«, so Stefan Thurner.
Mit dem Einsatz als Atemschutzgeräteträger sind unweigerlich eine gute körperliche Verfassung sowie Fitness verbunden. Aus diesem Grund werden diese Einsatzkräfte regelmäßig arbeitsmedizinisch untersucht. Weiter treten die rund 1500 Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren im Landkreis Traunstein einmal jährlich bei der sogenannten »Belastungsübung« in einer der beiden Atemschutzübungsstrecken an, um ihre Ausdauer zu beweisen. Darüber hinaus können sie weitere Fachlehrgänge wie für den Einsatz von Wärmebildkameras oder das Tragen von Chemiekalienschutzanzügen besuchen.
Allein in der Übungsanlage in Übersee sind derzeit elf Ausbilder aktiv, die sich ehrenamtlich um die Durchführung der Lehrgänge kümmern. Insgesamt sind 57 Atemschutzausbilder im Landkreis Traunstein von der Grundausbildung bis zu den Fachlehrgängen im Einsatz, um eine hohe Qualität in der Ausbildung zu gewährleisten. Sie leisten bei ihren Heimatfeuerwehren Dienst und bringen sich darüber hinaus noch für Landkreisausbildung ein.
»Das gesamte Feuerwehrwesen im Landkreis steht auf ehrenamtlichen Füßen. Daher ist es schon eine Kunst, aber auch eine Herausforderung, dass die Feuerwehren in unseren Kommunen stets genügend Personal finden, die den Weg als Atemschutzgeräteträger einschlagen. Dies gilt auch für uns als Verband der Feuerwehren, indem wir stets genügend Ausbilder begeistern können, die den jungen Feuerwehrlern etwas beibringen wollen«, so Stefan Thurner.
Hob