Fridolin heißt zum Beispiel der Wichtelmann, der bei Hannah Maag und ihren Kindern in Übersee wohnt. Er hat eine kleine, türkisfarbene Holztür neben dem Fenster im Wohnzimmer. Über eine winzig kleine Leiter kann er rauf- und runterklettern. Tannenbäumchen stehen davor, ein Holzschlitten, auf den er manchmal Briefchen steckt. Und ab und zu – wenn es schneit – hinterlässt er kleine Schneespuren auf dem Fensterbrett.
So, wie bei uns der Adventskalender, zieht in Skandinavien am 1. Dezember ein Weihnachtswichtel bei den Familien ein und sorgt nach und nach für weihnachtliche Stimmung. Der kleine Helfer zeigt sich nie, sondern betritt nur bei Nacht durch die kleine Wichteltür das Haus und verbreitet seinen Weihnachtszauber – mit kleinen Geschenken oder Aufgaben für die Kinder. Dafür hinterlässt er Briefchen und bittet um deren Hilfe bei den Weihnachtsvorbereitungen. Aber auch Unfug hat der Wichtel im Kopf. Tauscht schon mal die Kerzen am Adventskranz gegen Karotten, versteckt Schlüssel oder schnappt sich ein paar Plätzchen und hinterlässt Brösel. Sehr zur Freude der Kinder.
Wichtelzubehör gibt es inzwischen auch in Deutschland zu kaufen, auch Bastelanleitungen oder gar Tipps für die gesamte Adventszeit findet man im Netz. Hannah bastelt mit ihrem Mann Steffen indes alles selbst. Eigentlich haben die Schweden-Fans nur darauf gewartet, mit ihren Kindern diesen besonderen Weihnachtszauber zu erleben. Astrid Lindgrens bekanntes Kinderbuch »Tomte Tummetott« dient ihnen als Inspiration. Tomte Tummetott ist der gute Hausgeist auf einem Bauernhof, der nachts nach den schlafenden Menschen und Tieren schaut und ihnen aufmunternde Wichtelworte zuraunt. »Das war schon von klein auf mein absolutes Lieblingsbuch«, erzählt Hannah. Nicht umsonst haben sie sogar einem ihrer Kinder den Namen Tomte gegeben. Ihr eigener Hauswichtel indes heißt Fridolin, so wie einst der Hausgeist, als Hannah noch ein Kind war.
Fridolin schreibt den Kindern kleine Briefe, wenn sie etwas toll gemacht haben. Und schleicht nachts durchs Haus, um auf alle aufzupassen. Davon sind die zwei Buben inzwischen überzeugt. Stundenlang sitzen sie auf der Fensterbank vor der kleinen Tür und malen sich selbst Geschichten aus, was Fridolin so macht oder nachts wieder anstellt. »Wenn im Haus etwas kaputt geht, sind sie überzeugt, dass Fridolin das angestellt hat«, schmunzelt die Mama. Dann legen sie ihm eine Nuss oder etwas anderes Essbares vor die Tür. Denn einen Wichtel muss man gut behandeln. Das schrieb schon Astrid Lindgren. Normalerweise zieht der Wichtel zum Ende der Weihnachtszeit wieder aus. Fridolin nicht. »Der kam, um zu bleiben«, sagt Hannah. Nachdem die Kinder so begeistert waren, brachte sie es Ende letzten Jahres nicht übers Herz, die Wichteltür abzubauen. Deshalb erhielten die Kinder einen Brief, dass Fridolin beschlossen hat, bei ihnen wohnen zu bleiben, weil es ihm hier so gut gefalle. Tomte und sein Bruder Karlson waren begeistert. Seither machen sie es ihm regelmäßig schön vor der Tür, dekorieren um, hängen zu Ostern kleine Eier an die Treppe und freuen sich über seine Nachrichten, kleinen Streiche und Aufmerksamkeiten. Der kindlichen Fantasie – auch derer der Eltern – sind dabei keine Grenzen gesetzt.
In der Adventszeit wird Fridolin wieder häufiger durchs Haus in Übersee schleichen und ihn verbreiten, den ganz speziellen Weihnachtszauber. ka
Haben auch Sie einen bestimmten Brauch in der Adventszeit? Etwas, das für Sie zur Weihnachtszeit gehört. Eine Familientradition, eine Sitte unter Freunden? Schreiben Sie uns eine E-Mail an lokales@traunsteiner-tagblatt.de oder rufen Sie uns an unter Telefon 0861/98770.
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