Die Nachwahlen waren erforderlich, weil die bisherigen Amtsinhaberinnen Silvia Fröhler und Susanne Mittermaier jeweils aus gesundheitlichen Gründen ihren Rücktritt erklärt hatten. Vor wenigen Tagen ist Silvia Fröhler nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Vorsitzender Gernot Pültz berichtete, dass der Verein nach dem Rücktritt von Fröhler ohne Schatzmeisterin gewesen sei und man deshalb in der Jahreshauptversammlung nicht wie gewohnt einen Kassenbericht vorlegen könne. Er versprach aber, dass der Einblick in die Finanzen nachgereicht werde. So werde man dann in der Jahreshauptversammlung 2024 die Kassenberichte für 2022 und 2023 vorlegen.
»Ich hoffe, dass es bei allen Verantwortlichen in allen Stadtratsgremien nie auch nur einen einzigen Zweifel daran geben wird, dass der Historische Verein ein ganz wichtiger institutioneller Kulturträger, ein Garant für Geschichtskultur und für regionales Geschichtsbewusstsein ist, der alle Unterstützung wert ist«, betonte Stadtrat Karl Schulz, der in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer Grußworte sprach. Zu fördern seien auch das Heimathaus und das Museum. Zu diesem Zweck wünschte sich Schulz, »ein zweifelsfreies, positives, engagiertes Bekenntnis der Stadtratsgremien – nun ja, Glühen vor Leidenschaft geht anders –, allein schon um in absehbarer Zukunft wieder an den Holztischen der altehrwürdigen, historischen Zieglerwirtsstube im Heimathaus Platz nehmen zu können«.
Diese Stube sei das »Headquarter« des Historischen Vereins, der Atmosphäre stiftende, der den Geist so vieler honoriger Persönlichkeiten beherbergende Versammlungsraum für historische Vorträge, für kulturelle und heimatgeschichtliche Veranstaltungen, für geselliges Beisammensein mit ursprünglichem Flair in authentischem Ambiente.
Zu Beginn des Jahres 2022 sei der Historische Verein in der »Corona-Falle« gesessen, so Vorsitzender Pültz in seinem Rückblick. Vorträge und andere Veranstaltungen in großer Runde seien nicht möglich gewesen. Im Frühjahr sei Corona dann zurückgegangen, das Vereinsleben habe wieder beginnen können. Unter anderem erinnerte Pültz an die Jahreshauptversammlung im März. Sie habe einen Einschnitt gebracht: Nach zehn Jahren an der Spitze habe Hans Helmberger das Amt des Vorsitzenden niedergelegt – und er, Pültz, habe den Stab übernommen.
Mit dem Abflachen der Pandemie, so der Vorsitzende weiter, habe der Verein dann Schritt für Schritt immer mehr Aktivitäten an den Tag gelegt. Insbesondere habe er wieder damit begonnen, Vorträge zu veranstalten. So habe Stefan Schuch im Mai über den Kriegsausbruch 1870 und die Reaktion in der Heimat gesprochen. Im Juni habe der Verein den Max-Fürst-Preis an Jolanda Englbrecht aus Feldkirchen-Westerham sowie – in mehrfacher Ausführung – an eine Reihe von Jugendlichen verliehen. Im Juli unternahm man eine Exkursion ins Museum Maxhütte in Bergen.
Von September bis Dezember seien Vorträge auf dem Programm gestanden: Referate von ihm, Gernot Pültz, über die Eingemeindung von Au im Jahr 1914 nach Traunstein, von Michael Karger über 100 Jahre Haus Sonnleiten in Bergen, von Dr. Katharina Weigand über den Minister Johann von Lutz und von Hans Helmberger über den Olympiafackellauf 1972. Die Corona-Pandemie habe 2022 zu keinem Rückgang der Mitgliederzahl geführt, so Pültz, im Gegenteil: Anfang des Jahres habe der Verein 371 Mitglieder gezählt, am Ende 376.
Der Leiter des Heimathauses, Dr. Jürgen Eminger, berichtete, dass der Betrieb im Museum im vergangenen Jahr nach Corona wieder Fahrt aufgenommen habe. Veronika Leopold habe über ihre Aufgabe der Inventarisierung hinaus nach Kontaktierung von Fachleuten ein neues Museumskonzept erstellt – in der Zielsetzung, das Haus zu einem regionalen Chiemgaumuseum weiterzuentwickeln. Durch Schenkungen seien die Bestände erweitert worden. Freier Eintritt habe gute Besucherzahlen beschert, dieses Prinzip werde beibehalten.
2022 standen laut Eminger sieben Ausstellungen – viele mit künstlerischen Ausrichtungen – auf dem Programm.
Bei den von Altoberbürgermeister Fritz Stahl geleiteten Wahlen bestimmten die Mitglieder einhellig Charlotte Spirkl und Gudrun Perchermeier zur neuen Schatzmeisterin beziehungsweise zur neuen Schriftführerin. Ebenso einstimmig bestellten sie Stefan Schuch zum Mitglied des Vorstands der Stiftung Heimathaus – Fröhler war auch von diesem Amt zurückgetreten – und Gernot Pültz zum Stellvertreter.
Hedwig Amann berichtete, dass der Historische Verein am 29. April, eine Exkursion nach Landshut unternehme. Vorgesehen sei zunächst eine Besichtigung des »Museums Geschichtsboden« mit regionalen Exponaten, die auf besondere Weise präsentiert werden. Nach der Mittagspause in Landshut stehe dann eine Führung durch die Burg Trausnitz auf dem Programm – mit dem Höhepunkt der Besichtigung der Kunst- und Wunderkammer mit Sammelstücken, die dem Repräsentationsbedürfnis der Fürsten dienten.
Angesichts der beiden unterschiedlichen Museen sei die Möglichkeit gegeben, dem Gegensatz zwischen damaligem und heutigem Sammelinteresse nachzuspüren. Ab sofort seien Anmeldungen per E-Mail an hedwig.amann@gmx.de möglich.
Zweiter Vorsitzender Stefan Schuch sagte, dass der Verein einen Beitrag zu den Chiemgauer Kulturtagen »SALZ REICH« leiste und den sogenannten Salinenbilderzyklus vom 6. bis 25. Juli im Kapuzinersaal der Klosterkirche in Traunstein zeige. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen seinen Angaben zufolge nicht die Kunstwerke, sondern die Arbeitswelt des Salinenbetriebs, also ein sozialhistorisches Thema. Geplant seien Ergänzungen der Gemälde durch Texte und andere Exponate.
pü