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Gemeinderätin Margarete Winnichner und Bürgermeister Marc Nitschke enthüllten gemeinsam die Gedenktafel für Engelbert Steiner. (Foto: vom Dorp)

Gedenktafel für Engelbert Steiner enthüllt

Übersee – »Der Überseer Schrankenwärter Engelbert Steiner wurde wegen kritischer Äußerungen gegen Nazidiktatur und Krieg denunziert, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin hingerichtet.


Engelbert Steiner wollte nicht schweigen angesichts von Unrecht. Sein Schicksal bleibt Mahnung zum Schutze der Menschenrechte heute.« Das steht auf der Gedenktafel, die Bürgermeister Marc Nitschke und Gemeinderätin Margarete Winnichner im Beisein zahlreicher Bürger am Haupteingang des Überseer Bahnhofs enthüllt haben.

Der vierfache Familienvater Engelbert Steiner vom Westerbuchberg war 39  Jahre alt, als er in der Nacht vom 7. auf den 8. September 1943 zusammen mit fast 200 Männern und Frauen in die Hinrichtungsbaracke der Strafanstalt Plötzensee in Berlin geführt und erhängt wurde. Sechs Wochen zuvor hatte ihn der berüchtigte Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

Wie konnte es dazu kommen? Steiner wurde nach der Schule Torfstecher in Rottau und Arbeiter im Kalksteinbruch in Staudach-Egerndach. 1928 heiratete er seine Frau Therese. In dieser Zeit war die Not in Deutschland besonders groß und Steiner engagierte sich deshalb, wie viele Arbeiter südlich des Chiemsees, in der Arbeiterbewegung der kommunistischen Partei, die den Nazis von Beginn an ein Dorn im Auge war.

Im Jahr 1942, Steiner war inzwischen Schrankenwärter in Übersee, nahm das Unglück seinen Lauf. Er hatte sich kritisch über die nationalsozialistischen Machthaber gegenüber dem 19-jährigen Sohn eines Arbeitskollegen geäußert. Der Arbeitskollege meldete dies dem Bürgermeister, zugleich Ortsgruppenvorsitzender der NSDAP in Übersee, der die Angelegenheit an die geheime Staatspolizei weiterleitete. Die konstruierte daraus einen besonders schweren Fall von Hochverrat und verurteilte Steiner zum Tode.

»Dieser Fall zeigt, dass es den Terror damals nicht nur in Berlin, sondern auch bei uns im Landkreis gab«, sagte Friedbert Mühldorfer, Autor des Buchs »Der Schrankenwärter Engelbert Steiner«, bei der Enthüllung der Gedenktafel. Nach seinen Worten hätte es damals wenig bedurft, um Steiner zu retten. Aber alle haben geschwiegen. Sogar die Mitläufer von damals seien später alle rehabilitiert worden.

Bürgermeister Nitschke wertete die Gedenktafel als Erinnerung und Mahnung zugleich. Auch Initiatorin Margarete Winnichner sah darin einen mahnenden Auftrag: »Uns hilft für die Zukunft nur das unbedingte Bekenntnis zum Grundgesetz.«

Als ein »Zeichen gegen Unrecht, Willkür und Mord« sah die Ortsheimatpflegerin Annemarie Kneissl-Metz die neue Gedenktafel. »Ein Erinnern ist heute besonders wichtig, wo ein Gedankengut gegen andere Meinungen, Religionen und Hautfarben wieder Kreise zieht.« Auch heute bedeute es oft Mut und Zivilcourage, um für die Menschenwürde einzustehen. »Jeder muss sich entscheiden, ob er den Mantel der Gleichgültigkeit anziehen will.« bvd